SV Stockum reagiert auf harte Kritik von Leonardo Amoresano „Hat nur Söldner verpflichtet“

Weiter Ärger um Trennung von Leonardo Amoresano beim SV Stockum
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Im Oktober gab es den Knall beim SV Stockum. Da trennten sich der B-Ligist und Trainer Leonardo Amoresano. Zuletzt zeigte sich der Ex-Coach besorgt, äußerte aber auch Kritik an seinem ehemaligen Verein. Der wollte diese nicht unkommentiert lassen und legt nun seine Sicht der Dinge nahe, auf die Amoresano ebenfalls bereits reagiert hat.

SV Stockum reagiert auf Leonardo Amoresano

„Es gibt drei Kriterien, auf die wir uns geeinigt haben“, leitet Josef Holtrup, Kassierer und Vorstandsmitglied des SV Stockum, das Gespräch ein, um die Hintergründe der Trennung von Amoresano verständlich zu machen. „Erstens haben wir gesagt, dass wir Spieler holen wollen, die sich mit Stockum identifizieren. Zweitens können wir so lange in der Kreisliga B bleiben, bis wir aufsteigen, es gab da keinen Druck. Drittens wollen wir die finanziellen Aufwendungen herunterfahren.“

Darauf hätten sich Verein und Übungsleiter verständigen können. Zunächst lief es auch wirklich ordentlich, wurde der SV Stockum in den vergangenen beiden Jahren jeweils Vierter der Kreisliga B.

„Das weckt Begehrlichkeiten und Leo wollte dann möglichst schnell in die Kreisliga A hoch. Mir war aber klar, dass es so nicht reicht. Leo hat aus meiner Sicht dann den Faden verloren. Er wollte den Aufstieg mit allen Mitteln und hat Leute verpflichtet, die nicht dem vereinbarten Weg entsprachen. Er brachte uns Söldner, die Geld für Fahrtkosten und Einsatzpauschalen haben wollten und keine Spieler, die gesagt haben, dass sie für Stockum spielen wollen, sondern für unseren Trainer Leo Amoresano“, sagt Holtrup.

Leonardo Amoresano hat die Hände in die Hüften gestemmt.
Mittlerweile hat sich Leonardo Amoresano einem neuen Verein angeschlossen. © Verena Schafflick

Amoresano sagt dazu: „Ich habe versucht, eine kompetitive Mannschaft aufzubauen, die oben mitspielt. Es wurde auch signalisiert, dass wir nicht oben mitspielen müssen, das fand ich sehr fair. Das ist aber nicht mein Anspruch und ich habe nur die Mittel eingesetzt, die ich zur Verfügung hatte und niemanden aus dem blauen Dunst geholt.“

Dass es wenig Identifikation gegeben habe, bestätigt auch der Ex-Trainer, sieht darin aber nur teilweise die Schuld bei den Spielern. „Es lief viel falsch. Im Prinzip war es mit meinem Co-Trainer Marvin Palmowski eine Zwei-Mann-Show. Es hat sich im Prinzip niemand vom Vorstand gezeigt. Zur Identifikation gehören immer zwei Seiten. Deswegen ist da sicher auch etwas in die Brüche gegangen.“

Risse gibt es schon zuvor an der Boymerstraße

Das berichtet auch Holtrup. „Leo hat mich im September zum Gespräch gebeten und wollte über eine Neuausrichtung sprechen. Er hat gesagt, er wolle sich von acht bis neun Spielern trennen“, so der Kassierer. Amoresano bestätigte, dass es Trennungen gegeben habe – allerdings habe es sich da lediglich um ein Duo gehandelt.

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt wurde wohl deutlich, dass der gemeinsame Weg enden würde. „Wir haben einstimmig beschlossen, dass im Sommer Schluss sein soll“, sagt Holtrup. Amoresano habe laut eigener Angabe daraufhin mitgeteilt, dass er das nicht wolle, sondern höchstens bis Winter bleiben wolle. Mit dem heutigen Coach Yassine Najih stand der Nachfolger nicht nur in den Startlöchern, sondern sollte die Mannschaft an der Seite von Amoresano betreuen.

„Drei Tage nach der Vereinbarung ruft er dann an und sagt, dass er nicht kommt“, sagt Holtrup. „Gott sei Dank war Yassine bereit, die Mannschaft auf das Spiel gegen Herringen vorzubereiten.“

Nach Amoresano hätte Najih aber zusammen mit ihm im besagten Spiel zusammen auf der Bank coachen sollen: „Ich wusste, dass mit Yassine ein neuer Trainer da ist. Wie sieht es denn aus, wenn der neue Trainer da ist und ich sitze dann mit auf der Bank?“

Spieler verlassen nach Amoresano-Abgang SV Stockum

Im Zuge der Trennung von Coach und Verein erklärten einige Spieler, nicht mehr für Stockum auflaufen zu wollen. „Leo hat angerufen und gesagt, dass einige Spieler mit ihm gekommen seien und diese dann auch mit ihm gehen würden. Zehn Spieler sind dann nicht mehr gekommen und haben uns verlassen, weil Leo das gesagt hat. Von 24 Spielern sind 14 übrig geblieben. Es waren Spieler weg, weil Leo verboten hat, dass sie für Stockum spielen. Dabei hatte er uns sein Ehrenwort gegeben, so etwas nicht zu tun“, gibt Holtrup zu Protokoll.

Najih stützt die Version des Vorstandsmitglieds: „Es gibt Spieler, die uns das bestätigt haben, die auf Thorsten (Paschen, Geschäftsführer, Anm. d. Red.) und mich zugegangen sind. Sie haben gesagt, dass Leo gesagt hätte, er würde es begrüßen, dass, wenn sie zusammen gekommen sein, dann auch zusammen gehen sollen. Es gab andere, die gesagt haben, dass sie nur mit dem Go von Leo bleiben.“

Amoresano widerspricht an dieser Stelle vehement. „Ali Altintas hat mich angerufen und gefragt, ob er noch spielen soll. Ich habe geantwortet: ‚Glaubst du wirklich, ich würde dir so etwas sagen?‘ Er hat dann noch überlegt und dann entschieden, dass er nicht mehr spielt.“ Diese Version bestätigte Altintas auf Anfrage.

Ähnlich habe sich der Fall bei Dominik Herrmann und Andreas Betke verhalten. Auf Anfrage sagte Herrmann, er sei nicht mit der Art der Demontage Amoresanos einverstanden gewesen. Betke hingegen gibt sogar an – ebenso wie Altintas –, aufgefordert worden zu sein, bis Winter weiterzumachen. Alle drei entschieden sich letztlich dafür, sofort aufzuhören.

Vorwurf der „verbrannten Erde“ Richtung Ex-Coach

Zuletzt hatte Amoresano mangelnde Kompetenz im Seniorenbereich beim SV Stockum bemängelt – ein Punkt, den Holtrup vehement zurückweist: „So viel Kompetenz wie bei uns am Vorstandstisch gibt es nicht bei jedem Verein“, so der Kassierer mit Verweis auf seine Vita, die ihn als Sportlichen Leiter, Trainer, Spieler und Jugendleiter auszeichnet. „Mehr Kompetenz geht nicht. Er bemängelt, dass wir keine Ahnung haben. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Ehrenamtler.“

Nach dem geräuschvollen Ende fasst Holtrup das Ende der Zusammenarbeit so zusammen: „Leo spricht von seinem Vermächtnis, was wir kaputt gemacht haben sollen. Da frage ich mich, welches? Wir sind in einer schwierigen Situation abgestiegen, haben uns gefangen, aber jetzt ist alles genauso kaputt wie zum Zeitpunkt, als er gekommen ist. Er hat am Ende viel verbrannte Erde hinterlassen.“

Dem widerspricht Amoresano: „Das habe ich nicht, diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Ich habe gesagt, dass es gefährlich ist, wenn alles auf mich aufgebaut ist“, so der Ex-Coach, der das Thema nun nach Möglichkeit ruhen lassen will. „Ich habe überhaupt kein Problem mit dem Verein. Ich habe damit abgeschlossen.“ Ähnliches signalisierte zuletzt auch der SV Stockum im Gespräch mit dieser Redaktion.