Nominiert als Sportler des Jahres in Werne Sebastian Nieberg absolviert den Ironman

Nominiert als Sportler des Jahres: Sebastian Nieberg absolviert Ironman
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Sebastian Nieberg (TV Werne Wasserfreunde) erfüllte sich 2024 den Lebenstraum eines jeden Triathleten: Er qualifizierte sich nicht nur für den legendären Ironman auf Hawaii, sondern meisterte das Rennen in nahezu heldenhafter Manier. Denn kurz vor dem Start am Strand der Pazifikinsel verletzte sich der 41-Jährige schwer.

3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen – diese Glanzleistung zeigte Nieberg in einer Gesamtzeit von zehn Stunden und 26 Minuten. Und das trotz einer gebrochenen Hand. Er ist damit als Sportler des Jahres 2024 in Werne nominiert.

Sebastian Nieberg qualifiziert sich in Hamburg

Am 2. Juni 2024 sicherte sich der TV-Wasserfreund, der einst die Triathlon-Abteilung in Werne mit aus der Taufe gehoben hatte, das Ticket für die Weltmeisterschaft. Beim Ironman in Hamburg rief er eine herausragende Leistung ab und konnte sich somit in seiner Altersklasse für den Wettkampf im Oktober qualifizieren.

„Die Quali zu schaffen, ist eigentlich schon herausragend, weil man sich zwei Jahre auf diesen Moment vorbereitet und dann alles glattlaufen muss. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt, denn es gab keinen Ausweichtermin“, berichtet Nieberg. Denn für seine Altersklasse standen gerade einmal sieben Hawaii-Startplätze bereit. „Als bei der Zeremonie nach dem Ironman in Hamburg mein Name aufgerufen wurde, war das einer der geilsten Tage in meinem Leben.“

Sebastian Nieberg streckt die Hände in die Luft, nachdem er das Ziel beim Ironman erreicht hat.
Nach 10 Stunden und 26 Minuten erreichte Sebastian Nieberg in Hawaii das Ziel. © Privat

Die Athleten müssen sich im Bruchteil einer Sekunde entscheiden, ob sie das Ticket annehmen. Sebastian Nieberg rief sofort „Ja“ – und schon begannen die Vorbereitungen für Hawaii. „Man reist um die halbe Welt und spart auf dieses Erlebnis hin. Wir sind schon einige Tage früher aufgebrochen, denn der Jetlag ist brutal“, erzählt der zweifache Familienvater. Freunde und Familienmitglieder begleiteten ihn.

Dann passierte ein Unfall, der seinen Traum vom Hawaii-Start ernsthaft in Gefahr brachte: Bei einer Sightseeing-Tour mit einem Beachcruiser (hawaiianisches Fahrrad) brach er sich den Mittelhandknochen und zog sich Schürfwunden am ganzen Körper zu. Die Hand wurde eingegipst und eine Wunde am Kinn im Krankenhaus genäht. „Am Morgen bin ich noch mit Delfinen geschwommen – und dann das. Ich wollte es irgendwie an die Startlinie schaffen“, schildert Sebastian Nieberg seine Gedanken.

Und tatsächlich war er einer von 2.400 Startenden bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Den Gips nahm der 41-Jährige ab, das Schwimmen im 27 Grad warmen Pazifik verlangte ihm alles ab. Neben dem Wasserdruck, der beim Schwimmen auf die Hände trifft, hatte Nieberg auch mit dem Brennen des Salzwassers an den wunden Körperstellen zu kämpfen.

Sebastian Nieberg besteigt seinen „persönlichen Mount Everest“

Da er das Rad nicht mit einer Hand halten und mit der anderen Hand Verpflegung annehmen konnte, hielt er an fast allen Verpflegungsstation an und stieg ab. „Das hatte schon mehr was von Radtouristik“, scherzt der IT-Außendienstler, der mit seiner Familie in Telgte lebt. „Nach dem Radfahren wusste ich, dass ich es schaffen werde.“

Es folgte „nur“ noch der Marathon, das Ziel lautet „Ankommen“. Sebastian Nieberg blieb im wahrsten Sinne des Wortes „cool“, denn die Körpertemperatur darf bei der extremen Hitze auf Hawaii auf keinen Fall 39 Grad überschreiten. Trinken, trinken und runterkühlen mit Eiswürfeln lautete die Devise. „Während des Rennens geht einem das ganze Sportlerleben durch den Kopf. Aber man kann es auch genießen“, so Nieberg, der einst beim Werner Tennis-Club begann und über das Laufen beim TV Werne zum Triathlon kam.

Kurz vor dem Zieleinlauf hielt er an, bedankte sich bei seiner Ehefrau und allen Mitgereisten. Dann überwältigten ihn die Emotionen. „Das war mein persönlicher Mount Everest – ein Projekt über zwei Jahre, das erfolgreich zu Ende gegangen ist“, schildert der Ausnahmesportler, der sich nach dem Rennen noch ein paar Erholungstage auf Hawaii gönnte.

„Irgendwann bin ich in ein Loch gefallen. Ich hatte aber auch endlich wieder mehr Zeit für die Familie, habe sechs Kilo zugenommen, mir auch mal wieder ein Bier und eine Currywurst gegönnt“, blickt er auf eine entbehrungsreiche Zeit zurück. 14 Stunden pro Woche hatte Nieberg für seinen Traum trainiert.

Im Triathlon habe er nun alles erreicht, dennoch bleibe er Kapitän der ersten Mannschaft der TV Werne Wasserfreunde. Die nächsten sportlichen Höhepunkte warten in diesem Jahr ausschließlich auf der Rennmaschine, wenn Sebastian Nieberg beim Rad-Alpenmarathon startet und zusätzlich noch ein paar Bergpässe der Tour de France erklimmen will.