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Thomas Overmann: „Weniger Druck auf dem Kessel“
Landesliga-Derby
Wir haben im Vorfeld des Landesliga-Derbys zwischen dem SV Herbern und dem Werner SC mit zwei Hauptverantwortlichen der Klubs gesprochen. Sie haben auch versucht, die Rivalität zu erklären.
Dreißig Jahre hatte es gedauert, bis sich der Werner SC und der SV Herbern in der Meisterschaft mal wieder auf Augenhöhe begegnen. Und jetzt steht schon das vierte Derby in der Landesliga zwischen den beiden Klubs an. Ob die Aufregung vor dem Duell am Sonntag, 24. März, um 15.15 Uhr auf dem Kunstrasenplatz am Siepenweg in Herbern, der Rasenplatz ist nicht bespielbar, noch genauso groß ist, wie in der vergangenen Saison vor der ersten Begegnung nach drei Jahrzehnten, erzählen Thomas Overmann (Fußball-Chef des WSC) und Jürgen Steffen (Vorsitzender SV Herbern) im Interview.
Die vergangenen drei Male wurde das Derby verlegt, beispielsweise auf einen Freitagabend. Jetzt bleibt es beim angesetzten Termin am Sonntag um 15.15 Uhr. Warum?
Steffen: Wir hätten das Spiel schon gerne verlegt, aber am Freitagabend hätten uns drei Spieler aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung gestanden. Da wollten wir uns nicht selbst schwächen. Aber klar, attraktiver wäre das Abendspiel natürlich gewesen. Da wären dann auch Fußballbegeisterte aus dem Umland gekommen, die mit beiden Vereinen eigentlich so gar nichts zu tun haben.
Overmann: Und dann gab es ja noch die Überlegung, das Spiel am Sonntag in den späten Nachmittag hinein zu verlegen. Das kam für uns dann aber nicht in Frage.
Wie groß ist die Vorfreude?
Steffen: Die ist natürlich sehr groß. Sportlich kann uns das Derby auch nach vorne bringen, können uns mit einem Sieg von der Abstiegsregion weiter distanzieren.
Overmann: Die ist auf jeden Fall da, aber diesmal können wir entspannter nach Herbern fahren – ich sehe uns auf Augenhöhe. Wir sind nicht so unter Druck wie in der vergangenen Saison.
Im Vergleich zu einem normalen Spiel, wie groß ist der Mehraufwand für den Derby-Gastgeber?
Steffen: Der ist schon größer. Ganz klar. Jetzt am Sonntag wollen wir zum Beispiel einen zweiten Würstchenstand und einen zusätzlichen Bierstand aufbauen. Man braucht mehr Ordner und auch an der Kasse müssen mehr Leute arbeiten, damit es beim Einlass schneller geht.

SVH-Vorsitzender Jürgen Steffen erwartet wieder 600 Zuschauer zum Derby gegen den Werner SC. Das Spiel wird allerdings diesmal auf dem Kunstrasenplatz angepfiffen. © Greis
Welche Bedeutung hat das Derby für Sie?
Overmann: Ein Derby ist immer etwas Besonderes. Aber von der Bedeutung her war der 3:0-Sieg gegen Stadtlohn am vergangenen Spieltag wichtiger als das Derby. Stadtlohn steht schließlich hinter uns und genau das sind die Gegner, auf die wir schauen müssen. Außerdem hatten wir ja davor drei Mal in Folge verloren. Aber das Derby nehmen wir natürlich gerne mit, die Spieler, die Fans – alle freuen sich auf das Spiel. Man hat ja gesehen, was das Spiel für ein Zuschauerinteresse ausgelöst hat. Jetzt beim vierten Aufeinandertreffen ist die Aufmerksamkeit vielleicht etwas weniger geworden, es ist etwas weniger Druck auf dem Kessel.
Steffen: Das Spiel ist natürlich von der räumlichen Nähe der Klubs und der Tradition her – und der damit verbundenen Rivalität – sehr bedeutend. Und für uns Vereine auch finanziell wichtig. Das darf man auch nicht vergessen.
Woher kommt diese Rivalität? Ist es nur die Nähe?
Overmann: Viele Werner haben ja schon in der Vergangenheit in Herbern gespielt. Leute wie Hansi Küpper, Günther Büscher, Franz Stüer oder Bernd Haverkamp zum Beispiel. Ende der 1980er sind viele SSV-Werne-Spieler zum SV Herbern gewechselt. Heute sind wir in der Lage, unsere Werner Spieler zurückzuholen. Das waren wir früher nicht. Dieser Austausch hat natürlich auch zur Rivalität beigetragen. Heute gibt es in Herberns Mannschaft keinen mehr aus Werne. Da haben wir ganz schön aufgeholt, ich sehe uns mittlerweile sogar auf Augenhöhe mit dem SV Herbern. Wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis.
Steffen: Das mit den Spielern hat sicherlich zur Rivalität beigetragen. Solche guten Spieler hätten die Werner natürlich lieber bei sich gesehen. Und zum Wochenende braucht man eben ein natürliches Feindbild. Am Montag ist dann alles wieder gut (lacht).

WSC-Fußball-Chef Thomas Overmann glaubt an ein erneutes Remis gegen den SV Herbern. © Helga Felgenträger
Schlagen wir einen großen Bogen, wie zufrieden sind Sie denn mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Steffen: Wenn man den Aderlass vor der Saison nimmt, wo uns viele gute Spieler verlassen haben, muss ich sagen, dass ich persönlich sehr zufrieden bin. Was das Trainerteam mit der jungen Truppe leistet, ist schon echt top.
Overmann: Wir haben schon gezeigt, dass wir gegen stärkere Gegner mithalten können, aber ich sehe uns noch in der Lernphase. Mit dem Saisonverlauf bin ich zufrieden. Wir müssen jetzt nur so schnell wie möglich den Klassenerhalt festmachen. Man sagt ja immer, dass das zweite Jahr das schwierigste ist. Deshalb dürfen wir uns zu keiner Zeit in Sicherheit wiegen.
Zum Abschluss geben Sie doch bitte noch einen Tipp fürs Derby am Sonntag ab.
Overmann: Ich hoffe einfach auf ein gutes Spiel. Beide Teams haben gute Techniker in ihren Reihen. Mein Tipp lautet 2:2 – das Standardergebnis. Zwei von drei Derbys endeten ja so.
Steffen: Wir liegen zunächst lange 0:1 hinten. Dann schießen wir den Ausgleich und schließlich, ganz kurz vor Schluss, erzielen wir das 2:1. Aber im Ernst: Die Chancen stehen 50:50. Es wird auf die Tagesform ankommen.
Jahrgang 1982, ist seit 2007 als Journalist bei den Ruhr Nachrichten tätig und hat im Jahr 2016 sein Volontariat begonnen. Seit April 2018 schreibt er als Redakteur für den Werner Sport.
