Seit fünf Jahren müssen im gesamten Kreis Unna freilaufende Katzen registriert, kastriert und durch einen Mikrochip gekennzeichnet werden. Der Tierschutzverein Lünen macht aber immer wieder die Erfahrung, dass nicht alle Tiere diesen Vorschriften entsprechen - so erst vor Kurzem im Geistviertel.
Dort haben Andrea Komac und ihr Team im Juni innerhalb von drei Wochen 19 unkastrierte Katzen gefangen. Elf von ihnen sind noch Jungtiere. Durch Meldungen von Anwohnern sei man auf die Situation aufmerksam geworden. Daraufhin war der Tierschutzverein zunächst vor Ort unterwegs, um herauszufinden, wo die Katzen sich aufhalten. An diesen Plätzen habe man dann Fallen aufgestellt und konnte mit entsprechenden Lesegeräten relativ schnell feststellen, dass die meisten gefangenen Katzen niemandem gehören.
Neun Kitten suchen neues Zuhause
Die Muttertiere wurden laut dem Verein kastriert, gechippt, beim Haustierregister „Tasso“ registriert und wieder in die Freiheit entlassen. Für die Kitten hoffe man nun, dass „liebevolle, neue Zuhause gefunden werden“. Derzeit warten noch neun Katzen auf einen Besitzer oder eine Besitzerin. Der Tierschutzverein sei hierbei auch auf die Mithilfe von Freiwilligen angewiesen, die den Kitten ein „gefahrloses Aufwachsen bis zur Vermittlung“ ermöglichen.
Es würden keinerlei Kosten für diese Pflegestellen entstehen. „Lediglich Zeit, Geduld und ganz viel Liebe ist nötig, um den holperigen Start in ein hoffentlich langes Leben zu ermöglichen“, so der Tierschutzverein. Interessenten für die Jungkatzen oder die Pflegestelle können sich unter 0157/80460061 oder per Mail an luenertierschutz@gmx.de melden. Bis die Kitten ein neues Zuhause finden, kümmert sich der Lüner Tierschutzverein um die Katzen.

Solche Funde wie im Geistviertel sind keine Seltenheit, weiß Andrea Komac. Bis zu dreimal im Jahr würden demnach Katzenbabys im ganzen Stadtgebiet von Lünen auftauchen. In den vergangenen Monaten habe sich die Situation aber noch mal deutlich verschlimmert. „Es ist Wahnsinn, wie viele Tiere derzeit draußen rumlaufen. Wenn die Kitten im Frühjahr und Herbst geboren werden, war es schon immer viel. Aber dieses Jahr ist es wirklich extrem.“

Nicht nur die Tiere an sich werden mehr, sondern auch freilaufende Katzen ohne Kastration, erklärt die Vorsitzende. Die Tierschutzorganisation Peta rechnet vor, dass eine unkastrierte Katze pro Jahr theoretisch zwölf Jungtiere gebären kann. Rein rechnerisch können also eine Katze und ihre Nachkommen in sieben Jahren 370.092 Katzen zeugen. Laut dem Kreis Unna werden Jungkatzen nach etwa einem halben Jahr geschlechtsreif und können sich dann vermehren. Daher sollten männliche wie auch weibliche Katzen, die freien Auslauf haben, ab dem fünften Lebensmonat kastriert werden.
Komac vermutet, dass einige Besitzer kein Geld für den Eingriff beim Tierarzt haben. Bei den 19 gefangenen Katzen im Geistviertel habe man hingegen eine Generation gefunden, die wohl ohnehin keinem gehört. Gemerkt hat der Verein das neben den fehlenden Chips auch am Verhalten der Tiere. „Die Muttertiere waren nicht unbedingt freundlich und ein bisschen kratzbürstig“, erinnert sich die Vorsitzende. Umso wichtiger sei es nun, dass die Kitten vermittelt werden können und in Menschenhand kommen. Denn die Tierheime in der Region würden derzeit bis oben hin voll sein, so Komac. In Unna sind derzeit 19 Hunde, acht Kleintiere und 13 Katzen in der Vermittlung.
Weitere Suchen nach Katzen
Der Tierschutzverein will in den kommenden Wochen und Monaten weitere Plätze absuchen, an denen viele freilaufende Katzen und auch Kitten gesichtet wurden. Demnach sind die „nächsten Baustellen“ der Evangelische Friedhof an der Münsterstraße und die Mülldeponie am Brückenkamp, wo vor Weihnachten bereits einige Rassekatzen gefunden worden sind. „Uns macht es traurig, dass es immer mehr Tiere draußen werden. Aber viele scheinen sich daran schon gewöhnt zu haben“, so Andrea Komac.
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