
Dem Borker Philipp Grodowski droht das Ende der Fußball-Laufbahn. © Henning Wegener (A)
Nach Verletzungsschock: Borker Philipp Grodowski droht das Karriereende – „Mir blutet das Herz“
Fußball
Wegen einer schweren Verletzung droht Philipp Grodowski das Ende seiner Fußball-Karriere. Noch hat der Borker einen Funken Hoffnung, doch noch einmal zurück auf den Platz zu kehren. Aber es wird ein langer Weg.
Dass es noch dauern würde, bis er auf den Fußballplatz zurückkehren würde, war für Philipp Grodowski abzusehen. Ende März hatte sich der Borker einem Eingriff am Meniskus unterziehen müssen. Dann hatte er sich langsam wieder rangekämpft, absolvierte sogar ein Probetraining bei RW Ahlen, entschied sich aber für einen Verbleib in der Westfalenliga bei der Hammer SpVg. Ende Juli gab es dann eine niederschmetternde Diagnose für den 27-Jährigen: Das Knie ist offenbar so lädiert, dass Grodowski vielleicht nicht mehr auf den Platz zurückkehrt.
Doch der Reihe nach. „Ich wurde am 30. März am Meniskus operiert. Der hatte sich ins Knie gebohrt“, erzählt Grodowski. Sofort wird der Verteidiger in ein Krankenhaus eingeliefert und muss sich einer Notoperation unterziehen. „Das war aber nicht lebensbedrohlich“, beschwichtigt der Borker.
Philipp Grodowski trainiert trotz Schmerzen
Einige Wochen muss Grodowski, der früher auch das Trikot des PSV Bork trug, mit dem Training und auch der Arbeit aussetzen, bis er sich entschließt, wieder am Comeback zu arbeiten. „Ich habe dann wohl wieder zu früh mit dem Arbeiten angefangen und hatte dann weiter Knieprobleme“, mutmaßt Grodowski. Der 27-Jährige hat weiter Schmerzen: „Das ist immer wieder angeschwollen.“
Trotzdem fängt der Hammer Kapitän wieder mit dem Training an, muss aber Tabletten gegen die Schmerzen nehmen. Dann hat er das Probetraining in Ahlen. „Danach bin ich zum Arzt zur Kontrolle gegangen“, erzählt Grodowski. „Der konnte sich erst nicht vorstellen, warum ich Probleme habe.“ Eine MRT-Untersuchung soll Klarheit bringen. „Der Arzt kam rein und hat gesagt: ‚Ich weiß, warum du Schmerzen hast.‘“
Die bittere Diagnose: ein Knorpelschaden vierten Grades. „Das ist sehr extrem“, erklärt Grodowski. „Der Knorpel ist sehr zersplittert und kaum noch übrig. Dadurch, dass er nicht mehr da ist, reibt da Knochen an Knochen.“
Zwangspause ist schwer zu akzeptieren
An Fußball ist erst einmal keinesfalls zu denken. Zunächst muss sich Grodowski einer Knorpeltransplantation unterziehen. Dazu wird Knorpel entnommen, dann gezüchtet und wieder eingesetzt. „Ich werde gerade von einem Arzt zum anderen geschickt“, erzählt Grodowski. „Diesen Eingriff dürfen nicht viele Ärzte in Deutschland machen, aber ich hoffe, dass ich da einen Arzt finde.“

Philipp Grodowski spielte früher für den PSV Bork. © Weitzel
Nur, ob er der 27-Jährige dann wieder so gesund ist, dass er auch wieder auf den Platz zurückkehren kann, ist noch unklar. „Jeder Arzt sagt mir, dass ich wohl nie wieder auf einem so hohen Niveau spielen kann“, so Grodowski. Sollte er nochmals auf den Platz zurückkehren, wird es mindestens einige Monate dauern.
Für den Westfalenliga-Spieler ist das schwer zu akzeptieren. „Ich kann und will es nicht verarbeiten“, sagt er. „Fußball ist alles für mich. Ich habe ein dreiviertel Jahr unter Schmerzen gespielt. Solche Aussagen, dass ich nie wieder spielen kann, will ich nicht hören. Ich gebe die Hoffnung nicht auf und will auf jeden Fall nochmal spielen.“
Ohne Fußball geht es aber trotz der schweren Verletzung nicht. Nach der Diagnose setzten sich Grodowski und die Hammer SpVg zusammen. Der 27-Jährige rückt in den Trainerstab auf und fungiert als einer der „Co“ von Coach Heiko Hoffmann. „Ich bin froh, dass mir Hamm die Chance gegeben hat“, freut sich Grodowski, der möglichst bald seinen Trainerschein machen will.
Neue Aufgabe als Co-Trainer bei der SpVg Hamm
Das Fernziel bleibt zwar, selbst wieder auf den Platz zurückzukehren. Zunächst aber wird der Kapitän als Trainer die Anweisungen von Außen geben. „Das ist komplettes Neuland, mich in diese Lage zu versetzen“, erzählt Grodowski. „Es macht mir zwar Spaß, aber das Herz blutet mir trotzdem, wenn ich nicht mitspielen kann.“
Wie funktioniert es denn als Trainer, wenn Grodowski plötzlich Anweisungen an die Spieler gibt, an deren Seite er erst kürzlich auflief? „Ich habe mich auch gefragt, wie die Mannschaft das aufnimmt“, berichtet Grodowski, „aber als Kapitän hatte ich ja auch was zu sagen. Und ich muss wirklich alle loben, weil sie Respekt vor mir haben.“
So kann sich der Borker durchaus vorstellen, als Trainer zu arbeiten. „Ich liebäugele schon damit“, sagt der 27-Jährige. Nur hat das für Philipp Grodowski noch Zeit, wenn er es sich aussuchen könnte: „Ich gebe die Hoffnung, dass ich nochmal zurückkehre, nicht auf.“
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
