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Skandal-Profi vertritt Deutschland bei Olympia: „Das sollte Konsequenzen haben“
Basketball
Erstmals seit 2008 werden Deutschlands Basketballer wieder bei Olympia mitwirken. Die Freude wird aber auch für die LippeBaskets durch die Nominierung eines umstrittenen Akteurs überschattet.
Erstmals seit 2008 qualifizierte sich die deutsche Basketballnationalmannschaft wieder für die Olympischen Spiele. 2008 avancierte Dirk Nowitzki zum Fahnenträger auf der olympischen Abschlussfeier, in diesem Jahr gibt es weniger Beifall für das deutsche Team. Dafür sorgte die Nominierung eines umstrittenen Akteurs bei dem olympischen Qualifikationsturnier.
Nachdem sämtliche deutsche Topspieler wie Daniel Theis, Paul Zipser und Dennis Schröder nicht im Nationaldress beim Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele in Tokio auflaufen konnten, herrschte am Tag der Nominierung des Olympia-Quali-Kaders große Empörung in Basketball-Deutschland. Bei Veröffentlichung des in Split stattfindenden Turniers war ein überraschender Name im deutschen Kader dabei: Joshiko Saibou.
Fristlose Kündigung bei den Telekom Baskets Bonn
Saibou war im vergangenen Jahr von seinem damaligen Verein, den Telekom Baskets Bonn, fristlos entlassen worden, nachdem er an einer Demonstration gegen die Coronamaßnahmen teilnahm. Bei der mit rund 17000 Teilnehmern in Berlin stattfindenden Demonstration nahm Saibou sogar ohne Mund-Nasen-Schutz teil.
In der Folge klagten ihn die Telekom Baskets an, die Mannschaft einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen und trennten sich fristlos von Joshiko Saibou. Neben der Teilnahme an der Demonstration verfasste Saibou fragwürdige Posts im Internet. Nach seiner Entlassung bei den Telekom Baskets Bonn benannte er dies als „Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit“. Nach einem Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Verein, der mittlerweile geklärt ist, fand Saibou in diesem Jahr Anschluss in der ersten französischen Liga bei den Champagne Châlons-Reims Basket.
Am Tag der Kaderbekanntgabe rechtfertigte sich Joshiko Saibou und erklärte, dass er „die Existenz von Corona nicht bezweifle und nie angezweifelt habe“. Des Weiteren erklärt Joshiko Saibou die Teilnahme an Demonstrationen und begründet diese damit, nicht mit allen Maßnahmen der Regierung einverstanden gewesen zu sein.
Dass die Demonstrationen auch von diversen Extremisten begleitet werden, sei Saibou im Vorfeld so nicht bewusst gewesen: „Leider gab es bei den Demos auch verschiedene Extremisten, die den Rahmen für sich genutzt haben. Allerdings weiß jeder, der mich kennt, dass in meinem Leben absolut kein Platz für diskriminierendes Gedankengut ist. Egal ob Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Sexismus“, fügte er in seiner Rechtfertigung am 16. Juni hinzu.
LBW-Spieler empört über die Nominierung von Joshiko Saibou
Ein offizielles Statement vonseiten des Deutschen Basketball Bundes gab es nicht. Die heimischen Sportler verfolgten das olympische Qualifikationsturnier trotz der kontroversen Nominierung Joshiko Saibous. Nils Brinkmann, Spieler der ersten Herrenmannschaft, hat gemischte Gefühle gegenüber der Nominierung Saibous und erklärt, dass er selbst die Pandemie ernst nimmt und somit in den vergangenen Monaten die Kontakte bis auf ein Minimum reduzierte.
Dennoch betont Brinkmann im Falle Saibou auch die sportliche Seite: „Solange er sich jetzt an die Regeln hält, sollte er spielen dürfen. Es gibt sicherlich immer noch einige Sachen, die man sagt und bereut. Da sollte man ihm eine zweite Chance geben.“
Auch LBW-Akteur Fin Eckardt betont die guten sportlichen Leistungen Saibous: „Basketballerisches Talent ist auf jeden Fall vorhanden.“ Dennoch unterstreicht Eckardt die Vorbildfunktion eines Nationalspielers. „Die Spieler, die in der Nationalmannschaft spielen, vertreten ein Land und haben eine gewisse Vorbildfunktion. Wenn man dann mitbekommt, dass jemand kuriose Meinungen zu aktuellen Themen äußert, ist das die Frage, ob er für die Nationalmannschaft nominiert werden sollte.“

Lukas Mersch hat kein Verständnis dafür, dass Joshiko Saibou für Deutschland spielen darf. © Michalski
LBW-Kapitän Lukas Mersch hat eine deutliche Meinung zu Joshiko Saibou: „Ich finde es nicht gut, dass er mitspielt. Das sollte Konsequenzen haben, wenn er sich als Person des öffentlichen Lebens, was er ja ist, an solchen Demonstrationen beteiligt. Er hat sich nicht richtig entschuldigt.“ Mersch bringt den Fall Saibou auf den Punkt: „Einerseits ist er gegen die Maßnahmen des Landes, aber andererseits vertritt er das Land im Basketball.“