Auf einer der Hauptverkehrsstraßen in Lünen, der Kurt-Schumacher-Straße, hat es am Dienstagmorgen gegen 7.20 Uhr einen schweren Unfall gegeben, bei dem eine 16 Jahre alte Schülerin gestorben ist. Die Jugendliche war nach Polizeiangaben auf dem Radweg an der Kurt-Schumacher-Straße unterwegs, parallel zu ihr fuhr ein Lkw in Richtung Kreuzung Kamener Straße.
Der Lastwagen habe dann nach rechts auf den Edeka-Parkplatz nahe der Kamener Straße abbiegen wollen. Dabei sei es zu dem Zusammenstoß mit der Radfahrerin gekommen, erklärte die Polizei. Die 16-Jährige starb noch am Unfallort. „Der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht“, so ein Polizeisprecher. Es handelte sich bei ihm um einen 45 Jahre alten Mann aus Dortmund.
Gegen den Mann wird nun ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, berichtet ein Sprecher der Polizei. Das sei bei schweren Unfällen die Regel. Zum möglichen Vorwurf äußerte sich der Sprecher nicht. In vergleichbaren Fällen wurden Ermittlungsverfahren mit dem Vorwurf „fahrlässige Tötung“ geführt. Fraglich ist, ob der Fahrer die Radfahrerin vorab sehen konnte.
Diese Frage soll unter anderem das spezialisierte Unfallaufnahmeteam der Polizei Dortmund klären, das zusätzlich zu den anderen Polizeiwagen, Feuerwehr und Rettungskräften stundenlang an der Unfallstelle im Einsatz war. Das Unfallaufnahmeteam sicherte die Spuren am Unfallort. Im Einsatz waren dafür moderne technische Hilfsmittel, um die Unfallstelle in 3D zu vermessen, auch eine Drohne war in der Luft. Mit gelber Farbe zeichneten die Beamten zudem Markierungen auf die Straße. Ein Bestatter holte schließlich den Leichnam der Schülerin ab.
Gut vier Stunden nach dem tödlichen Verkehrsunfall wurde die Kurt-Schumacher-Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Zuvor hatte es sich in der Lüner Innenstadt durch den Unfall gestaut. Der Verkehr wurde aus südlicher Richtung von der Kurt-Schumacher-Straße auf die Kupferstraße umgeleitet. Auch auf den Umleitungsstrecken, etwa der B54, war es zeitweise voll.
Erst vor gut einer Woche hatte die für Lünen zuständige Polizei Dortmund die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2024 veröffentlicht. Polizeipräsident Gregor Lange hatte sich in einer Mitteilung erfreut gezeigt, dass es in Lünen im Jahr 2024 keinen einzigen tödlichen Verkehrsunfall gegeben hatte. „Ein bedeutender Meilenstein“ in der Strategie „Vision Zero“, teilte die Polizei mit. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle war insgesamt gesunken – um deutliche 24,1 Prozent. 2023 hatte es noch drei Unfälle mit Todesfolge in Lünen gegeben. Immer wieder hatten auch Radfahrer bei Unfällen in Lünen ihr Leben verloren, etwa an der Kurler Straße und an der Moltkestraße. An beiden Unfallstellen wurde in Gedenken an die Gestorbenen ein sogenanntes Ghostbike – ein komplett weiß lackiertes Fahrrad – aufgestellt. Das ist auch ein politisches Zeichen, das auf die Gefährdung von Radfahrern im Straßenverkehr hinweisen soll.
Ob im Fall des Lüner Lkw-Fahrers ein sogenannter Abbiegeassistent verbaut war, ist bisher nicht bekannt, teilte der Polizeisprecher mit. Diese technischen Hilfsmittel warnen den Fahrer vor einer möglichen Kollision, wenn sich etwa ein Radfahrer im „Toten Winkel“ befindet und für ihn deshalb nicht sichtbar ist.
Am Nachmittag äußerte sich Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns betroffen über die Nachricht: „Ein junger Mensch, mit Plänen, mit Ideen, mit einer Zukunft, wurde von einem Moment auf den anderen aus dem Leben gerissen. Diese Nachricht erschüttert uns zutiefst.“ In die Trauer mische sich die Erkenntnis der eigenen Hilflosigkeit, „unsere Gedanken sind bei der Familie des verunglückten Mädchens, bei ihren Angehörigen und Freundinnen und Freunden, ihren Mitschülerinnen und Mitschülern. Im Namen der Menschen in unserer Stadt, des Rates und der Verwaltung möchte ich ihnen allen unsere Anteilnahme aussprechen. Wir fühlen mit ihnen.“

