Das war ein turbulentes Derby zwischen dem SV Herbern und dem Werner SC. Am Ende mussten sich die SVH-Fußballer dem aktuellen Tabellenführer in einem packenden Spiel knapp mit 1:2 geschlagen geben. Doch das ausgeglichene Spiel zwischen der grauen Mittelfeldmaus und dem Tabellenführer in der Bezirksliga 7 kann auch als Achtungszeichen genommen werden, das Spiel hätte durchaus andersherum ausgehen können. „Wir haben uns gut verkauft, vor allem in der ersten Halbzeit. Da hat man nicht unbedingt den Tabellenunterschied gesehen“, hat auch ein Rückkehrer eine gefällige Leistung des SV Herbern gesehen. Fünf Minuten durfte er wieder ran – und dann gleich gegen seinen Ex-Klub, bei dem er über sechs Jahre gespielt hat. Unabhängig davon, dass er gerne wieder auf dem Platz gestanden hat, war das „für das erste Pflichtspiel etwas ganz Besonderes“, betont Marcel Niewalda.
Das Spiel gegen den WSC war für ihn ein großer, emotionaler Cocktail. „Es war irgendwie ein komisches Gefühl, aus der Sicht des Gegners auf dem Platz zu stehen, das muss ich ehrlich sagen“, verrät Niewalda. „Mit der Auswechselbank eine Bank weiterzugehen, sich auf der anderen Seite warmzumachen. Ich kenne ja noch 90, 95 Prozent der Spieler.“ Eben etwas ganz Besonderes.
Niewalda und der SV Herbern
Niewalda hat noch bis zur Winterpause die Fußballschuhe für den WSC geschnürt. In der Vergangenheit wurde der Mittelfeldspieler, der am liebsten die linke Seite beackert, immer wieder von Verletzungen am Knie geplagt, hatte sich vor drei Jahren einen Kreuzbandriss zugezogen. Bei der Dauerbelastung in vergangenen Jahren hat ihm das Knie wieder Probleme bereitet. Niewalda hatte Angst, einen Arzt aufgesucht, mit Verdacht auf Innenmeniskusriss und vielleicht sogar wieder Kreuzbandriss. Das hatte sich zum Glück nicht bestätigt, dennoch machte es etwas mit ihm. „Ich hab dann erst mal eine Fußballpause eingelegt. Ich wollte den Kopf freikriegen, auch unabhängig von den Wehwehchen. Ich wusste auch nicht, dass sie nur ein halbes Jahr nun anhalten würde.“ Schon in der Winterpause klopfte der SV Herbern in Form des sportlichen Leiters Ludger Starr an. Niewalda sagte ihm, dass er sich ein Engagement vorstellen könne, – aber eben erst in der neuen Spielzeit.
Jetzt ist er da. „In Herbern wurde ich gut aufgenommen, drei Leute oder mehr kannte ich ja schon vorher, der Anfang war recht easy“, stellt der gesprächsfreudige Niewalda eine sympathische Atmosphäre in der Mannschaft heraus. Nach einer so langen Fußballpause müssten aber verloren gegangene Basics wieder erworben werden. Er sei zwar viel Fahrrad gefahren und war im Fitnessstudio, aber das „Fußballspezifische“, das hat gefehlt. „Gerade das hat mich zurückgeworfen. Die Intensität ging verloren: viermal die Woche Training, diese fußballerische Belastung, wo es nicht nur darum geht, geradeaus zu laufen. Stop-and-Go, Tempowechsel, Stop-and-Go, das Ganze halt in Kombination.“
Die Vorbereitungsspiele hatte Niewalda größtenteils mitgemacht, dann kamen wieder diese „Wehwehchen“. Die Ärzte gaben aber Entwarnung, es „spreche erst mal nix dagegen, Fußball zu spielen“. Aber: Die Belastungssteuerung ist ungemein wichtig für den 28-Jährigen – damit das bereits so in Mitleidenschaft gezogene Knie ja nicht wieder Probleme bereitet.
Startelf gegen Westönnen?
Für den SV Herbern stand er nun wieder in einem Pflichtspiel auf dem Platz, „was natürlich ein ganz gutes Gefühl war“. Zwei Jahrzehnte spielt Niewalda bereits Fußball. „Ich merke, dass das Fußballspielen Spaß macht, ein guter Ausgleich ist. Zwanzig Jahre Mannschaftssport, da vermisst man schon was“, – und vergleicht: „Wenn man einem kleinen Kind das Spielzeug wegnimmt, dann ist es ja auch nicht gerade glücklich.“
Ob er am Sonntag (15 Uhr) zu Hause gegen Westönnen schon vom Anpfiff weg wieder gegen sein „Spielzeug“ treten darf? „Natürlich wünscht man sich, von Anfang an zu spielen. Aber gerade aufgrund meiner Vorgeschichte muss man erst mal gucken.“ Stichwort: Belastungssteuerung.
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