In der kommenden Saison wird der SV Herbern zum ersten Mal seit 2010 wieder in der Fußball-Bezirksliga an den Start gehen. Nach 14 Spielen in Folge ohne Sieg und bislang keinem einzigen Erfolg im Kalenderjahr 2023 dürfte der Abstieg zu diesem Zeitpunkt für niemanden mehr überraschend sein. „Man musste sich in den vergangenen Wochen schon mit dem Thema befassen, deshalb schockt es jetzt nicht wirklich. Vor allem wenn man es nicht schafft, die Spiele selber zu gewinnen“, sagte auch Kapitän Johannes Richter nach dem 0:2 in Dülmen.
Dass die Saison schwierig werden würde, zeichnete sich schon im vergangenen Sommer ab. 14 Abgängen standen damals ebenso viele Neuzugänge gegenüber, dazu kam ein komplett neues Trainerteam unter Führung von Julian Wiedenhöft.
Jetzt, am Ende der Spielzeit, lässt sich konstatieren: Der Umbruch hat nicht funktioniert, denn der Abgang vieler Leistungsträger wurde nicht kompensiert. Aus den vielen jungen Talenten und einigen wenigen Routiniers ist keine schlagkräftige Truppe zusammengewachsen, die auf Dauer in der Landesliga bestehen konnte.
SV Herbern holt zu wenige Siege
Der ordentliche Saisonstart täuschte noch über vieles hinweg, doch bereits in der Hinrunde tat sich der SVH schwer, Siege einzufahren. Wenn, dann waren es Kraftakte nach eigenem Rückstand wie im Heimspiel gegen Altenrheine oder beim bislang letzten Erfolg Anfang Dezember in Neuenkirchen. Zu wenig in dieser engen Landesliga.
Was außerdem auffiel: Schon früh in der Saison hatte die erste Mannschaft nach mehreren Verletzungen mit Personalsorgen zu kämpfen. Spieler, die fest für die U23 in der Kreisliga A oder die A-Jugend eingeplant waren, mussten dauerhaft die Lücken stopfen. Sie machten ihre Sache meistens gut, allerdings kann man von ihnen auch nicht verlangen, eine Mannschaft durch den harten Abstiegskampf der Landesliga zu führen.
Außerdem fehlten sie ihren „eigentlichen“ Teams häufig, – die ambitionierte Herberner Zweite landete so zwischenzeitlich im Abstiegskampf. Das Versäumnis der Sportlichen Leitung, für einen ausreichend breiten Landesligakader zu sorgen, wirkte sich so auf die gesamte Fußballabteilung aus.

Im Winter gab es dann den nächsten kleineren Umbruch: Ein paar jüngere Spieler verließen den Verein bereits wieder, mit Ex-Kapitän Michael Schulte oder dem ehemaligen Bundesligastürmer Marcus Fischer kam dafür viel Erfahrung, mit Maurice Modrzik zudem ein talentierter B-Liga-Torjäger. Doch ergebnismäßig gingen diese „Korrektur-Maßnahmen“ nach hinten los, wie die bislang sieglose Rückrunde belegt. Auch der Trainerwechsel Ende März von Wiedenhöft auf seinen „Co“ Oliver Glöden lieferte keinen entscheidenden Impuls mehr.
Qualität der Mannschaft reicht nicht
Das 0:2 in Dülmen, welches den Abstieg besiegelte, war sinnbildlich für weite Strecken der Herberner Saison: Der SVH spielte gut mit, hatte auch gute Torchancen und zeigte eine tolle Moral. Doch als Zuschauer hatte man nie wirklich den Eindruck, dass die Mannschaft tatsächlich gewinnen könnte.
Kapitän Richter analysierte nachher: „Man muss es jetzt auch nicht kleinreden. Uns fehlt einfach auch die Qualität, dann mal wieder einen Sieg zu holen.“ Er hat Recht. Auf individueller Ebene mag die nötige Qualität da sein, als Mannschaft hat sie der „neue“ SV Herbern in der Abstiegssaison aber nicht auf den Platz gebracht.
Ab Sommer steht nun ein weiterer Neuanfang in der Bezirksliga an. Ein Wiederaufstieg dürfte in der umkämpften Liga sehr schwer werden. Vielleicht sollte das aber auch nicht das oberste Ziel sein. Der SV Herbern muss mit Trainer Glöden, der das Team bereits kennt, vor allem wieder ein neues, erfolgreicheres Gesicht finden.
SV Herbern droht der endgültige Abstieg: „Zittrige Beine habe ich nicht gesehen“
Philip Just geht als Co-Trainer in die Westfalenliga: Dort trifft er einen alten Bekannten
Maurice Modrzik hadert mit Herberner Chancenwucher: „Hatte Hundertprozentige auf dem Schlappen“