„Abartiges Gefühl" Rassistische Äußerungen für Eintracht-Werne-Spieler „fast Gewohnheit"

"Abartiges Gefühl": Rassistische Äußerungen für Eintracht-Werne-Spieler schon "fast Gewohnheit"
Lesezeit

Ein hartumkämpftes Spitzenspiel, zwei Mannschaften, die alles in die Waagschale warfen und zwei Tore in der Nachspielzeit – Dramatik pur. Doch das Sportliche geriet im Anschluss an die Kreisliga-A-Partie zwischen dem Tabellenführer Eintracht Werne und dem Dritten VfL Mark am vergangenen Sonntag zur Nebensache. Überschattet wurde das furiose Spektakel von rassistischen Äußerungen von Teilen der Gästefans, denen sich einige Eintracht-Spieler ausgesetzt sahen.

„Scheiß Kanacken“ oder „Affen“ gehörten unter anderen zu den Äußerungen vom Spielfeldrand. Auch der Co-Kapitän der Evenkämper, Tunahan Sari, war direkt betroffen und berichtet: „Wir hatten einen Freistoß in der Nähe der Seitenlinie. Da hörte ich nur von außen, wie jemand „Affe“ rief und dann anfing, wie ein Affe zu tanzen.“ Auch Mitspieler Serkan Adas hat die Szene von der Bank aus mitbekommen und nahm die obszönen Gesten wahr. „Der Zuschauer hat irgendwelche dummen Bewegungen gemacht. Als Tunahan was gesagt hat, kam nur ‚Red doch Deutsch mit mir‘ zurück“, erzählt Adas.

Anfeindungen wie diese hätten die Evenkämper in der Vergangenheit schon häufiger erlebt. Vor allem die Auswärtsspiele beim VfL Mark sind den Spielern in Erinnerung geblieben. „Das ist da schon ein paarmal passiert. Es ist tatsächlich immer gegen Mark so, dass man so behandelt wird“, stellt Tunahan Sari fest. Adas und Mannschaftskapitän Enes Akyüz bestätigten diesen Eindruck.

Wie viele Spieler von Eintracht Werne schaltet auch Kapitän Enes Akyüz bei rassistischen Äußerungen auf Durchzug.
Wie viele Spieler von Eintracht Werne schaltet auch Kapitän Enes Akyüz bei rassistischen Äußerungen auf Durchzug. © Johanna Wiening

Vorfälle sind keine Seltenheit

„Ich weiß noch, als ich mein erstes Spiel für Eintracht Werne gemacht habe. Da haben wir 2:1 in Mark verloren und es war auch etwas hitzig. Da hieß es dann auch ‚Es ist immer dasselbe mit euch Kanacken‘ und Mittelfinger wurden gezeigt“, sagt Adas. Der VfL Mark hatte sich im Anschluss an die Partie deutlich von den Vorfällen distanziert und das Handeln der besagten Zuschauer verurteilt.

Aber auch bei anderen Vereinen habe es schon Anfeindungen gegeben, wie Enes Akyüz berichtet: „Es gibt da gewisse Spielstätten, wo so etwas öfter vorkommt. In den meisten Fällen sind es Leute, die in einem höheren Alter sind. Solche Aussagen werden nun mal leider getätigt.“

Sport TV

Dass sich die Eintracht-Spieler schon gar nicht mehr über die rassistischen Äußerungen wundern, geschweige denn aufregen, spricht für sich. Das Motto der drei befragten Evenkämper war übereinstimmend: „Links rein, rechts raus“. Bei unschönen Sprüchen von außen schalten sie konsequent auf Durchzug. „Natürlich sollte es nicht selbstverständlich sein, aber es ist schon fast Gewohnheit. Nicht zu reagieren ist die beste Antwort, die man da noch geben kann“, findet Akyüz. Tunahan Sari entgegnete nur: „Man kann es eben nicht ändern.“

„Wollen einfach Fußball spielen“

Ganz spurlos an den Wernern vorbei gehen die Vorfälle aber dann doch nicht. Sari machte sich auch nach dem Spiel Gedanken. „In dem Moment, wo es passiert, denkt man nur: Was für ein Idiot. Aber im Nachhinein macht das schon traurig.“ Serkan Adas zeigte sich genervt und appellierte an die Fans: „Wir wollen einfach Fußball spielen. Es ist immer mal hitzig auf dem Sportplatz, aber auf die Sprüche, die man zu hören bekommt, hat man einfach keine Lust mehr. Das ist ein abartiges Gefühl, das dir vermittelt wird.“

Die Hoffnung, dass derartige rassistische Vorfälle künftig ausbleiben, bestehe bei allen drei Eintracht-Spielern weiterhin. „So krass wie am Sonntag war es noch nie und ich hoffe, es war auch das letzte Mal“, betont Adas.

Trotz hitziger Atmosphäre: Sami Schebab verwandelt entscheidenden Elfmeter für Eintracht Werne

"Unterstützen das Team": Eintracht Wernes größte Supporter kommen aus dem Hammer Norden

"Will abgezockter werden": Niklas Gottbehüt hat einen guten Saisonstart