Eins vorweg: Der SV Herbern steht auch nach dem 3:2-Erfolg in letzter Minute beim SuS Neuenkirchen auf einem Abstiegsplatz in der Fußball-Landesliga. Doch was die Mentalität der Mannschaft betrifft, wäre wohl eher ein Spitzenplatz drin. Denn zum wiederholten Mal drehte der SVH eine Partie.
„Ich weiß es nicht“, lautet zunächst Julian Wiedenhöfts knappe Antwort auf die Frage, weshalb gerade das Zurückkommen innerhalb eines Spieles offenbar eine besondere Qualität seiner Mannschaft ist. Die Herberner haben zwar erst vier Spiele in der laufenden Saison gewonnen. Aber in dreien davon lagen sie mindestens einmal während der 90 Minuten zurück – durchaus ein kleiner Trend.
SV Herbern zeigt Trotzreaktion
Und deshalb für den Trainer durchaus ein Grund, dieses Phänomen etwas näher zu analysieren. „Ich habe nach der Partie in Neuenkirchen auch nochmal mit Joko (Kapitän Johannes Richter, Anm. d. Red.) darüber gesprochen. Wahrscheinlich läuft es erst in unserem Spiel, wenn wir an den Punkt kommen, dass es uns egal ist, ob wir jetzt mit einem oder mit zwei Toren Unterschied verlieren“, so Wiedenhöft.
Erst dann komme die Mannschaft dazu, ihre wirklichen Möglichkeiten auch abzurufen. „Die Mannschaft läuft aktuell meistens noch unter ihrem Potenzial“, analysiert der Coach. „Oft spielen wir erst gut, wenn der Druck weg ist, dann zeigen wir eine Art Trotzreaktion.“

Diese war in Neuenkirchen vor allem auch aufgrund des Beitrages der Führungsspieler im Team erfolgreich. Die Stürmer Frederik Falk und Daniel Krüger erzielten die Tore zum 2:2 beziehungsweise 3:2 aus Herberner Sicht. „Das sind auch Spieler, die nicht direkt verzweifeln, wenn ihre ersten Aktionen im Spiel nicht erfolgreich sind, deshalb sind sie auch so wichtig.“
„Herz und Seele“ seines Teams sieht er aber eindeutig bei seinem Kapitän: „Joko ist schon der unangefochtene Leader bei uns und natürlich aufgrund seiner Position (defensives Mittelfeld, Anm. d. Red.) ein ganz wichtiges Bindeglied.“ Richter habe auch die Fähigkeit, zwischen den vielen jungen Spielern und den bereits angesprochenen erfahrenen Stützen auf dem Platz zu vermitteln.
Nicht nur Lautsprecher gewünscht
Die Youngster in seiner Mannschaft sieht Wiedenhöft – was die Präsenz auf dem Platz angeht – aktuell noch in einer Entwicklungsphase: „Einige davon sind eher ruhiger, wie Fabian Hellmich und Luca Dombrowski in der Innenverteidigung, die aber ihren eigenen Weg der Kommunikation haben. Von anderen wünsche ich mir, dass sie noch besser erkennen, wann man mal lauter oder emotionaler werden sollte auf dem Platz. Es muss aber definitiv nicht jeder ein Lautsprecher sein.“
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Was der SV Herbern auf jeden Fall braucht, sind weitere Punkte. In Neuenkirchen wurden es drei, auch weil der Trainer bis zum Schluss an seine Mannschaft glaubte. „Nach unserem Ausgleich haben wir an der Seitenlinie verhandelt, ob wir das 2:2 sichern oder auf das dritte Tor gehen sollten. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir auch noch das Siegtor machen können.“ Die letzte Chance auf einen Sieg in diesem Jahr bietet sich am kommenden Sonntag gegen die SG Borken.