
Lediglich vier Punkte aus sechs Spielen, die zweitschlechteste Bilanz der Landesliga 4, vorletzter Tabellenplatz. Die Rückrunde des SV Herbern liest sich nicht gut. Und auch die Aussichten auf den Verbleib in der Fußball-Landesliga sind nicht rosig mit neun Punkten Abstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Dass der Vorstand irgendwie ein Zeichen setzen muss – selbsterklärend. Und im Fußball-Business läuft das nun mal meistens mit dem Rauswurf des Trainers.
Nun betont man beim SVH, dass das alles einvernehmlich gelaufen sei. Wieso der Ex-Trainer dann von der Entscheidung angeblich überrascht gewesen sei, ist ein anderes Thema. Ob Rauswurf oder Trennung – erstmal egal. Fakt ist, dass die Installation eines neuen Trainers als Zeichen zunächst der richtige Schritt ist. Auch wenn man beim SV Herbern dies nach eigener Aussage lange versucht hat, zu vermeiden.
Doch genau das ist meiner Meinung nach der Knackpunkt: Man hat es zu lange versucht zu vermeiden. Ich stimme meinem Kollegen Sebastian Reith zu, dass der Verein sich hätte von Wiedenhöft trennen müssen, nachdem er vor knapp vier Wochen verkündet hat, seinen Zweijahresvertrag im Sommer nach einem Jahr zu beenden. Der Grund: mangelndes Vertrauen von der und in die Mannschaft. Das war am 22. Februar. Seitdem hat der SVH zwei Pünktchen geholt in vier Spielen.
Das können letztendlich die fehlenden vier Wochen sein, die alles entscheiden. Klar, noch sind es elf Spieltage bis Saisonschluss, 33 mögliche Punkte sind im Pott. Aber der SVH ist eben Tabellenvorletzter. Und hat als Gegner noch Spitzenteams wie den FC Nordkirchen, TSG Dülmen oder den SC Altenrheine vor der Brust. Oder eben die SpVg Beckum, zu der Herbern am Sonntag hin muss und die mit Ogün Gümüstas den besten Torschützen der Liga stellt (27 Tore in 23 Spielen). Alles keine Selbstläufer für eine verunsicherte Mannschaft ohne Sieg in 2023.
Mental ist der SV Herbern nach der 3:5-Niederlage am Sonntag wohl gerade am gleichen Punkt, an dem auch der Werner SC beim Rücktritt von Lars Müller war. Der Unterschied: Das war vor sechs Wochen. Damals herrschte absolute Hoffnungslosigkeit im Lindert.
Die ist nach drei Siegen etwas gewichen. Das könnte den Herbernern ebenfalls Hoffnung geben. Aber eine Serie zu starten ist auch ein Kraftakt, sowohl physisch als auch psychisch. Der Vorstand stellt diese Forderung in der Verkündung der Trennung von Wiedenhöft an die Mannschaft. Am Team alleine würde es im Falle eines Abstiegs aber nicht liegen – auch der Vorstand trägt dann Verantwortung.
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