Fußballer des Werner SC prüfen Abspaltung Gegenseitige Vorwürfe – so geht es jetzt weiter

Fußballer des Werner SC prüfen Abspaltung: Gegenseitige Vorwürfe - wie geht es jetzt weiter?
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Diese Nachricht kam am Sonntagabend aus dem Nichts und gerade deshalb hatte sie eine besonders große Brisanz. Die Fußballabteilung des Werner SC prüft eine mögliche Eigenständigkeit und damit eine Abspaltung vom Gesamtverein. Einen Tag später (19. August) stehen große Fragen im Raum.

Fußballer des Werner SC prüfen Abspaltung

Unterschrieben vom Fußball-Vorsitzenden Dirk Abdinghoff, von Fußball-Geschäftsführer Michael Preik und dem WSC-Ehrenvorsitzenden Thomas Overmann erreichte die Pressemitteilung unsere Redaktion. Inhaltlich geht es um harte Vorwürfe der Fußballabteilung gegen den Vorstand des Gesamtvereins und nicht eingehaltene Absprachen sowie Bekenntnisse.

„Ich wollte den Verein vereinen und nicht spalten. Das habe ich jetzt monatelang ohne Erfolg und Unterstützung versucht. Es gab Krisengespräche und viele Sitzungen. Alles, was wir bekommen haben, waren aber nur Lippen-Bekenntnisse“, eröffnet Dirk Abdinghoff seine Erklärung für den überraschenden Brief.

Wie oben beschrieben ist er Vorsitzender der Fußballabteilung, hatte dazu im vergangenen November kommissarisch bis zur Jahreshauptversammlung die Geschäftsführung des Gesamtvereins übernommen. Denn das vergangene Jahr war ein sehr turbulentes beim Werner SC.

Durch eine Art Putsch der Fußballabteilung wurde Michael Laschitza bei der Jahreshauptversammlung im April 2023 zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Es folgten Monate voller Amtsniederlegungen, geschockter Abteilungen und schlussendlich einem Zurückrudern von Laschitza und den Fußballern. Oliver Grewe übernahm wieder den Vorsitz und erhoffte sich Besserung im gegenseitigen Umgang.

Dirk Abdinghoff telefoniert.
Dirk Abdinghoff ist Fußball-Vorsitzender des Werner SC. © Pauline Korte

Die scheint es allerdings nicht gegeben zu haben. „Die Wahl von Michael Laschitza war mit Sicherheit nicht die feine englische Art. Trotzdem mussten wir auch damals schon durch die Aktion auf gewisse Fehlstände hinweisen. Dann habe ich mich aber mit der gesamten Abteilung dafür ausgesprochen, dass Oliver Grewe wieder eingesetzt wurde. Wir wollten nach vorne schauen und nicht zurück“, erzählt Dirk Abdinghoff.

Gerade deshalb kam die Pressemitteilung am Sonntagabend eben aus dem Nichts. „Ich habe immer wieder meine Forderungen und Punkte an den Hauptvorstand geschrieben und habe auf eine Antwort gewartet. Es ist nichts passiert. Ich wollte verbindliche Zusagen bis zum ersten Landesliga-Spieltag am 11. August und auch da kam nichts. Also fühlen wir uns gezwungen, die Möglichkeit zu erwägen, uns abzuspalten“, sagt Dirk Abdinghoff.

Pressemitteilung der Fußballabteilung des Werner SC

In der Pressemitteilung schreiben die Fußballer, dass man schon länger die erforderliche Unterstützung und Wertschätzung bemängle, ohne die leistungsorientierte Landesliga-Fußball nicht möglich sei. Ablesbar sei dies zum Beispiel an der „mehr und mehr eingeschränkten finanziellen Förderung.“ Genauer wollte Abdinghoff auf dieses Thema nicht eingehen, eine Sache erklärte er dann aber dennoch.

So seien Zuschüsse im Verkauf sowie in der Platzpflege beim Werner SC durch den neuen Vorstand neu verteilt worden. „Aber nicht in unserem Sinne“, macht Dirk Abdinghoff klar. „Für uns steht alles unter dem Klassenerhalt in der Landesliga. Da gehört der Verein auch hin. Wenn es so weitergeht, ist das aber einfach nicht möglich.“

Wie geht es beim Werner SC weiter?

Der Vorsitzende Oliver Grewe zeigte sich im Gespräch mit dieser Redaktion geschockt von den Entwicklungen der vergangenen Tage. „Das geht überhaupt nicht in Ordnung. Diese Pressemitteilung habe ich selbst zum Beispiel gar nicht bekommen, das ist überhaupt kein guter Stil. Wir rätseln und sind fassungslos, was da vorgefallen ist“, sagt er.

Inhaltlich werde er und der Gesamtvorstand sich mit den Vorwürfen bei einer gemeinsamen Sitzung am kommenden Mittwoch (21. August) auseinandersetzen und sich dann gegebenenfalls öffentlich dazu äußern. Schon jetzt macht er allerdings klar: „Das stimmt alles nicht. Punkt.“

Oliver Grewe hält ein Mikro.
Oliver Grewe ist Vorsitzender des Gesamtvereins Werner SC. © Verena Schafflick

Er habe gehofft, dass nach der unschönen Ära rund um die Einsetzung von Michael Laschitza endlich Ruhe einkehrt, doch nun könnte es zum Super-GAU kommen. „Ich und der ganze Verein freuen sich, dass die Fußballer wieder in der Landesliga spielen“, sagt Grewe. Im Extremfall könnte der WSC aber bald sogar ohne eine ganze Abteilung dastehen.

Im Gespräch mit Dirk Abdinghoff kommt dabei ein Kritikpunkt immer wieder auf, zu dem sich Oliver Grewe auch äußert. Dabei geht es um die Einsetzung von Thomas Overmann als kommissarischen Kassierer der Fußballabteilung. Diese hatten Abdinghoff und Fußball-Geschäftsführer Michael Preik beschlossen, es gab allerdings ein Veto des Gesamtvorstands.

Thomas Overmann sollte kommissarischer Kassierer werden

„Wir haben bis zur nächsten Mitgliederversammlung einen Kassierer gesucht und da bietet sich doch niemand mehr an, als ein Mensch, der die Geschäfte seit 40 Jahren kennt. Diese Ablehnung war vollkommen unverständlich“, sagt Dirk Abdinghoff.

Darauf antwortet der Vorsitzende Oliver Grewe: „So eine wichtige Position muss vernünftig gewählt werden. Das kann man nicht einfach so einen einsetzen, das geht vielleicht als Beisitzer. Wir haben stattdessen bestimmt, dass Karsten Dahl (Kassierer Gesamtverein) und Beate Schmidt (Vorsitzende Freizeit und Breitensport) die Kasse der Fußballer mit organisieren. Ein neuer Kassierer kann dann bei der nächsten Versammlung gewählt werden.“

Werner SC denkt über Fusion nach

Es gibt viele Punkte, an denen sich die Beteiligten aufreiben, eine Klärung ist aktuell nicht in Sicht. Deshalb erklären die Fußballer auch in der Pressemitteilung schon, dass ein Austritt und eine Fusion mit anderen Vereinen durchaus denkbar ist. Wie das allerdings aussehen wird, ist noch nicht klar.

„Dazu kann ich noch nichts sagen. Wir müssen mit dem Kreis und dem Verband sprechen und werden Kontakt zu den anderen Vereinen in der Stadt aufnehmen“, erklärt Dirk Abdinghoff. „Das können wir drei (Abdinghoff, Preik, Overmann, Anm. d. Red,) nicht alleine stemmen, wir brauchen Juristen und Steuerberater. Wir haben uns gewünscht, dass es anders läuft, aber jetzt müssen wir eben die Reißleine ziehen. Beim Werner SC sind die Prioritäten wohl andere und leistungsorientierter Fußball steht darunter.“