„Kunst, Qualität und Schönheit für Lüner Innenstadt“ Auktionshaus an Persiluhr gezogen

Auktionshaus an Persiluhr gezogen: „Kunst und Qualität für die Innenstadt“
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Der Name Hans-Jürgen Bäumer mag vielen Lünern ein Begriff sein. Über viele Jahrzehnte hinweg betrieb er ein Bekleidungsgeschäft an der Cappenberger-, Ecke Erzbergerstraße. Als er alt und krank wurde hatte Tochter Simone Groben das Geschäft noch gemeinsam mit ihrer Mutter eine Weile weiter betrieben. Wegen der großen Konkurrenz durch Online-Handel gab sie dann 2013 jedoch auf. „Die Leute haben bei uns anprobiert und sich beraten lassen“, erinnert sich Ehemann Friedhelm Groben, „gekauft haben sie dann aber online. Da stimmte der Umsatz dann einfach nicht mehr.“

Gemälde und Schnitzereien

Einige Jahre lang vermietete die Familie dann das Ladenlokal an unterschiedliche Betreiber: Ein Angebot an Allerlei wie Töpfe oder Spielwaren gab es oder eine Näherei. „Doch auch das war „wenig gewinnbringend“. Die Mieten seien nur unregelmäßig eingegangen, erzählen die Grobens. „Es war immer schleppend und hat dann einfach keinen Zweck mehr gehabt. Und es gibt auch nur sehr wenige Branchen, die hier Erfolg hätten“, sagt Friedhelm Groben.

Also entschlossen sich die Grobens selbst einzuziehen. In dem 150-Quadratmeter-großen Ladenlokal haben nun antike Kunstgegenstände Platz gefunden. Im vergangenen Spätsommer hatten Simone und Friedhelm Groben eine Filiale ihres „Auktionshaus Groben“ eröffnet. Nun zieren Gemälde, Kunst-Schnitzereien und edles Geschirr die Schaufenster. „Wir wollen der Innenstadt Qualität, Kunst und Schönheit gönnen“, sagt Simone Groben lachend.

Das Fritz-Bäumer-Haus. Unten das Ladenlokal oder eine Praxis für Sprachtherapie.
120 Jahre gab es an der Cappenberger Straße 1 ein Modegeschäft. © Jessica Hauck (Archiv)

Vom ersten Tag an sei das Auktionshaus ein Knaller gewesen. Im Geschäft bestücken edle Vasen, Kunstmalereien, geschnitzte Engel, Silberbesteck, einige Möbel, Schmuck, Uhren, Glas und Deko-Artikel die Regale, Vitrinen und Auslageflächen. Direkt hinter dem Eingang steht, zum Beispiel, eine so genannte Königsvase. „Große üppig gestaltete Prunkdeckelvase mit amphorenartigem Korpus und rosenbesetzten Handhaben“, heißt es in der Beschreibung. Sie stammt aus der Sächsischen Porzellanmanufaktur zu Potschappel und ist etwa 170 Jahre alt. Verkauft wird sie für 2200 Euro.

„Wir verkaufen im Prinzip alles, was früher wertvoll war“, erklärt Friedhelm Groben. „Die Objekte stammen aus der Zeit ab etwa 1750 und reichen bis etwa 120 Jahre zurück“, ergänzt Simone Groben. „Wir haben Objekte aus dem Barock, Biedermeier und Historismus, bis hin zum Jugendstil. Das gesamte Sortiment.“

Friedhelm Groben ist seit über 30 Jahren im Antiquitäten- und Kunsthandel tätig. Anfangs hatte er ein großes Geschäft in Dortmund mit zehn Angestellten und einer Restaurations-Werkstatt. Dann wollte er gemeinsam mit seiner Frau den Handel in Form von Auktionen betreiben.

Eine reich verzierte Porzellan-Vase
Die Königsvase aus der sächsischen Porzellanmanufaktur. © Kristina Gerstenmaier

Während viele Einzelhändler unter den Corona-Beschränkungen litten, sind die Grobens mit ihrem Kunsthandel echte Gewinner. „Wir konnten den Umsatz dadurch verdoppeln“, erzählt Friedhelm Groben. Seither hat ein viel breiteres Publikum die Möglichkeit, die Objekte zu ersteigern. Die Bieter seien dadurch sehr international geworden und kämen auch aus Japan, Korea, der Ukraine oder den USA.

Auch der Schritt, Versteigerungen statt reinen Handel zu betreiben, war ein guter. „Durch die Auktionen kann sich der Kunde sicher sein, dass die Objekte immer den bestmöglichen Preis erzielen“, erklärt Groben. Meist bekommen die Grobens ihre Objekte aus privaten Sammlungen oder werden gebeten, Erbstücke zu veräußern. Oft müssen sich Senioren, wenn sie sich im Alter verkleinern, von Teilen ihrer Einrichtung trennen. All die bezeichnet Friedhelm Groben als Kunden.

Wenn sie Kontakt zu den Auktionären aufgenommen haben, gibt es Listen, auf denen man einsehen kann, zu welchem Preis die Gegenstände gehandelt werden. „Manchmal ziehen wir auch einen Kunst-Experten hinzu und lassen ihn die Echtheit bestätigen.

Versteigerung auch online

Für jedes Objekt wird ein Mindestpreis angesetzt, ein so genanntes Limit, den die Bietenden wenigstens zu zahlen haben. Der wird bewusst auf etwa die Hälfte des eigentlichen Preises festgesetzt, um die Käufer zum Bieten anzuregen. Dann geht es in Schritten immer weiter nach oben. Wer zuletzt alleine ein Gebot aufrecht erhält bekommt den Zuschlag. Das läuft online genau wie in Präsenz. Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten.

Wer kein Internet hat, kann per Telefon dabei sein. Bei der jüngsten Auktion im Januar waren 560 Objekte in der Versteigerung, 280 davon fanden Käufer. Den höchsten Preis erzielte diesmal eine Bronzefigur, die für 7700 Euro ersteigert wurde.

Wie die Suche nach Gold

Für das Ehepaar Groben ist der Handel mit Antiquitäten eine große Leidenschaft. „Wenn Sie da einmal fasziniert sind, lässt sie das nicht mehr los“, ergänzt Friedhelm Groben. „Das ist wie Goldgraben. Da kann man wirklich zufällige Schätze entdecken und heben.“

Seit es Ebay gibt, werden die Antiquitätenhändler und Aktionäre immer weniger. Es habe den Markt komplett verändert. „Es gab einen Preis- und Qualitätsverfall.“ Doch die Grobens bleiben „Wir wollen bis zum bitteren Ende durchhalten“, sagt Simone Groben lächelnd und erklärt: „Das ist nichts, womit man sich frühzeitig zur Ruhe setzt.“

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