Schiedsrichtersuche bei Eintracht Werne und SV Stockum Viele Baustellen, aber auch Stolz

Eintracht Werne und SV Stockum kämpfen um Schiedsrichter-Nachwuchs
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Dieser Tage vermeldet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine gute Nachricht: Im verbandsseitig ausgerufenen „Jahr der Schiris“ habe es in den ersten sechs Monaten 35 Prozent mehr Schiedsrichter-Neulinge gegeben als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies teilt der DFB auf seiner Homepage mit. 5000 Personen hätten bis Ende Juni einen Schiri-Neulingslehrgang erfolgreich abgeschlossen, darunter auch viele Frauen.

Dass dieser Trend nicht gleichermaßen über alle Vereine hinweg sichtbar wird, liegt in der Natur der Sache. Auch bei Eintracht Werne und dem SV Stockum hinkt man zahlenmäßig noch hinterher – mit finanziellen Folgen. 125 Euro Ordnungsgeld musste Eintracht Werne zuletzt zahlen, da zur Erfüllung des Solls zwei Unparteiische fehlen. 62,50 Euro waren es beim SV Stockum, hier gibt es einen Schiedsrichter zu wenig. Das Soll errechnet sich durch die Anzahl der Senioren-, A- und B-Jugendteams eines Vereins, die für den Spielbetrieb gemeldet sind.

„Im Endeffekt versuchen wir schon seit einiger Zeit händeringend, das Schiedsrichtersoll zu erfüllen“, sagt Sascha Hilmer, Geschäftsführer bei Eintracht Werne. Im Verein sei gerade durch die Corona-Pandemie das Interesse, Schiedsrichter zu werden, „ein bisschen eingeschlafen. Da haben wir auf jeden Fall ein paar Baustellen“, so Hilmer weiter.

Schiris bei Eintracht Werne „auf der Agenda“

Vor der Pandemie habe es Zeiten gegeben, in denen Eintracht Werne sogar mehr Schiedsrichter gestellt habe als gefordert. „Ganz früher ist da natürlich auch nichts zurückgeflossen“, verweist Hilmer darauf, dass die Diskussionen über Boni für Vereine mit besonders vielen und tatkräftigen Schiedsrichtern eine relativ neue Entwicklung sind. „Wir sind da aber auch in Gesprächen mit dem Verband“, so der Geschäftsführer.

Sascha Hilmer betont weiter: „Das Thema steht definitiv auf unserer Agenda. Im Moment müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten. Es ist schwierig, Interessenten zu finden. Wir arbeiten aber intern daran.“ Man müsse überlegen, wie man die Tätigkeit als Schiedsrichter „schmackhaft“ machen könne. Viele Zwischenfälle bis hin zu tätlichen Angriffen auf Unparteiische hätten den „Job“ zunehmend unbeliebt gemacht. „Fußballer sind halt manchmal zu bekloppt“, beklagt Hilmer.

Sascha Hilmer posiert mit dem Vorstand von Eintracht Werne für ein Foto.
Sascha Hilmer (l.) muss mit seinen Vorstandskollegen bei Eintracht Werne noch Überzeugungsarbeit leisten. © Zöllner

Dass mit der Tätigkeit als Schiedsrichter nicht nur Annehmlichkeiten wie Gemeinschaftsevents oder freier Eintritt in jedes Bundesligastadion verbunden sind, sondern auch viele möglicherweise belastende Situationen auf dem Platz selbst, weiß auch Thorsten Paschen, Geschäftsführer Fußball beim Eintracht-Nachbarn SV Stockum. Deshalb sei er „ein bisschen stolz“, dass es seit diesem Jahr Schiedsrichter-Nachwuchs beim SV Stockum gibt – und das ganz ohne Überzeugungsarbeit.

Jung-Schiri beim SV Stockum

„Einer unserer Jugendspieler ist 12 Jahre alt und hat dieses Jahr mit einer Sondergenehmigung den Lehrgang samt Prüfung absolviert“, berichtet Paschen. Bereits mit 10 habe der junge Kicker den Wunsch geäußert, Schiri zu werden. „Die ersten fünf, sechs Jugendspiele hat er ab Frühjahr dann mit Begleitung geleitet, danach geht es ohne Begleitung weiter.“

Ein solcher Fall sei sehr selten. Paschen sei es wichtig gewesen, mit dem jungen Schiri-Anwärter offen über die Vorzüge, aber auch die möglichen Probleme der Tätigkeit zu reden. „Freier Eintritt in den Bundesliga-Stadien ist natürlich eine tolle Sache. Aber ich habe auch gesagt: ‚Pass auf, es kann auch Ärger auf dem Platz geben‘. Er ist aber von sich aus überzeugt, das zu machen“, so Paschen weiter. Die weitere Entwicklung sei nun abzuwarten.

Schiedsrichtermangel als großes Problem

Beim SV Stockum habe man zudem einen Schiedsrichter, der Partien im Seniorenbereich leitet. Insgesamt sei das aber immer noch einer zu wenig. „Ich versuche gerade, in unserer B-Jugend jemanden zu rekrutieren“, berichtet Paschen. „Ich weiß aber noch nicht, ob das was wird.“ In der Jugend gehe es dann auch darum, wie gut sich die eigene Laufbahn als Spieler mit der als Schiedsrichter vereinen ließe.

Paschen, der in Stockum auch Jugendleiter ist, habe die Erfahrung gemacht, dass es – gerade im Jugendbereich – „ganz tolle Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter“ gebe. Nur sei es ein Problem des gesamten Fußballkreises, dass es insgesamt „unheimlich wenige“ Referees gebe. „Einige Vereine stellen ja keinen einzigen“, sagt Paschen. Beim SV Stockum spreche er das Thema deshalb offensiv an. „Die Strafen sind mir ein Dorn im Auge“, so der Geschäftsführer.

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