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„Wir sind kunterbunt, wie es sich im 21. Jahrhundert gehört“
Fußball
Auch die Werner Fußballer schauen derzeit immer wieder in die USA, wo gegen Rassismus demonstriert wird. Wir haben mit Burak Katirci und Enes Akyüz gesprochen, die bereits Feindseligkeiten erleben mussten.
Es ist aktuell neben Corona das beherrschende Thema. In den USA wird nach dem Tod von George Floyd durch rassistische Polizeigewalt für die Rechte von Schwarzen und gegen Rassismus demonstriert. Auch die Werner Amateursportler schauen nach Amerika - und haben selbst bereits einige Feindseligkeiten erleben müssen.
„Na klar, da hat man schon oft mal einen Spruch gedrückt bekommen“, sagt Enes Akyüz, Kapitän des A-Ligisten Eintracht Werne. Vieles schreibt er den Emotionen zu, aber eben nicht alles: „Es gibt einige Vereine, die schon dafür bekannt sind. Da kommt das dann leider oft vor, dass man da mal Sprüche hört.“
Zuletzt hatte es zu Beginn der Saison einen größeren Vorfall gegeben, als die Evenkämper nach einem Spiel beim VfL Mark über rassistische Äußerungen der Zuschauer klagten. Die Gegner bestritten die Vorfälle damals vehement.
Akyüz selbst hat mittlerweile gelernt, damit umzugehen: „Bei mir geht das ins eine Ohr rein, auf der anderen Seite wieder raus. Ich versuche, das einfach so weit es möglich ist, zu ignorieren.“ Schließlich schenke das den Angreifern nur noch mehr Aufmerksamkeit.
Das sei aber natürlich für einige Spieler schwierig. „Wir haben als erfahrene Spieler natürlich da die Ruhe, darüber hinwegzusehen. Wenn man etwas jünger ist, ist das natürlich doch noch etwas schwieriger. Das kann ich auch gut nachvollziehen, dass die Jungs das nicht einfach so wegstecken.“
„Wir sind eine multikulturelle Mischung“
Bei Eintracht Werne selbst gebe es solche Vorfälle aber nicht, so Akyüz: „Wir sind ja eine multikulturelle Mischung, da ist alles absolut harmonisch. Klar, man drückt sich mal einen Spruch, aber das ist alles auf komplett humorvoller Basis, da ist niemand beleidigend.“
So sei die Stimmung aber nicht nur in der ersten Mannschaft, macht der Kapitän deutlich: „Im ganzen Verein ist es entspannt, wir haben einfach ein gutes Grundklima. Normalerweise machen wir auch immer so eins, zwei Mal im Jahr eine Party mit allen zusammen. Da ist es dann kunterbunt, wie es im 21. Jahrhundert eben sein sollte.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch Burak Katirci vom Werner SC gemacht. In seinem Verein fühlt er sich rundum wohl: „Natürlich kommt hier von niemandem etwas, wir sind ein Team.“ Die Nationalität sei dabei dann völlig unerheblich, sagt der defensive Mittelfeldspieler.
In Spielen habe er natürlich schon den einen oder anderen Kommentar gegeben. „Das ist dann natürlich auch genau dazu gedacht, mich aus der Fassung zu bringen. Aber das passiert dann im Spiel und danach entschuldigen die sich dann auch meistens wieder“, so Katirci. „Ich habe aber noch nie einen Vorfall gehabt, der mir jetzt wirklich im Gedächtnis geblieben ist.“
Geboren im Münsterland, mittlerweile aber eng mit dem Kreis Unna verbunden. Immer auf der Suche nach spannenden Geschichten und Menschen. Seit 2018 bei Lensingmedia – erst als Sportredakteurin, seit 2023 in der Lokalredaktion.
