Legende Toni Brockmeier hört beim SV Herbern auf „Keine Ein-Mann-Show, nur im Team!“

Von Tom Manzelmann
Toni Brockmeier zieht sich zurück: „Zeit für den Abschied gekommen“
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Vorstandsmitglied, Jugendleiter, Aushängeschild, Vorbild. All diese Bezeichnungen treffen wohl zu, wenn von Toni Brockmeier die Rede ist. Der 69-Jährige hat den Jugendfußball beim SV Herbern geprägt wie kaum ein Zweiter. Seit 1998 setzt er sich ehrenamtlich für die Junioren in Herbern ein. „Von den verschiedenen Leuten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, bin ich am längsten mitgegangen. Ich bin schon echt lange dabei“, schmunzelt Brockmeier. Nun sei aber „die Zeit gekommen, sich zu verabschieden“.

Über die 25 Jahre hat Brockmeier mit zahlreichen Menschen zusammengearbeitet: Angefangen mit Werner Heitmann, der früh SVH-Vorsitzender wurde und 2016 zurückgetreten ist, und später mit Robert Heitmann, der unter anderem mit dem DFB-Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde.

Die damaligen Strukturen zu Beginn seines Ehrenamts seien völlig andere als heute. „Wir waren noch zu dritt oder viert. Wir waren noch ohne Computer, hatten eine Schriftführerin und Kassiererin und haben alles mit Papier gemacht“, erinnert sich Brockmeier an die Zeit vor der Jahrtausendwende. Im Jugendbereich habe es zu diesem Zeitpunkt sechs, sieben Mannschaften gegeben.

Ohne Teamarbeit geht nichts

Mit den Jahren hat sich der Jugendfußball in Herbern dank der Arbeit von Brockmeier stetig entwickelt. Mit 16, 17 Jugendmannschaften als Hoch hat der SVH seine Mannschaftszahlen deutlich erhöht. Schon früh sei der SV Herbern „als einer der ersten Vereine in der Umgebung“ Pionier gewesen, was die Installation von Mädchenabteilungen betrifft. Was sich offensichtlich auszahlt, wenn man sich den Lauf der SVH-Frauen derzeit anschaut.

Toni Brockmeier am Seitenrand.
Toni Brockmeier hat die Jugendarbeit beim SV Herbern genossen. Vor allem die gemeinsamen Projekte wie das jährliche Pfingstturnier haben dem nun 69-Jährigen sehr viel bedeutet und Spaß gemacht. © Darius Palschinski

Bereits von Vereinslegenden ins Leben gerufene Projekte wie das Pfingstturnier, bei dem regelmäßig rund 100 (!) Mannschaften in Herbern im Wettkampf gegeneinander antraten, wurden weiter fortgesetzt und ausgebaut. „Wir hatten sogar mal 115 Mannschaften. Das ist schon das Maximum, war aber auch das absolute Highlight“, blickt Brockmeier gerne darauf zurück. Weiter wurde jedes Jahr ein Ferienlager für Jugendliche durch den SV Herbern organisiert. Durch Corona war das Projekt dann Geschichte. Denn die anschließenden Jahrgänge hatten nicht mehr genug Interessierte, damit sich neben dem Kirchen-Ferienlager ein zweites Lager gelohnt hätte.

Diese ganzen Erfolge im Juniorenbereich feiert der SV Herbern nur, weil sich unter anderem Brockmeier dafür stark machte. Aber er betont seit jeher, wie wichtig es ist, gemeinsam zu arbeiten. Nur so sei es möglich gewesen, diese ganzen Projekte zu organisieren und Leistungen zu erzielen. „Es ist keine Ein-Mann-Show, es geht nur im Team!“, unterstreicht Brockmeier.

Brockmeier und die Jugendlichen

Seinen Rückzug aus dem operativen Geschäft in Herbern begründet Brockmeier eben auch mit Gemeinschaft. Damit, dass er im Vorstand den nötigen Raum für seine jungen Nachfolger schaffen will. „Irgendwann, wenn man kurz vor 70 Jahren steht, dann klingt das nicht mehr so attraktiv, den Jugendvorstand zu vertreten“, lacht Brockmeier. „Dann müssen jüngere Leute weitermachen. Das fanden wir schon immer wichtig. Im Jugendvorstand kamen immer wieder neue Leute und wir waren auch immer darum bemüht, dass mehr Leute kommen.“

Die Junioren des SV Herbern versammelt.
Der Jugendbereich des SV Herbern hat sich in den Jahren auch dank Toni Brockmeier immer mehr entwickelt. © SV Herbern

Jugendlichen einen Weg in den Verein zu zeigen, wie sie sich engagieren können, das ist wohl eine der größten Stärken von Brockmeier. Die ehrenamtliche Arbeit generell und auch, dass Jugendliche nicht allein gelassen und gefördert werden – diese beiden Punkte findet Brockmeier gesamtgesellschaftlich unheimlich wichtig. „Der Austausch mit Jugendlichen ist wichtig. Dass man den Kontakt, das Verständnis von jungen Menschen nicht verliert. Dass wir einen Draht haben, wir ein Anliegen haben. Das offene Ohr haben. Ich kann nicht über Jugendliche klagen und sagen: ‚Wie sind die denn jetzt geworden, wie ticken die denn?‘, wenn ich nicht mit ihnen spreche. Man muss am Ball bleiben, um sie weiter zu verstehen“, führt Brockmeier aus.

Statt Ehrenamt geht es jetzt um die Enkel

Brockmeier appelliert außerdem an alle, die es aus Zeitgründen können, sich ehrenamtlich einzusetzen. Denn Ehrenamt – egal, ob zum Beispiel Betreuer im Ferienlager oder Jugendtrainer – kann sehr viel Spaß machen und habe einen hohen gesellschaftlichen Wert. „Das Ehrenamt hat nicht an Wichtigkeit verloren. Wenn wir sagen, ich guck nur noch auf mich, dass ich selber meine Dinge mache: Dann wird’s gesellschaftlich schwierig“, betont Brockmeier. Dann brauche sich niemand darüber wundern, „wenn unsere Kinder nur noch rumdaddeln anstatt zum Sport- oder auch Musikverein zu gehen. Das wäre ziemlich schade.“

Dass das Ehrenamt ordentlich Zeit einnehme und deshalb auch nicht jeder machen kann, ist Brockmeier bewusst. Er selbst habe die Jugendarbeit auch nur über so viele Jahre machen können, weil seine Frau das mitgemacht habe und seine zwei Kinder auch Fußball spielten. Und auch so hat ihm die Zeit auch viele Kräfte geraubt. „Das ist dann die andere Seite: 25 Jahre in dieser Verantwortung zu stehen, das ermüdet auch“, verrät Brockmeier.

Nichtsdestotrotz werde er auch jetzt für alle beim SV Herbern ansprechbar bleiben. Und so ganz kann er es mit der Jugendförderung auch im Ruhestand nicht lassen. Auf die Frage, was er denn nun mache, antwortet Brockmeier prompt: „Ich habe zwei Enkelkinder“, lacht er. „Die werde ich als Opa begleiten, auch sportlich!“

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