Spieler verlässt Werner SC trotz angeblicher Zusage „Finde es bodenlos und respektlos“

Spieler verlässt Werner SC trotz angeblicher Zusage: „Finde es bodenlos und respektlos“
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Überraschender Spieler-Abgang beim Neu-Bezirksligisten Werner SC: Wie der Verein jetzt bestätigt hat, wird Oussama Daoudi die Werner Fußballer bereits nach einem Jahr wieder verlassen. Seine Abmeldung sei kurz vor Toreschluss und ohne Vorankündigung in den Briefkasten des Vorsitzenden Thomas Overmann geflattert. Der informierte umgehend Chefcoach Kurtulus Öztürk, der die Abmeldung zähneknirschend vernahm.

Dementsprechend kühl fiel auch seine Reaktion gegenüber unserer Sportredaktion aus. „Ich finde es bodenlos und respektlos von ihm gegenüber dem Verein und vor allem seinen Mitspielern. Er war einer der ersten Spieler, die ihre Zusage für die neue Saison gegeben haben. Er hat mir noch gesagt, dass er eine Einladung von Bockum-Hövels Trainer zum Probetraining hatte. Aber er meinte, er könne sich nicht vorstellen, nächste Saison woanders zu spielen und dass er dort abgesagt hätte. Jetzt meldet er sich bei uns ab, ohne vorher Kontakt mit mir oder seinen Mitspielern aufgenommen zu haben“, sagt Öztürk.

Es könne immer mal vorkommen, dass ein Spieler sich aufgrund spontaner beruflicher Veränderungen auch fußballerisch verändern möchte oder muss, sagt Öztürk: „Klar, Spieler orientieren sich auch mal um und wollen gerne weiterhin vor der Haustür spielen. Das ist dann auch vollkommen okay. Aber so ganz ohne Vorankündigung? Das geht nicht.“

„Bezirksliga hätte ihm gutgetan“

Öztürk kann sich nach dem Abgang des Mittelfeldspielers einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Ich glaube, Oussama ist nach zwei Jahren immer noch nicht im Seniorenbereich angekommen. Die Bezirksliga hätte ihm sicherlich gutgetan. Ich bin echt gespannt, ob er in der Westfalenliga seine Einsatzzeit bekommen wird.“

Daoudi hat bereits einen neuen Verein gefunden. Er wechselt zum Landesliga-Meister und Westfalenliga-Aufsteiger SG Bockum-Hövel. Das bestätigt der Co-Trainer der Hammer, Oliver Müsse: „Ossi kommt zu uns. Ich kenne ihn und seinen Vater noch aus meiner Zeit in Rhynern. Die wohnen direkt neben unserem Platz.“

Müsse habe bereits vor einigen Wochen (schon vor dem Kreispokal-Halbfinale gegen Rhynern Mitte April) Kontakt zu Daoudi aufgenommen.

Von einer Verlängerung beim WSC habe der Co-Trainer nichts gewusst: „Er hat mir nichts von einer mündlichen Zusage beim Werner SC erzählt. Im Gegenteil: Er hat uns zugesichert, dass er im Falle eines Aufstiegs zu uns wechseln würde. Und wenn ein Spieler sagt, dass er noch nirgends zugesagt hat, dann glaube ich ihm das auch.“

WSC-Fußballchef Thomas Overmann (l.) bei der Vorstellung von Oussama Daoudi im vergangenen Jahr.
WSC-Fußballchef Thomas Overmann (l.) bei der Vorstellung von Oussama Daoudi im vergangenen Jahr. © Jörg Stengl

Dass ein Spieler eine mündliche Zusage zurückziehe, habe auch die SG Bockum-Hövel erst kürzlich schmerzlich erfahren. „Dawid Franica hatte im Februar bei uns zugesagt und wird uns nun doch verlassen. Wir haben uns bewusst nicht nach einem neuen Rechtsverteidiger umgesehen und stehen jetzt da.“

SG Bockum-Hövel wusste nichts von angeblicher Zusage

Müsse glaubt, dass spontane Rückzieher von Zusagen gerade bei jüngeren Spielern vorkämen: „Mein Eindruck ist, bei älteren Spielern passiert das nicht so häufig. Ich kann die Jüngeren aber auf gewisse Weise verstehen. Ein Jahr Westfalenliga sieht in der Vita natürlich besser aus als die Bezirksliga. So können sie sich bei möglichen späteren Wechseln vielleicht besser verkaufen. Aber nochmal: Dass er beim WSC zugesagt hat, war nie Thema in unseren Gesprächen.“

Bockum-Hövels Sportchef Thomas Fitzner unterstreicht ebenfalls, dass der Spieler nie eine Zusage beim WSC erwähnt habe. „Es gibt das Gentlemen‘s Agreement, dass man keine Spieler an sich bindet, die woanders zugesagt haben. Das war bei Oussama nicht anders. Kutte braucht sich jetzt auch nicht aufzuregen. Ich habe ihm letzte Saison auch einen großen Gefallen getan“, meint Fitzner, ohne näher auf diesen „Gefallen“ eingehen zu wollen.

Schwerbrock von Abgang überrascht

In der abgelaufenen Saison stand Marc Schwerbrock noch mit Daoudi gemeinsam für den WSC auf dem Platz. Wernes neuer Co-Trainer sagt zu dem Abgang: „Oussama war immer einer der Spieler, die mit am längsten in der Kabine geblieben sind. Ich hätte mir im Vorfeld gerne gewünscht, dass er uns in ein paar Sätzen über sein Vorhaben informiert.“ Auch beim Rivalen SV Herbern hat man erst vor wenigen Tagen einen ähnlichen Fall erlebt. Schwerbrock: „Man sieht es immer wieder, dass mündliche Zusagen im Amateurfußball leider nicht mehr so viel wert sind.“

Oussama Daoudi bestritt in der abgelaufenen Spielzeit 23 Meisterschaftsspiele für den Werner SC.
Oussama Daoudi bestritt in der abgelaufenen Spielzeit 23 Meisterschaftsspiele für den Werner SC. © Johanna Wiening

Daoudi, der vor einem Jahr vom Oberligisten SV Westfalia Rhynern (dort hatte er einen Einsatz in der Ersten) in den Lindert gewechselt war, hatte regelmäßig Spielanteile beim WSC. „Daran kann es also nicht liegen“, vermutet Schwerbrock. „Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe für ihn, dass er den Sprung in die Westfalenliga schafft. Aber die Art und Weise seines Abgangs ist alles andere als schön.“

Der Spieler selbst war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen. Laut seinem neuen Co-Trainer in Bockum-Hövel weile er zurzeit für mehrere Wochen mit seiner Familie im Marokko-Urlaub.