Oscar Cabrera verlässt nach drei Jahren den SV Herbern © Marcel Schürmann
Oscar Cabrera
¡Hasta pronto, Oscar! Herberns Oscar Cabrera geht zurück in die spanische Heimat
Herberns spanischer Leistungsträger Oscar David Franco Cabrera verlässt den SVH nach drei Jahren und kehrt schon am Samstag in seine Heimat nach Andalusien zurück
Fünf Jahre lebt Oscar David Franco Cabrera in Deutschland. Fünf Jahre, in denen er viel gelernt hat – nicht nur als Fußballer. Vor dem Kreispokalfinale am Donnerstag traf Marcel Schürmann den jungen Spanier für ein großes Abschiedsgespräch am Herberner Sportplatz. Denn Cabrera wird Herbern noch in dieser Woche verlassen. Für den 24-Jährigen geht es zurück in die Heimat nach Andalusien.
„Adiós, Oscar“ – so hieß der Arbeitstitel dieses Berichts. Damit wollte sich Oscar, wie er von allen genannt wird, aber nicht zufriedengeben. „Adiós sagt man bei einem Abschied für immer“, sagt er. „Ich komme aber auf jeden Fall wieder. Mach besser ‚Hasta pronto‘ draus“, erzählt er und lacht.
Cabrera ist ein lockerer Typ, wirkt ziemlich entspannt – trotz seiner Fußprellung, die er sich im Ligaspiel am vorletzten Wochenende zugezogen hat. Wie geht es dem Fuß heute? „Schon besser, danke. Das Schlimmste war nach ein paar Tagen vorbei. Ich habe die ganze Woche pausiert und mein Comeback auf das Finale verschoben. Donnerstag muss ich einfach spielen“, sagt er.
Das erste Endspiel
Seine Augen leuchten, wenn er an das Finale denkt. Für ihn ist es ohnehin das erste Endspiel in seiner Laufbahn. „Es wird mein letztes Spiel für Herbern. Da gehen mir viele Sachen durch den Kopf. Es wird sicher emotional. Ich habe noch nie ein Finale gespielt. Daher bin ich sehr gespannt, wie es wird.“
Es geht gegen den 1. FC Gievenbeck, der gerade erst aus der Oberliga in die Westfalenliga abgestiegen ist. Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum Herberns Chancen auf einen Triumph laut Cabrera gar nicht so schlecht stehen. „Die Chancen stehen 50 zu 50. In welcher Liga der Gegner spielt, ist uns egal. Wir haben letztes Jahr schon mal im Pokal gegen sie gespielt und hätten weiterkommen können. In der letzten Runde haben wir gegen Hiltrup gezeigt, dass alles möglich ist.“
Geht mit einem guten Gefühl ins Kreispokalfinale: Oscar Cabrera © Marcel Schürmann
Am Tag des Finals in Roxel (Donnerstag, 16 Uhr, Tilbecker Straße 34, 48161 Münster) wird der SVH mindestens zwei Fanbusse einsetzen, viele weitere Fans reisen privat an. „Das wird heftig. Mit Sicherheit die größte Kulisse für den Verein in den letzten Jahren“, ist die Vorfreude bei Cabrera deutlich herauszuhören.
Für ihn wird es das Spiel der Spiele. In den drei Jahren, in denen Cabrera das Trikot des SVH trug, hat er einiges miterlebt: den Fast-Abstieg, dann Platz drei, in dieser Spielzeit Rang sechs. Sein Saisonfazit fällt aber trotzdem gut aus: „Wir wussten, dass wir nach dem großen Umbruch im letzten Sommer nicht oben mitspielen würden. Acht Stammspieler sind gegangen. Dennoch haben wir immer noch genügend Qualität. Unsere Saison war nicht ganz so schlecht. Mit dem Pokalsieg wäre sie perfekt.“
Cabrera: „Dann nehme ich den Pokal mit nach Hause“
Keine 36 Stunden nach dem Endspiel wird Cabrera schon im Flieger nach Spanien sitzen. „Wenn wir gegen Gievebeck gewinnen, wäre das der Hammer! Dann nehme ich am Samstag den Pokal mit nach Hause“, sagt Cabrera lachend. Für ihn geht es zurück in die Heimat nach Granada, eine 250.000-Einwohner-Stadt in Andalusien. „Eine ganz schöne Ecke“, wie er sagt.
Nach fünf Jahren geht Cabreras Kapitel in Deutschland zu Ende. „Ich gehe wirklich für meine Familie und meine Freundin zurück“, sagt er leicht wehmütig, aber auch mit einer gewissen Vorfreude. Trotz zahlreicher schöner Momente - Oscar Cabrera hatte nicht nur leichte Zeiten in Deutschland. „Ich hatte manchmal Heimweh.“
Auch der plötzliche Tod des Teambetreuers Raimund Wessling vor zwei Wochen, ging Cabrera sehr nah. „Er war unser Glücksbringer. Das habe ich immer zu ihm gesagt. Sein Tod war ein Schock für uns. Er wohnte nicht weit von mir entfernt in Ascheberg. Wir sind oft zusammen zum Training gefahren oder sonntags zum Platz. An dem Sonntag war ich sehr traurig. Aber das Leben geht immer weiter. Er wird für uns immer da bleiben.“
Der tätowierte Familienmensch
Oscar Cabrera ist ein Familienmensch durch und durch. Das sieht man auch: Neben seinem Lebensmotto „Du lebst nur einmal“, das er in chinesischen Schriftzeichen auf dem rechten Arm tätowiert hat, trägt er auch das Geburtsdatum seiner Mutter unter der Haut, dazu vier Sterne, die für ihn, seine Mutter und seine beiden Schwestern stehen. Und einen Fußball mit einer Krone, darunter das Wort „Unforgettable“ (Englisch: Unvergesslich) - ein Tattoo, das er wie sieben andere seiner Freunde hat.
„Das haben wir uns damals stechen lassen, als wir mit acht Kumpels nach Deutschland gekommen sind, um hier Fußball zu spielen“, sagt Cabrera. Von den acht ist er der einzig Verbliebene. „Die anderen sind alle schon wieder zurück in die Heimat gegangen.“
Nun also auch Oscar Cabrera. Ob der SV Herbern für ihn auch zu einer kleinen Familie geworden ist? „Eine kleine?“, fragt er mit einem Grinsen im Gesicht. „Eher eine große. Ich komme auf jeden Fall wieder, weil ich hier viele Freunde gefunden habe. Ob durch den Fußball, die Arbeit oder beim Feiern. Ich werde die Leute hier nie vergessen. Wenn ich wiederkomme, werde ich wohl mehr als zwei Wochen Urlaub brauchen, damit ich hier alle sehen kann.“
Richtige Entscheidung nach Deutschland zu kommen
Fünf Jahre ist es her, dass Cabreras derzeitiger Trainer Holger Möllers nach Spanien flog, um ihn und die anderen spanischen Jungs zu beobachten. Danach ging alles sehr schnell. Oscar Cabrera ging mit seinen Freunden nach Deutschland, spielte erst zwei Jahre beim TuS Ascheberg, um dann beim SVH anzuheuern.
Technisch machte ihm kaum einer was vor. Für seinen Trainer Holger Möllers ist Cabrera „sportlich wie menschlich ein Glücksfall.“ © Marcel Schürmann
Die richtige Entscheidung? „Ja, auf jeden Fall“, kommt es ohne groß zu überlegen aus Cabreras Mund. „Dass ich fünf Jahre bleibe - damit hätte ich nicht gerechnet. Ich konnte ja noch nicht einmal Deutsch. Wenn ich zurückblicke, hatte ich keine Angst hierherzukommen. Man braucht Mut, klar. Aber ich bereue nichts.“ Auch für seinen Trainer Möllers war Cabrera kein normaler Transfer: „Er war sportlich wie menschlich ein absoluter Glücksfall für den TuS Ascheberg und den SV Herbern.“
Wie geht es jetzt weiter für den Spanier, der in Ascheberg eine Ausbildung zum Lagerlogistiker abgeschlossen hat? „Auf jeden Fall spiele ich weiter Fußball“, sagt er. „Ich habe schon Anfragen von zwei Trainern aus der spanischen Regionalliga. Die ist etwa vergleichbar mit der deutschen Oberliga. Dann hoffe ich natürlich auch, dass ich schnell wieder Arbeit finde“, erzählt er.
Die Ergebnisse des SVH werde er in Zukunft natürlich weiter verfolgen. „Über die Fußball-App und die Mitspieler“, so Cabrera. „Herbern ist ein cooler Verein, dem ich alles Gute wünsche. Ich werde garantiert den Kontakt halten.“
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