Hexenkessel Dahl und ein emotionaler Trainer „Vielleicht muss ich mich besser beherrschen“

Hexenkessel Dahl und ein emotionaler Trainer: „Vielleicht muss ich mich besser beherrschen“
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Kaum ein Zuschauer hätte nach dem katastrophalen 0:3 zur Pause noch auf Eintracht Werne gewettet. Im Topspiel der Fußball-Kreisliga A gegen den SVF Herringen holten die Werner aber in der siebten Minute der Nachspielzeit ein 4:4 vor rund 400 Zuschauern im Dahl. „Das 0:1 war ein kleiner Genickbruch. Wir haben uns noch einmal zusammengerappelt und uns mit der gesamten Mannschaft eingeschworen. Egal, wie das Ergebnis wird, wir werden versuchen zurückzukommen“, sagte Wernes Trainer Aykut Kocabas nach dem emotionalen Spiel mit angekratzter Stimme und hob die Tugenden „Herz, Leidenschaft, Wille“ hervor.

Die drei Tiefschläge arbeitete Eintracht Werne gegen zunehmend wacklige Herringer Stück für Stück ab. Als dann das 2:3 durch Enes Akyüz‘ Elfmetertor fiel, spürte man auf der Kunstrasenanlage, dass Werne noch nicht aufgegeben hatte. Jede gelungene Aktion wurde pushend beklatscht, jede strittige Entscheidung lautstark kommentiert. „Wir haben uns vielleicht schon gedacht, das Ding ist durch“, sagte Herringens Trainer Sven Pahnreck. Der Dahl entwickelte sich zum Hexenkessel.

An zwei Szenen in der Schlussphase entluden sich die Emotionen dann lautstark. Sowohl nach Herringens 4:3-Führungstreffer (wie berichtet) als auch nach dem vermeintlichen Werner Ausgleich, dem das Gespann die Anerkennung verweigerte, gab es lange Diskussionen, die mit Verwarnungen endeten und die die Vertreter beider Teams unterschiedlich wahrnahmen.

Daniel Rafalski übt Kritik

Torhüter Daniel Rafalski konnte nicht fassen, dass er im Gemenge keinen Freistoß bekommen hatte - stattdessen lag der Ball im Werner Tor. „Der Schiedsrichter pfeift es nicht, vielleicht sieht er es schlecht, aber der Linienrichter muss es sehen“, fand Wernes Schlussmann.

Coach Kocabas, der mit einer Roten Karte nach Kommentaren aus dem Innenraum verbannt wurde, ärgerte sich schon während des Spiels darüber, dass es aus seiner Sicht viele strittige Entscheidungen gab, die der Unparteiische gegen Werne pfiff. „Solche Kleinigkeiten entscheiden das Spiel und vielleicht auch die Meisterschaft“, sagte Kocabas und fügte hinzu: „Mich ärgert die Schiedsrichterleistung.“

Aykut Kocabas und Eintracht Werne haben am Sonntag die Chance auf die Pole Position nicht genutzt.
Aykut Kocabas und Eintracht Werne haben am Sonntag die Chance auf die Pole Position nicht genutzt. © Reith

„Wenn wir 3:0 führen, dürfen wir den Gegner nicht zurück ins Spiel kommen lassen und dann unterhalten wir uns auch nicht über den Schiedsrichter“, sagte Pahnreck und verkniff sich auch einen kleinen Seitenhieb nicht: „Der Schiedsrichter hatte schon Lust, viel zu spielen, wenn er vier Nachspielminuten anzeigt und es nachher sieben werden.“

Eintracht schwächt sich

Doch die Werner schwächten sich durch die vielen Reklamationen auch selbst. Es war kein unfaires Spiel, das durch unnötige Härte auffiel. Stattdessen gab es zahlreiche Verwarnungen. „Ich sehe die Rote Karte ein“, sagte Kocabas nach Spielschluss, „vielleicht muss ich mich da besser beherrschen, kann mich aber nicht beherrschen, weil ich die Emotionen im Spiel habe.“ Auch Rafalski sagte: „Es ist leider oft unser Problem, dass wir uns mit Dingen beschäftigen, die nichts mit Fußball zu tun haben und uns selber aus dem Konzept bringen, statt uns nur auf unser Spiel zu konzentrieren.“

Werne hätte im Topspiel die Poleposition zurückerobern können, um mit einem Vorsprung in die letzten beiden Spiele zu gehen. „Wir haben nach dem 0:1, das aus dem Nichts kam, den Faden total verloren“, bemerkte Rafalski, „Herringen wurde immer stärker.“ Rafalski gab zu: „Jetzt ist Herringen in der besten Ausgangssituation. Wir brauchten eigentlich den Sieg.“

Dass Werne keines der vier Spitzenspiele gegen Herringen und den VfL Mark gewonnen hat, ist am Ende mehr als nur eine Randnotiz. „Wir sind immer noch Tabellenführer“, erklärte Herringens Trainer Sven Pahnreck selbstbewusst vor dem Spiel gegen den VfL Mark, bei dem die Werner auf ein Unentschieden hoffen. Rafalski: „Wer am Ende oben steht, hat es verdient, weil er die meisten Punkte hat. Ob Dortmund Meister wird und zweimal gegen Bayern verloren hat, ist doch egal!“

Luca-Noél Perschke spricht mit Mario Martinovic und Aykut Kacabas, nachdem ein Zuschauer ausfällig geworden war.
Luca-Noél Perschke spricht mit Mario Martinovic und Aykut Kacabas, nachdem ein Zuschauer ausfällig geworden war. © Reith

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