Knapp eine Stunde vor Anpfiff ging noch mal ein Schauer über dem Werner Lindert nieder. Die Befürchtung ging um, dass Zuschauer möglicherweise nicht kommen. Doch knapp 500 Zuschauer wollten sich das Spektakel ansehen, das wohl in der jüngeren Werner Fußballgeschichte ein Novum ist: ein Pflichtspiel gegen eine Profimannschaft. Doch so geschah es am Mittwochabend. Der SC Verl kam nach Werne, um den WSC herauszufordern. Das Kräfteverhältnis war eindeutig, das Ergebnis am Ende auf dem Papier auch. Doch für vier Ligen Unterschied war es eine starke Leistung von den Wernern.
Westfalenpokal, 2. Runde
Werner SC – SC Verl 0:5 (0:1)
Vor dem Spiel forderte Verls Trainer Alexander Ende schnell klare Verhältnisse von seiner Mannschaft. Sven Pahnreck auf der Gegenseite wünschte sich ein lange offenes Spiel. Beide Teams wollten die Forderungen ihrer Trainer natürlich erstmal umsetzen. Mit mäßigem Erfolg für Verl, die von Anfang an die ballführende Mannschaft war. Pahnreck ließ mit einem defensiven System spielen ohne Zehner, dafür mit drei defensiven Mittelfeldspieler – auch Tannenbaum-System genannt. Das klappte gut, machte viele Verler Chancen zunichte, die vor allem über Marvin Stövers rechte Seite zuerst ihr Glück versuchten. Allen voran der schnelle und wendige Berkan Taz bereitete der Werner Hintermannschaft Probleme, tanzte der ehemalige Spieler von Borussia Dortmund II doch auch mal problemlos zwei oder drei Gegenspieler nacheinander aus. Aber die Innenverteidigung um Nico Holtmann hielt dich. Und sonst war der starke Henrik Pollak noch dazwischen, der einen Fernschuss von Timur Gayret stark entschärfte (17.). Als Berkan Taz dann bei einem Freistoß die Latte traf (19.), war auch Pollak eigentlich geschlagen – Glück für den Werner SC.

Verl war nah dran am ersten Tor, das dann auch bald überfällig war – und schlussendlich durch Taz fiel (24.). Doch kaum lief das Spiel wieder, ging es plötzlich in die andere Richtung. Chance für den Werner SC – und was für eine. Jannik Prinz, mit dem undankbaren Job des Stoßstürmers betraut am Mittwoch, zog aus knapp 20 Meter wuchtig ab und setzte den Ball knapp über das Tor. „Dann wäre Jannik in der Sportshow gelandet“, sagte Trainer Pahnreck nach dem Spiel grinsend und fügte dann noch an: „Das hätte ich ihm gegönnt.“
Werner SC verliert gegen SC Verl mit 0:5
Der WSC hielt danach weiter stark dagegen und schaffte einen ersten Etappen-Erfolg: nur 0:1 zur Pause. Sonderlob gab es vom Coach: „Wir haben es noch lange spannend gehalten, also mit 1:0 in die Halbzeit zu gehen. Kompliment an die Jungs.“ Nach der Halbzeit ging es dann aber ganz schnell. Der eingewechselte Jonas Arweiler erzielte innerhalb von zwei Minuten einen Doppelpack (47., 48.). Die Partie war entschieden. Vor allem die Vorgeschichte zum 0:2 war aus Werner Sicht ärgerlich: Die Werner reklamierten vor dem Strafraum ein Handspiel, ließen sich davon ablenken, während Verl weiterspielte und daraus das Tor erzielen konnte. „Nach der Halbzeit fallen die beiden Tore natürlich ein bisschen zu schnell. Ich glaube, beim zweiten Tor reklamieren wir auf Handspiel, vier Mann schalten ab. Da merkt man schon die Professionalität auch vom Gegner.“
Der Drops war gelutscht, Verl wechselte durch, nahm etwas Tempo raus. Werne bekam dadurch mehr Freiräume und versuchte, noch Kontergelegenheiten zu erspielen. „Wir haben es dann ab der 70. noch mal versucht, ein bisschen schöner für die Zuschauer zu gestalten. Dann nochmal hochgeschoben, uns nochmal was getraut. Und ich glaube, wir brauchen uns hier nicht verstecken. Wir hätten gerne noch ein Törchen gemacht“, so Pahnreck nach Abpfiff. Dieses „Törchen“ blieb Werne verwehrt, stattdessen trafen Lukas Demming (74.) und Jonas Arweiler (81.) zum 5:0-Endstand für den SCV. „Aber für uns war es eine richtig schöne Kulisse. Bei dem Wetter war es richtig gut besucht. Das macht uns stolz, dass nicht jeder gegen den Drittligisten spielen darf“, hob Pahnreck hervor. Für die Kulisse sorgten auch rund 45 Helferinnen und Helfer aus allen Abteilungen des Vereins, die die Bewirtung und Organisation rund um das Spiel übernahmen.
WSC: Pollak – Nattler, Martinovic (78. Happe), Stöver, Lachowicz, Jäger (72. Warnecke), Stanojevic (51. Kücük), Holtmann, Drews (73. Fischer), Prinz, Przybilla (51. Omar)
Tore: 0:1 Taz (24.), 0:2 Arweiler (47.), 0:3 Arweiler (48.), 0:4 Demming (74.), 0:5 Arweiler (81.)