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Trotz Corona-Lockdown: Warum dürfen Sie Reitturniere ausrichten, Herr Wiese?
Reitsport
Kein Präsenzunterricht in Schulen, Restaurants und Kneipen sind zu. Aber Reitsport-Veranstaltungen dürfen für Berufsreiter stattfinden. Thomas Wiese rechtfertigt die Ausrichtung der Turniere.
Nicht wenige werden sich verwundert die Augen gerieben haben, als sie vor anderthalb Wochen am Reitsportzentrum (RSZ) in der Massener Heide vorbeigefahren sind. Denn dort fand am Wochenende des 16. und 17. Januars das erste Reitturnier des Jahres statt - mitten im Corona-Lockdown.
Doch hier war alles rechtens. Die Veranstalter um den Geschäftsführer des RSZ Massener Heide, Thomas Wiese, haben für die Ausrichtung dieses Reitturniers und der da kommenden ein Hygienekonzept erstellt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung in Warendorf (FN) sowie der Westfälische Reiterverband haben für die Ausrichtung von Turnieren im Vorfeld grünes Licht von der NRW-Landesregierung erhalten.
Thomas Wiese: „Turniere sind einfach wichtig für die Berufsreiter“
An den Turnieren dürfen in NRW seit dem Winter-Lockdown lediglich Berufsreiter teilnehmen. „Da hatte man bei der Landesregierung zum Glück genug Weitsicht. Diese Turniere sind einfach wichtig für die Berufsreiter. Ohne die würden viele von ihnen Probleme bekommen“, sagt Thomas Wiese im Gespräch mit der Sportredaktion.
Die meisten Berufsreiter sind darauf angewiesen, ihre Pferde auszubilden und weiter zu veräußern. „Wenn sie aber keine Platzierungen holen, können sie auch keine Pferde verkaufen“, so Wiese weiter. „Und dann hast du trotzdem Fixkosten durch die Unterkünfte, das Futter, die Mitarbeiter.“
Infektionsschutz ist für Thomas Wiese klar gegeben
In Sachen Infektionsschutz sieht Wiese zudem überhaupt kein Problem an der Ausrichtung der Turniere. „Die Halle ist 2700 Quadratmeter groß. Wir haben keine Zuschauer und die Reiter dürfen maximal eine Begleitperson mitbringen. Die arbeiten ohnehin jeden Tag zusammen“, sagt Wiese.
Außerdem seien es bei den vergangenen Turnieren im Januar und Dezember deutlich weniger Teilnehmer gewesen. „Im Januar hatten wir zum Beispiel am gesamten Wochenende nur noch zirka 350 Starts, für gewöhnlich haben wir das Dreifache, wenn auch die Amateure kommen dürfen.“
Zulassung auch für Amateure? Wiese würde das begrüßen
Die Reiter würden nach ihren Durchgängen die Halle und das Gelände umgehend verlassen. Deshalb würde Wiese es auch begrüßen, wenn die Amateure auch wieder an den Turnieren teilnehmen könnten. „In der Politik unterstellt man den Amateurreitern wohl, dass sie aktuell darauf verzichten können. Aber wir haben in NRW auch unfassbar viele Amateurreiter.“
Und weiter: „Womöglich hat man geglaubt, dass zu viele von ihnen an den Turnieren teilnehmen würden.“ Lediglich in Rheinland-Pfalz gibt es aktuell offene Ausschreibungen - die Reitturniere sind dort auch für Amateure weiterhin zugelassen.
Kein Profit - ohne Sponsoren wären Turniere nicht möglich
In NRW gibt es lediglich wenige Reitanlagen auf denen derzeit Turniere stattfinden: unter anderem in Warendorf, in Riesenbeck und eben in Unna-Massen. Auch weil es hier die Infrastruktur der Anlagen zulässt. Wiese: „Wir haben deshalb in gewisser Weise auch die Verpflichtung, für die Berufsreiter solche Turniere auszurichten.“
Von diesen Turnieren profitiere das RSZ laut Wiese nicht. Sämtliche Kosten würden von Sponsoren übernommen. „Andernfalls könnten wir diese Turniere auch gar nicht ausrichten“, sagt Wiese, dessen Mitarbeiter sich in Kurzarbeit befinden.
Nächstes Turnier steigt schon am kommenden Wochenende
Dass es auch Kritik an der Ausrichtung der Turniere gibt, kann Wiese durchaus verstehen. Er sagt jedoch auch, dass dies meist zu kurz gedacht sei: „Man kann das nicht vergleichen mit Schulen - oder um im Sport zu bleiben - mit Fußball oder Handball. Da sind viele Menschen auf engem Raum, das hat man im Reitsport überhaupt nicht.“
Am kommenden Wochenende findet in der Massener Heide bereits das nächste Turnier statt. Dann präsentieren die Berufsreiter ihre Pferde in der Dressur.
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
