© Dominik Gumprich

Rhythmische Sportgymnastik

Hohefeld: „Der Wettkampfgedanke ist sehr ausgeprägt“

Der TV Werne hat seit drei Jahren eine Rhythmische Sportgymnastikgruppe. Die noch junge Abteilung richtet jetzt zum ersten Mal ein Turnier aus. Bislang fehlte ein wichtiges Utensil.

Werne

, 28.03.2019 / Lesedauer: 4 min

Alle vier Jahre bei Olympia. Höchstens. Im Schulsport ganz vielleicht mal. Ansonsten kommt der Normalbürger eher selten mit Rhythmischer Sportgymnastik in Berührung. Einen weiteren Grund erklärt Irena Hohefeld: „Das ganze ist schon eher so ein Mädchending.“

Das bestätigt sich, während die Trainerin, Koordinatorin und Mitbegründerin der Rhythmischen Sportgymnastik-Abteilung im TV Werne ihren Sport erklärt. Im Hintergrund tummeln sich zahlreiche junge Mädchen im Alter zwischen 5 und 13 Jahren, die mit Keulen hantieren, Bälle in die Luft werfen und mit einem Stab, an dem ein langes Band befestigt ist, Kreise in die Luft zeichnen. „Unser Sport ist eben nicht nur Ballett, sondern wird mit Geräten ergänzt. Das macht das Ganze noch zusätzlich interessant“, meint Hohefeld.

Mädchen bereiten sich auf ihr Turnier vor

Und das alles wird mit einer Grazie und in hübschen, bunten Trikots dargeboten. „So sieht das aber nicht immer beim Training aus. Die Trikots haben wir heute nur an, weil wir uns speziell auf unser Turnier vorbereiten und die Übungen einstudieren. Und dazu gehört eben auch das Trikot“, erklärt Hohefeld.

Zum ersten Mal kann und darf die junge Abteilung ein eigenes Turnier, den 1. Lippe-Cup, ausrichten. Los geht‘s am Samstag, 30. März, um 10 Uhr in der Ballspielhalle der Marga-Spiegel-Schule, Bahnhofstraße 1.

Die Mädchen müssen für die Übungen sehr gelenkig sein. Ihre Trainerinnen überfordern sie aber nicht, da sich ihre Schützlinge alle noch in der Wachstumsphase befinden. © Dominik Gumprich

„Das soll ein Freundschaftsturnier sein, bei dem wir uns bei den anderen Vereinen bedanken möchten, dass sie uns zu ihren Turnieren eingeladen haben“, erklärt Hohefeld. In den drei Jahren, in denen die Abteilung besteht, mussten die Werner immer auswärts an Turnieren teilnehmen. Jetzt können sie sich revanchieren.

Turniere dürfen nur auf Teppich durchgeführt werden

Der Abteilung fehlte ein spezieller Teppich, auf dem die Athletinnen ihre Übungen vorführen. „Und der ist ziemlich teuer. Erst im vergangenen Oktober hatten wir auch durch Spenden so viel Geld zusammen, dass wir uns diesen Teppich leisten konnten“, so Hohefeld.

Der Teppich liegt in der Christophorus-Turnhalle aus. Dort, in der Jahnturnhalle und in der Ballspielhalle hat die Abteilung Hallenzeiten bekommen. „Wir haben genommen, was übrig ist. Und der Abriss der Jahnturnhalle tut uns da weh“, sagt Hohefeld – vor allem, weil die Abteilung immer weiter wächst.

Vor drei Jahren fing alles an

Vor drei Jahren fing Hohefeld, die als Kind selbst Rhythmische Sportgymnastik und später auch Ballett gemacht hat, an, die Abteilung aufzubauen. Der Kreis war zunächst überschaubar. Dann kam das erste Schnuppertraining.

„Gleich beim ersten Mal waren 40 Kinder da. Und dann noch die ganzen Eltern – man konnte kaum atmen in der kleinen Jahnturnhalle“, erzählt Hohefeld. Das war im Januar 2016. Mittlerweile hat die Abteilung 170 Mitglieder. Von so einem Wachstum können andere Sportarten nur träumen. „Die Mädels kommen aus der ganzen Region zu uns. Im weiten Umkreis gibt es so ein Angebot nicht“, sagt Hohefeld.

Die Kombination macht den Sport aus

Die Kombination aus Rhythmischer Sportgymnastik, Kinderballett (Tänzerische Früherziehung) und der immer größer werdende Showbereich sei das Geheimnis. Letzterer Bereich sei ein echtes „Mädchending mit Röcken, Gruppenchoreografien und allem drum und dran“.

Auch im Showbereich gibt es Wettkämpfe. Und darum dreht sich alles. „Der Wettkampfgedanke ist schon sehr ausgeprägt. Der gehört zu unserem Sport einfach dazu“, erklärt Hohefeld. Und sie muss es wissen. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr hat sie die Rhythmische Sportgymnastik selbst auf hohem Niveau ausgeübt. Die gebürtige Schwerterin war zum Beispiel auf Turnieren in Kanada oder in New York. Mit 14 war dann aber Schluss. Damals, Mitte der 90er, hätte man mit 16 Jahren schon zum alten Eisen gehört. Hohefeld wie gesagt, wechselte dann zum Ballett.

Gymnastinnen müssen früh anfangen

„Heutzutage kann man den Sport deutlich länger betreiben“, sagt Hohefeld. Früh anfangen muss man aber trotzdem. „So mit 5 oder 6 Jahren sollte man schon anfangen. Es wird schwer, wenn man später einsteigt“, erklärt Aleksandra Kadryeava, eine der Trainerinnen der Abteilung.

„Ich lasse die Kinder aber nie etwas machen, was ich nicht selber kann, oder schon mal ausprobiert habe“, sagt Kadryeava. Und Hohefeld ergänzt: „Man muss das Training so gestalten, wie es die Gesundheit der Kinder zulässt. Man muss da schon aufpassen, die sind schließlich alle im Wachstum.“

Hohes Trainingspensum

Deshalb gibt es vor jedem Training ein 45-minütiges Aufwärmprogramm, wo auch viel Wert auf Ausdauer gelegt wird. So kommt dann eine Trainingszeit von drei bis vier Stunden zusammen – und das drei Mal die Woche, manchmal auch mehr, wenn es zum Stützpunkttraining nach Bochum geht. „Man kann das Level nicht halten, wenn man weniger trainiert. Dieser Leistungs- und Wettkampfgedanke gehört einfach dazu. Die Mädels leben das aber richtig“, sagt Hohefeld.

Und so entwickelt sich über die intensive Zusammenarbeit eine echte Beziehung zwischen Trainerin und Sportlerin. „Der Sport ist sehr abhängig vom Trainer“, sagt Hohefeld. Der ist es nämlich auch, der für die Wettkämpfe die Übungen zusammenstellt, die der Schützling vorführen soll. Und es gibt einen ganzen Katalog an Vorschriften zu beachten, den sogenannten „Code“. „Wenn der Trainer bei der Zusammenstellung was vergisst, gibt es für das Mädchen von den Punktrichtern einen Punktabzug“, so Hohefeld.

Jede Kleinigkeit wird bewertet

Und so ein Punktabzug ist schnell passiert. Das Trikot muss zum Beispiel zur Musik und zur Übung passen. Deshalb sind die alle maßgeschneidert und jedes Mädchen hat bis zu drei unterschiedliche Trikots im Schrank. Außerdem muss die Mimik passen und und und. Aleksandra Kadryeava und Irena Hohefeld sind beide neben ihrer Trainertätigkeit ebenfalls Punktrichter. So kennen sie beide Seiten, haben natürlich auch mehr zu tun. „Man braucht eben eine Menge Engagement und Leidenschaft für diese Sportart“, sagt Hohefeld.

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