Man muss schon ein gewisses Maß an Selbstvertrauen und Erfahrung haben, um in der 90. Minute zu einem Strafstoß anzutreten, den man auch noch selbst rausgeholt hat. Und das beim Stand von 1:1 in Unterzahl. Jaime Borm ist gerade mal 20 Jahre alt, das auch erst seit Sonntag. Erfahrung – eher Mangelware also. Und eigentlich hat er auch nicht das Selbstvertrauen dazu, wie er nach dem Sieg des SV Herbern in Lohauserholz zugab. Dass er am Ende doch antrat, hat er Michael Schulte zu verdanken.
Jaime Borm schießt den SV Herbern zum Sieg
„Ich bin ehrlich, ich habe das gerade auch in der Kabine gesagt: Ich habe eigentlich gehofft, als ich den Ball genommen habe und zum Punkt gelaufen bin, dass irgendjemand mir den Ball abnimmt.“ Und tatsächlich lief der erfahrene Schulte in Richtung Borm. Aber nicht etwa, um ihm den Ball abzunehmen. Im Gegenteil: „Beim Elfmeter bin ich ganz nervös und habe in meiner ganzen Fußball-Karriere nicht einen reingemacht. Dann kam Michael Schulte zu mir und hat gesagt, ich mache den jetzt rein, ein bisschen Selbstbewusstsein und dann habe ich den auch reingemacht. Es ist auch eine ziemliche Last von den Schultern gefallen. Und dann noch das Siegtor. Das ist ein guter Sonntagnachmittag“, freute er sich nach Abpfiff.
Ein guter Sonntagnachmittag also, um seinen 20. Geburtstag zu feiern. Für den Elfmeter gab es auch Sonderlob von Trainer Oliver Glöden: „Jaime hat heute ein super Spiel gemacht. Dass er dann auch noch mit 20 Jahren den Elfmeter reinmacht, das ist schon bemerkenswert.“

Zumal Borm diesen eben auch Sekunden vorher rausgeholt hat. „Ich glaube, Niclas (Sondermann, Anm. d. Red.) ist nach hinten oder in den Rückraum gelaufen. Da wollte ich hinspielen und er geht gerade runter. Dann schieße ich den Ball einfach dagegen. Wenn der Ball gegen die Hand geht, habe ich das auch gehört“, so Borm. Sein Gegenspieler nahm den Ball in der Grätsche mit dem Arm mit. Lohauserholz protestierte vehement: Der Arm sei angelegt gewesen, er habe keine andere Möglichkeit gehabt. Der Schiedsrichter zeigte aber ohne zu Zögern auf den Punkt und ließ sich nicht mehr umstimmen. Eine richtige Entscheidung, da der Gegenspieler seine Körperfläche vergrößert hatte.
Beim SV Herbern herrschte Erleichterung nach dem 2:1-Sieg zum Re-Start gegen Germania Lohauserholz. Die letzten zwei Testspiele des SVH gingen nämlich mächtig in die Hose: Gegen die A-Jugend von Westfalia Rhynern gab es nach 2:0-Führung eine 6:7-Niederlage. Noch dicker wurde es gegen den A-Ligisten SG Selm: Dort verlor man die Generalprobe mit 1:4.
Danach herrschte viel Unmut, wie auch Jaime Borm, der den SVH im Sommer in Richtung Westfalenligist FC Nordkirchen verlassen wird, zugab: „Wir wussten, dass wir uns um 180 Grad wenden müssen. Wir mussten uns von einer komplett anderen Seite geben, wie wir zum Beispiel in Warendorf in der zweiten Halbzeit gespielt haben. Oder auch gegen Kinderhaus, wo wir zwar verloren haben, aber da haben wir auch ein ziemlich gutes Spiel gemacht. Uns war allen bewusst, dass wir uns diese Trainingswoche, mit Hinblick auf das erste Rückrundenspiel, 100-prozentig verbessern müssen und dass es nicht so weitergeht, wie es die letzten Testspiele waren.“
Der Start ins Pflichtspieljahr 2024 ist somit erstmal gelungen. Der SVH hat nun komfortable 14 Punkte Vorsprung auf den Abstieg, steht im gesicherten Mittelfeld und könnte mit einem Sieg am Sonntag gegen den VfL Wolbeck zu Hause (15 Uhr am Siepenweg) sogar bis auf Platz vier springen.
SV Herbern U19 weiterhin in schwieriger Situation: Trainer Alkan findet dennoch Lob
Dennis Kaminski verlässt den Werner SC: Rückkehr zum Ex-Klub im Sommer
„Im Schnitt 50 Prozent anwesend“: Ernüchterndes Vorbereitungsfazit beim SC Capelle