Welttag für psychische Gesundheit Wie Sport und Bewegung bei einer Depression helfen können

Psychische Erkrankungen und Bewegung: Wie Sport einer Depression entgegenwirken kann
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Depressionen sind weltweit eine der häufigsten psychischen Erkrankungen und beeinträchtigen das Leben von Millionen Menschen erheblich. Dabei sucht die moderne Wissenschaft immer wieder nach Wegen, die Symptome zu lindern und Betroffenen zu helfen, ein erfüllteres Leben zu führen. Am Donnerstag, 10. Oktober, rückt das Thema mentale Probleme durch den Welttag für psychische Gesundheit noch mehr in den Fokus. Was hilft bei psychischen Problemen wie Depressionen? Eine interessante und zunehmend erforschte Methode zur Bewältigung von Depressionen ist der Einsatz von Sport und Bewegung. Doch wie effektiv ist Sport tatsächlich? Wo liegen die Grenzen dieser Methode und was sagt die Wissenschaft dazu?

Welttag für psychische Gesundheit: Sport kann bei Krankheit helfen

Sport hat eine Vielzahl von physiologischen Effekten, die potenziell zur Linderung von Depressionen beitragen können.

Endorphine und Serotonin: Während des Sports wird die Produktion von Endorphinen – den sogenannten Glückshormonen – angeregt. Diese Hormone können das allgemeine Wohlbefinden verbessern und die Schmerzempfindung reduzieren. Auch der Serotonin-Spiegel, ein weiterer wichtiger Neurotransmitter, der für die Stimmungslage verantwortlich ist, kann durch regelmäßige Bewegung erhöht werden.

Stressreduktion: Körperliche Aktivität kann auch das Level des Stresshormons Cortisol senken. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel steht im Zusammenhang mit Stress und Angst, und seine Reduktion kann zu einem verbesserten psychischen Zustand führen.

Besserer Schlaf: Menschen, die regelmäßig Sport treiben, berichten oft von einem besseren und tieferen Schlaf. Ein guter Schlaf ist essenziell für das emotionale Wohlbefinden und die geistige Gesundheit.

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Neben den physiologischen Vorteilen kann Sport auch durch psychosoziale Mechanismen helfen.

Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit: Erfolge im Sport, sei es das Erreichen neuer Fähigkeiten oder Fitnessziele, können das Selbstwertgefühl stärken und das Gefühl der Selbstwirksamkeit – also das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern – steigern.

Ablenkung und Struktur: Sport schafft eine willkommene Ablenkung von negativen Gedanken und bietet eine strukturierte Routine, die besonders für Menschen mit Depressionen hilfreich sein kann.

Soziale Interaktion: Durch die Teilnahme an Gruppen- oder Teamsportarten können soziale Bindungen aufgebaut und Isolation überwunden werden – ein häufiges Problem bei depressiven Menschen.

Sport und Depressionen: Das sagt die Wissenschaft

Zahlreiche Studien haben die positiven Effekte von Sport auf depressive Symptome untersucht. Eine systematische Übersichtsarbeit von Cooney et al. (2013), veröffentlicht in der renommierten „Cochrane Database of Systematic Reviews“, zeigt auf, dass Sport eine moderate Wirkung auf die Reduktion von Depressionssymptomen hat. Diese Effekte wurden sowohl bei leichten als auch bei mittelschweren Depressionen beobachtet.

Eine Studie in „JAMA Psychiatry“ von Schuch et al. (2018) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Sie analysierten Daten aus 49 randomisierten kontrollierten Studien und fanden heraus, dass körperliche Aktivität sowohl präventiv als auch therapeutisch gegen Depressionen wirken kann.

Trotz der positiven Auswirkungen gibt es auch Grenzen und Herausforderungen beim Einsatz von Sport als Mittel gegen Depressionen.

Schwere Depressionen: Bei schweren Depressionen kann der Betroffene so stark beeinträchtigt sein, dass die Motivation für körperliche Aktivität komplett fehlt. Hier kann es notwendig sein, zunächst andere therapeutische Maßnahmen wie Medikation oder Psychotherapie einzusetzen.

Individuelle Unterschiede: Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf körperliche Aktivität. Faktoren wie persönliche Vorlieben, physische Gesundheit und bisherige Sporterfahrungen spielen eine Rolle. Es ist wichtig, dass der gewählte Sport oder die Bewegung zu der Person passt und als angenehm empfunden wird.

Überforderung und Verletzungsrisiken: Zu intensive oder falsche Übungen können kontraproduktiv sein und möglicherweise zu körperlichen Verletzungen führen. Hier ist eine professionelle Beratung durch Sporttherapeuten oder Trainer sinnvoll.

Die Nutzung von Sport und Bewegung als Mittel zur Bekämpfung von Depressionen bietet vielversprechende Möglichkeiten. Die positiven Auswirkungen auf Körper und Geist sind durch zahlreiche wissenschaftliche Studien gut belegt. Ein individuell angepasstes Sportprogramm kann dabei helfen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dennoch sollte Sport nicht als alleinige Therapieform gesehen werden, sondern als ergänzende Maßnahme neben anderen etablierten Methoden wie Psychotherapie und medikamentöser Behandlung.

Wer an Depressionen leidet und sportliche Aktivität als Teil seiner Therapie in Betracht zieht, sollte dies in Absprache mit einem Arzt oder Therapeuten tun, um die bestmögliche Unterstützung und Anleitung zu erhalten.