Rein rechnerisch ist der Nicht-Abstieg des SV Herbern aus der Fußball-Landesliga 4 noch möglich. Gefühlt ist der SVH aber am Montag nach dem 1:4 (0:3) gegen Eintracht Ahaus schon abgestiegen. Denn während Ahaus nun Tabellendritter ist, hat Herbern mit zwölf Punkten Abstand auf das rettenden Ufer nicht mehr viel Hoffnung.
Landesliga 4
SV Herbern – Eintracht Ahaus 1:4 (0:3)
Als SVH-Trainer Oliver Glöden nach Abpfiff erfuhr, dass der vorherige Tabellenletzte Concordia Albachten überraschend mit 3:1 gegen die TSG Dülmen gewonnen hat, sah man ihm die Ernüchterung an: „Ach, das auch noch“, kommentierte er nur, als er erfuhr, dass die Herberner nun damit die rote Laterne der Landesliga 4 übernommen haben.
Dass mit Eintracht Ahaus kein einfacher Gegner an die Werner Straße kommen würde, wo erstmals in diesem Jahr wieder auf Rasen gespielt wurde, war aus tabellarischer Sicht klar, da Ahaus zu einem der Topteams der Liga in diesem Jahr gehört. Wie leicht der Gast es dann aber gerade in Halbzeit eins hatte, zeigte, dass es nach 20 Minuten bereits 3:0 für Ahaus stand. Bereits nach neun Minuten besorgte Lennart Varwick nach einer schönen Kombination das 1:0, fünf Minuten später erzielte Till Dresemann mit einem sehenswerten Schuss aus 17 Metern das 2:0. Dabei hatte er aber auch Hilfe aus der Herberner Hintermannschaft: Weil Ahaus über rechts angriff, rückte die Abwehr komplett auf diese Seite. Dresemann konnte ungestört einlaufen und angespielt werden. „Das ist typisch für uns, dass wir in einer Druckphase dann das Gegentor kassieren“, so Glöden. Denn bis zum 1:0 war Herbern aktiver.
Als dann Christopher Behrendt auf 3:0 erhöhte für Ahaus, schien an der Werner Straße schon alles gelaufen. „Es sind nur drei, vier Leute momentan, die auf ihrer Position ihre Leistung bringen. Der Rest versteckt sich“, kritisierte Oliver Glöden seine Mannschaft. Die Frage, ob der ein oder andere Spieler mental schon mit der Situation abgeschlossen habe, ließ der SVH-Coach unbeantwortet. Es dauerte bis in die Nachspielzeit der ersten Hälfte, bis Daniel Krüger mit einem Weitschuss für die erste Herberner Torchance in dem Spiel sorgte. Es war wohl auch die größte.
Worüber Glöden sich ärgerte, sorgte für Ahaus Coach Frank Wegener für Freude: „Wir machen die Tore zu einem super Zeitpunkt.“ Besonders den Treffer von Till Dresemann hob er hierbei hervor. „Wir haben momentan das Momentum auf unserer Seite. Herbern hat das halt nicht“, so Wegener. Zumal Ahaus noch vor der Pause auf 4:0 hätte erhöhen können, aber ein Abschluss von Behrendt ging an den Pfosten.
Besonderer Sieg
Herbern reagierte in Halbzeit zwei, brachte mit Lukas Scholdei, Patrick Sobbe und Fynn Rottmann drei neue Spieler und stellte um. Erstmals seit eineinhalb Jahren stand übrigens Julius Höring in der Startelf. Auch Ahaus musste in der Pause wechseln, Till Dresemann humpelte vom Platz. Zudem hatte sich Keeper Jonas Averesch Mitte der ersten Hälfte bei einem Freistoß am Fuß verletzt. Da die Eintracht keinen Ersatzkeeper bei hatte, musste er aber durchspielen. „Das ist der einzige Wermutstropfen heute“, sagte Frank Wegener.
In der zweiten Hälfte wirkte Herbern agiler und kam sogar noch zum Ehrentreffer, als Ahaus Verteidiger Timo Brillert im Sechzehner Maurice Modrzik legte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Sobbe sicher. Doch in der 73. Minute wurde der alte Abstand wieder hergestellt, – ebenfalls durch einen Strafstoß. Einen hohen Ball wollte Ahaus‘ Cihan Bolat per Kopf annehmen, während SVH-Schnapper Christoph Hunnewinkel ebendiesen rausboxen wollte. Hunnewinkel erwischte Bolat am Kopf, der Schiedsrichter entschied nach einem Blick zu seinem Assistenten auf Strafstoß. Den verwandelte Behrendt zum 4:1-Endstand. Ein besonderer Sieg für Frank Wegener: „Ahaus tut sich grundsätzlich in Herbern immer schwer. Ich mach das hier seit fünf Jahren, das ist mein erster Sieg in Herbern.“
Beim SVH herrschte hingegen Tristesse: „Noch tiefer kann man nicht fallen“, so Oliver Glöden zur neuen Tabellensituation. Er versuchte noch einen Funken Hoffnung zu bewahren, wenn auch vielleicht nur nach außen: „Wen man unten steht, kann es ja nur bergauf gehen.“ Ahaus Trainer Wegener war da nach Abpfiff nicht so hoffnungsvoll: „Ich glaube, das wars für Herbern. Ich wünsche ihnen alles Gute. Wir kommen eigentlich gerne hierhin, nächstes Jahr dann leider nicht.“
SVH: Hunnewinkel – Richter, Bröer, Ekincier (46. Sobbe), Heidbrink, Krüger, Modrzik, Schulte (87. Hülk), Heidicker (46. Scholdei), Höring (69. Bergmann), Dombrowski (46. Rottmann).
Ahaus: Averesch – Dresemann (46. Krieger), Brillert, Vennemann, Büsker, Bolat (83. Veenstra), Brüning (78. Reinfeld), Behrendt, Kleine Schonnefeld (74. Schücker), Farwick, Varwick.
Tore: 0:1 Varwick (9.), 0:2 Dresemann (14.), 0:3 Behrendt (21.), 1:3 Sobbe (Elfmeter, 51.), 1:4 Behrendt (Elfmeter, 73.)
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