Im Podcast „Übersteiger“ spricht Moderator Chris Thannheiser seinen Gast Thomas Gebhardt, den Trainer des Fußball-A-Ligisten GS Cappenberg, auf den Moment in seiner Laufbahn an, den er am meisten bereut. Die Antwort des ehemaligen Keepers kommt spontan und sehr schnell: „Am meisten bereut habe ich die Entscheidung, nicht nach England zu wechseln. Ganz klare Geschichte.“
Weitere Details bleibt Gebhardt seinem Gesprächspartner in der ersten Folge des neuen Formats zwar schuldig, doch gegenüber der Sportredaktion plaudert er doch noch etwas ausführlicher über die „alten Zeiten“. „Das war damals zum Ende der B-Jugend-Zeit“, beginnt Gebhardt. „Wir waren mit dem VfL Bochum auf einem Auswahlturnier in Leinfelden in der Nähe von Stuttgart. Danach hatte ich dann ein, zwei Angebote aus dem englischen Bereich.“
Die Namen der Vereine nennt er nicht, erwähnt aber, dass es sich um Jugendakademien von Vereinen gehandelt habe, „von denen einer auf jeden Fall heute in der Premier League spielt“. Direkten Kontakt zu den Scouts habe er damals nicht gehabt. „Das läuft ja dann eher über Trainer oder Eltern oder eben die Vereine selbst“, erklärt er.
Thomas Gebhardt trainierte in Bochum mit den Profis
Doch Gebhardt entschied sich, nicht auf die Avancen von der Insel einzugehen und beim VfL Bochum zu bleiben. Dass er in dieser Zeit dem Ruhrgebiet treu blieb, bereue er ausdrücklich nicht, beim VfL Bochum habe er viel erlebt und gelernt. Im Podcast erzählt er unter anderem davon, dass er zeitweise auch am Profitraining unter Kult-Coach Peter Neururer teilnahm.
Dennoch trauere er der verpassten Chance auf ein Engagement in England ein wenig hinterher, was vor allem mit der schweren Kopfverletzung, einem Trümmerbruch im Gesicht, zusammenhängt, den er sich in seinem zweiten A-Jugend-Jahr in Bochum zuzog und der ihn neun Monate lang aus dem Verkehr zog.

„Für meinen persönlichen sportlichen Werdegang wäre England sicher sehr gut gewesen. Wenn ich da diese Verletzung gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich eine noch bessere Betreuung gehabt und hätte viel fokussierter an meinem Comeback arbeiten können“, erzählt Gebhardt. Auch die Tatsache, dass er den Weg nach England allein angetreten hätte, hätte positive Effekte haben können.
Thomas Gebhardt „holte die Jugend nach“
„Meine Familie und meine damalige Freundin wären ja in Deutschland geblieben. Ich wäre komplett auf mich allein gestellt gewesen und hätte nicht so viel Ablenkung gehabt. Da hätte ich mich komplett auf den Fußball konzentrieren können“, fährt er fort. In Deutschland sei das vor allem während und nach seiner Verletzung anders gewesen. „Da hab ich dann eher ein bisschen meine Jugend nachgeholt und mein Leben gelebt.“
Nach seiner Genesung sei dann sein Vertrag beim VfL Bochum bald aufgelöst worden. „Da waren eben zwei jüngere Spieler schon wieder nachgerückt während meiner Verletzung. Irgendwie hab ich dann auch gemerkt, dass man im Profifußball dann eben doch nur eine Nummer ist, auch wenn es vorher richtig gut gelaufen ist“, so Gebhardt.
Somit hält sich der Ärger über eine verpasste Gelegenheit im Profibereich letztlich doch in Grenzen, zumal er dem Amateurfußball, in den er nach seiner Bochum-Zeit zurückkehrte, einiges zu verdanken habe. „Ich habe so viele Geschichten erlebt und das hat mir Freundschaften gebracht, die es so im Profifußball wahrscheinlich gar nicht gibt“, sagt Thomas Gebhardt.
GS Cappenberg tritt bei RW Unna an
Und ob er bei einem anderen Verlauf seiner Karriere jetzt Trainer bei GS Cappenberg geworden wäre, steht auch in den Sternen. Klar ist: In der laufenden Woche bereitet sich Thomas Gebhardt mit seinem Team nicht auf einen Auftritt bei Manchester City oder dem FC Liverpool vor, sondern auf das Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Unna (Sonntag, 15 Uhr, ETS Stadion Süd). Die Rot-Weißen fügten Cappenberg in der Hinrunde eine empfindliche 0:5-Niederlage zu. „Es wird ein harter Brocken, aber man muss uns nicht mehr extra motivieren. Wir wollen bis zum Saisonende kein Spiel mehr verlieren.“ Zumindest Thomas Gebhardts Ehrgeiz hat also noch Profi-Niveau.
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