Oliver Grewe nach Mammutsitzung neuer WSC-Vorstand 111 Mitglieder stimmen gegen Laschitza-Entlastung

Oliver Grewe nach Mammutsitzung neuer WSC-Vorstand: 111 Mitglieder stimmen gegen Laschitza-Entlastung
Lesezeit

Um exakt 20.45 Uhr hatten es die 141 Mitglieder des Werner SC – 131 davon stimmberechtigt – geschafft: Die Jahreshauptversammlung 2024 des Gesamtvereins war beendet. Es war ein langatmiger Abend im Haus Havers, zu der der umstrittene Vorsitzende Michael Laschitza eingeladen hatte – um dann der Sitzung fern zu bleiben. Für ihn ergriff der kommissarische Geschäftsführer und Fußball-Vorsitzende Dirk Abdinghoff das Wort. Doch obschon Laschitza nicht an der Sitzung teilnahm und auch vorzeitig sein Amt nach nur einem Jahr wieder zur Verfügung stellte: So ganz aus der Nummer raus ist er nicht.

Oliver Grewe wieder zum WSC-Vorsitzenden gewählt

Denn Kassenprüfer Ernst Kasch gab zwar an, dass in der Kasse alles ordnungsgemäß sei, aber dass die Entlastung des geschäftsführenden Vorstandes für das Jahr 2023 einzeln erfolgen solle. Die Mitglieder stimmten darüber ab – und sprachen sich deutlich gegen eine Entlastung des Gesamtvorstandes und für eine Entlastung einzelner Mitglieder aus. Auch wenn Abdinghoff, der ebenfalls von dieser Abstimmung betroffen war, sich nochmal deutlich dagegen aussprach: „Ich bitte darum, die Vergangenheit ruhen zu lassen und den WSC nach vorne zu bringen. Das ist ein Schlag ins Gesicht des Ehrenamts, wenn hier nur einzelne Mitglieder entlastet werden.“ Er stellte in den Raum, dass dies juristische Konsequenzen nach sich tragen könnte: „Und wenn hier Juristen am Werk sind, dann ist das nicht mehr mein Verein.“

Doch seine Argumente schienen bei den Mitgliedern, die vor allem den Volleyball-, Tischtennis- und Breitensportabteilungen angehörten, wenig zu bewirken. Zwar wurden sowohl Karin Ackers und Stefan Möller, beide als Kassiererin und Geschäftsführer bis zu ihren Rücktritten am 20. August im Amt, als auch die kommissarische Kassiererin Mechthild Littau sowie Abdinghoff (seit 20. November notariell im Amt bestätigt) eindeutig entlastet. Aber Michael Laschitza nicht: 111 Mitglieder stimmten gegen seine Entlastung, sieben stimmten dafür, 13 enthielten sich. Nun muss der neue Vorstand prüfen, ob Laschitza entlastet werden kann. Heißt auch: Es wird nochmal zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kommen, auf der abermals über die Entlastung Laschitzas entschieden wird.

Das neue Trio im geschäftsführenden Vorstand des Werner SC: Kassierer Karsten Dahl (v.l.), Vorsitzender Oliver Grewe und Geschäftsführer Ralf Thöne.
Das neue Trio im geschäftsführenden Vorstand des Werner SC: Kassierer Karsten Dahl (v.l.), Vorsitzender Oliver Grewe und Geschäftsführer Ralf Thöne. © Verena Schafflick

Dass die Mitglieder sich so deutlich gegen den Ex-Vorsitzenden positionierten, zeichnete sich am Montag frühzeitig ab. Im Vorfeld hatte man in einer Vorstandssitzung entschieden, den Punkt Aussprache auf die Tagesordnung zu packen. Mit dem Ziel, die Wogen zu glätten und die vielen Fragen der Mitglieder zu beantworten. Jugendvorstand Ralf Cramer legte teilweise offen, was sich in den vergangenen zwölf Monaten hinter den Kulissen abspielte: Sitzungen seien zwar einberufen, aber dann immer wieder abgesagt worden. Im Oktober habe es einen Antrag auf eine außerordentliche Versammlung gegeben, in der man Laschitza abwählen wollte. Doch der amtierende Vorstand stimmte sich drei zu zwei gegen den Antrag aus.

Und dann kam ein Hauptstreitpunkt auf den Tisch: die Überdachung der Zuschauerplätze am Lindert. Dies war der Grund, warum eine einzelne Entlastung der Vorstände empfohlen wurde. Dort waren über „Moderne Sportstätten 2023“ eine Fotovoltaikanlage sowie eine Überdachung ohne Sitzplätze geplant. „Das wurde dann vom Vorsitzenden eigenständig abgewählt und umgeändert in eine Überdachung mit 50 Sitzschalen. Was dies mit dem Antrag macht, ist noch nicht gesichert“, so Cramer. Abdinghoff versuchte zu beschwichtigen: Es sei dahingehend alles mit der NRW-Bank geklärt, der Antrag zum 14. Dezember geändert. Jürgen Zielonka, ehemaliger Stadtsportverbands-Vorsitzender und Moderator der Aussprache, erwiderte, dass der Fördergeber aber nicht die NRW-Bank sei, sondern die Staatskanzlei und er nicht wisse, wie diese reagiert, wenn die NRW-Bank eigenständig sowas verändert. Dies soll nun geprüft werden, damit der Verein nicht komplett auf den 17.000 Euro Zuschuss sitzen bleibt. Und dann gebe es noch Unklarheiten im Punkt Finanzierung des Eigenanteils des Bauvorhabens. Es geht um eine Summe im fünfstelligen Bereich. Mehrere Mitglieder hatten daraufhin Rückfragen, wie die Finanzierung gedacht ist. Abdinghoff erklärte: „Wir wollen die Tribüne vermarkten und dadurch finanzieren.“ Im Raum steht unter anderem, die 50 Sitzplätze als Dauerkarten zu verkaufen, um darüber das Geld an den Verein zurückzuführen.

„Stand oft vor persönlichen Anfeindungen und Beleidigungen“

Die Aussprache war nach 30 Minuten beendet, es rumorte aber weiter. Vor allem als dann die Berichte des Hauptvorstandes auf der Tagesordnung standen. Michael Laschitza ließ von Dirk Abdinghoff eine Erklärung verlesen. „Zunächst möchte ich betonen, dass meine Zeit in dieser Position nicht nur von Erfolgen, sondern auch von Widerständen begleitet wurde. Trotz der vielfältigen Anstrengungen, den Verein in eine positive Richtung zu lenken, stand ich oft vor persönlichen Anfeindungen und Beleidigungen, die nicht nur meine Arbeit, sondern auch mein persönliches Wohlbefinden beeinträchtigten“, las Abdinghoff vor. Und weiter: „Trotz dieser Widrigkeiten möchte ich einen bedeutenden Meilenstein hervorheben, der während meiner Amtszeit erreicht wurde. Der Neubau einer „Tribüne“ mit überdachten Sitzplätzen. Dieses Projekt war ein Kernstück unserer Bemühungen, den Verein modern und zukunftsorientiert aufzustellen. Es symbolisiert unseren Wunsch, eine Gemeinschaft zu schaffen, die nicht nur in sportlicher, sondern in sozialer Hinsicht zusammenwächst.“ Die konstanten Widerstände und persönlichen Angriffe hätten aber dazu geführt, dass er nicht nur sein Amt als Vorsitzender niedergelegt, sondern auch seine Mitgliedschaft beim WSC beendet habe.

Eine ab da eh schon angespannte Lage verstärkte Dirk Abdinghoff dann mit seinem persönlichen Statement: Der Werner SC sei ein Sportverein mit Schwerpunkt Fußball und anderen Abteilung mit Leistungssportgedanken. Dies betonte auch der langjährige Vorsitzende und WSC-Gründungsvater Lutz Hammer, der dazu von Abdinghoff gefragt wurde. Hammer ist inzwischen Ehrenvorsitzender des WSC, wie am Montag verkündet wurde. Karin Ackers legte Widerspruch ein: „Weder im Fusionsvertrag noch in der Satzung des Vereins steht, dass der Verein hauptsächlich auf Fußball ausgerichtet ist.“ Dies sei vielleicht die Idee damals gewesen, „aber das ist auch schon eine Weile her und so ein Verein verändert sich nun mal. Wir sind ein ganz normaler Sportverein mit mehreren Abteilungen“. Manfred Prömel, ebenfalls Gründungsvater, warf ein, dass Hammer zwar recht habe, aber: „Wir sind ein Familienverein.“ Das sollte wieder in den Vordergrund rücken.

Jürgen Zielonka führte als Moderator und Wahlleiter durch einen aufregenden Abend im Haus Havers.
Jürgen Zielonka führte als Moderator und Wahlleiter durch einen aufregenden Abend im Haus Havers. © Verena Schafflick

Den Verein wieder in den Vordergrund rücken und nach vorne schauen, das wurde immer wieder betont am Montag von allen Seiten. Und doch merkte man das Misstrauen auf beiden Seiten weiter an. Da täuschte auch die deutliche Wahl von Oliver Grewe als neuen Vorsitzenden nicht hinweg: Lediglich eine Enthaltung und eine Nein-Stimme gab es bei 129 Ja-Stimmen. Neuer Geschäftsführer ist Ralf Thöne (Fußballabteilung) mit einer Enthaltung und sonst nur Ja-Stimmen. Neuer Kassierer ist Karsten Dahl (Tischtennisabteilung) mit zwei Enthaltungen. Zielonka beglückwünschte sie zu ihren Posten, betonte aber auch, vor welch schwierigen Aufgaben das Trio nun stehe. Ernst Kasch als Kassenprüfer beerbt Martin Bergmann (Fußballabteilung), er erhielt zwei Gegenstimmen, 18 Enthaltungen und 111 Ja-Stimmen.

Das letzte Wort hatte dann der neue, alte Vorsitzende Oliver Grewe, der das Amt nun erstmal für zwei Jahre innehat: „Wir sind ein Sportverein, aber das letzte Jahr war für alle Vorstände grottenschlecht. Ich habe Spaß auf den neuen Hauptvorstand. Wir karten jetzt nicht mehr nach. Wir gucken jetzt nach vorne und gucken, was die Zeit bringt.“ Es wird wohl noch viel geredet werden, um die Risse und das Misstrauen zu kitten. Da war die Mammutsitzung am Montag nur der Anfang.