Jung lernt von erfahren: Das ist wohl das Motto des SV Herbern in dieser Spielzeit. Denn die Herberner haben nach dem Abstieg in die Fußball-Bezirksliga 7 den Kader mit vielen A-Jugendlichen sowie routinierten Spielern aus dem Umkreis aufgefüllt. Wir unterziehen den Kader einer Analyse.
Die Torhüter
Der SV Herbern hat hierbei mit Sven Freitag einen sehr erfahrenen und starken Keeper zurückgeholt. Freitag hat in seiner Zeit in der Landesliga oft bewiesen, was für ein Rückhalt er für die Herberner sein kann. Aber: Er beendete 2021 seine aktive Laufbahn, weil nach einem Meniskusriss 2019 er nichts Weiteres riskieren wollte. Zur vergangenen Saison kam er als Torwarttrainer zurück – und musste überraschend im März zwischen die Pfosten. Seitdem stand er dort regelmäßig, gilt nun auch wieder offiziell zum Kader des SV Herbern. Mit Tristan Krampe hat Herbern einen jungen Keeper in der Hinterhand. Eine kluge Kombination: Der junge Krampe kann vom erfahrenen Freitag lernen.
Dennoch ist es mutig vom SVH, nur mit zwei Keepern in die Saison zu starten. Im Pokalspiel musste Herbern aufgrund der Abwesenheit von Sven Freitag und einer Verletzung von Tristan Krampe auf Mathias Krampe aus der zweiten Mannschaft setzen. Es ist auch gewollt, dass die Teams dort zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Aber auch die zweite Mannschaft hat momentan nur einen Keeper mit Mathias Krampe; Levi Kindermann und Timo Zurloh fallen beide aus. Wie schnell es zum Problem werden kann, nur einen Keeper zu haben, bekam der SVH beim Meniskusriss von Freitag 2019 gezeigt: Damals musste mit Joe Breloh ein Feldspieler ins Tor.
Die Abwehr
Hier kann der SV Herbern voll auf Erfahrung setzen. Mit Kapitän Johannes Richter spielt ein echtes Urgestein in der Innenverteidigung, kann im Notfall aber auch auf die Achterposition vorrücken. Zudem ist Julius Höring nach seinem einjährigen Ausfall wegen einer Schambeinentzündung zurück. Höring ist nicht nur aufgrund seiner kämpferischen Art wichtig für das Team, sondern auch charakterlich von Bedeutung für das Gefüge. Er ist das Sprachrohr aus der Abwehr heraus und dürfte an der Seite von Richter gesetzt sein. Mit Tim Bröer ist ein weiterer erfahrener Spieler wieder fit, der als Außenverteidiger essentiell ist und ähnlich wie Julius Höring seine Teamkollegen mitreißen kann. Wie relevant Bröer auch charakterlich ist, zeigte sich daran, dass er zusammen mit Daniel Krüger nach dem verschossenen Elfmeter zu Jonas Pettendrup gegangen war, um ihn zu trösten.
Mit Lorenz Jücker, Kevin Kauschalek und Marcel Niewalda konnten weitere Verteidiger mit Erfahrung geholt werden, die zudem aus dem Umkreis von Herbern kommen und somit den Verein auch kennen. In der Rückrunde ins Team gespielt hat sich Elias Heidicker. Vor allem in Halbzeit eins lief im Kreispokal viel über seine rechte Seite. Dazu hat der SVH mit Bastian Bergmann und Ex-A-Jugendlichen wie Luca Köppeler noch Spieler in der Hinterhand, die von der überkreislichen Erfahrung dieser Spieler profitieren werden.

Das Mittelfeld
Michael Schulte ist immer auch eine Option für die Abwehr, tauscht dort im Spiel auch mal mit Johannes Richter. Stärker agierte er aber im defensiven Mittelfeld. Denn neben seiner Verteidigung ist er auch stark im Angriffsspiel. Er hat den Blick in der Spieleröffnung, kann aber ebenso als dritter Innenverteidiger in die Abwehr einrücken.
Gleichzeitig hat er dann auch ein Auge auf Jonas Pettendrup. Der Mittelfeldspieler kommt frisch aus der A-Jugend, hat aber letztes Jahr schon Landesliga für Herbern gespielt und gilt als großes Talent. Dass er im ersten Pflichtspiel direkt wieder 90 Minuten auf dem Platz stand und einen Elfmeter schoss, zeigt sein Standing trotz seiner Jugend. Einziges Manko könnte sein, dass er von sich selbst zu viel fordert und dann schnell unzufrieden wirkt. Hier greifen wiederum die erfahrenen Spieler, um die jungen Spieler auch nach einem Fehler aufzubauen. Mit Jaime Carlos Borm hat sich ein zweiter Ex-A-Jugendlicher neben Pettendrup in der Vorbereitung empfohlen. Weitere A-Jugendliche stehen bereit, um ihre Spielzeit zu bekommen.
Als gesetzt kann man wohl Patrick Sobbe sehen. Kaum ein Spieler fällt im Herberner Spiel so auf wie er. Sobbe setzt energisch nach, läuft enorm viel im Spiel und ärgert seine Gegner. Nicht umsonst gilt er als unangenehmer Gegenspieler. Dazu ist er noch torgefährlich. Die Position linksaußen ist also quasi schon vergeben.
Der Angriff
Wer beim SVH an Angriff denkt, denkt wahrscheinlich erstmal an Daniel Krüger. Zurecht. Der große Stürmer gehört zum Hort der erfahrenen Spieler um Richter, Bröer und Schulte. Krüger ist der klassische Mittelstürmer, der im Kopfballspiel schwer zu verteidigen ist, gleichzeitig aber auch spielerisch stark ist. Wichtig beim 30-Jährigen: fit bleiben. Denn das war die letzten Spielzeiten nicht immer der Fall.
Im Zweifel hat der SVH aber mit Niclas Sondermann nun eine Geheimwaffe. Kein Spieler war bei Herbern in der Vorbereitung so treffsicher. Sondermann ist nicht nur schnell, sondern hat einen starken Zug zum Tor. Dass die Verantwortlichen beim SV Herbern ihn lieber in der ersten, statt in der zweiten Mannschaft sehen wollten – nachvollziehbar. Sondermann kann auch ins Mittelfeld rücken und dort über die Außenbahnen kommen. Ähnlich sieht es bei Robin Krysiak aus, der ebenfalls aus der Zweiten hochgezogen wurde.
Mit Semih Gün ist zudem für Nachwuchs gesorgt. Auch er kommt frisch aus der A-Jugend. Um den Übergang zu schaffen, hat er auch schon in der zweiten Mannschaft gespielt. Die körperliche Spielweise im Seniorenbereich machte ihm zuerst Probleme, zuletzt kam er damit aber besser klar.
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