Der Andrang ist groß – so groß, dass der Verein nicht allen Nachwuchskickern ein Trainingsangebot machen kann. © Jura Weitzel
Fußball
Mitgliederschwund? Im Gegenteil: Verein muss sogar Kinder abweisen
Das Land NRW unterstützt Vereine finanziell, die Mitglieder verlieren. Ein Klub hat das umgekehrte Problem: Dieser muss wegen des Ansturms sogar Kinder und Jugendliche abweisen.
Viele Vereine litten und leiden noch immer unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Besonders schwierig war die Phase für die Klubs während der Lockdowns, als die Vereine ihren Mitgliedern kaum Programm bieten konnten. Die Folge: Einige Klubs verloren massiv an Mitgliedern, sodass sich nun sogar die Landesregierung NRW dazu verpflichtet sah, den Vereinen 30 Euro pro verlorenem Mitglied zu zahlen. Ein Klub hat dieses Problem nicht – im Gegenteil: Teilweise muss der Klub Kinder und Jugendliche abweisen.
Umgekehrt ist es bei der SG Selm. Viele Kinder wollen bei der SG Fußball spielen. Die Abteilung kann jedoch nicht alle von ihnen aufnehmen – es fehlen die Kapazitäten, was Trainer betrifft. „Wir sind auf einem guten Weg. Es wäre schön, wenn wir diesen Weg weitergehen könnten“, beschreibt Martin Tembaak, Jugendleiter der Selm, den Zwiespalt, in dem sich der Verein befindet.
SG Selm hat 24 Trainer für 12 Mannschaften
Bereits jetzt hat die SG Selm zwölf Mannschaften in alle Jahrgängen besetzt. 210 Kinder und Jugendliche sind im Spielbetrieb. „Wir konnten schon Trainer dazugewinnen“, sagt Tembaak, allein, das reicht noch nicht. 24 Coaches kümmern sich um den Nachwuchs am Sandforter Weg.
Martin Tembaak, Jugendleiter der SG Selm, ist auf der Suche nach Trainern für den Jugendbereich im Verein. © Timo Janisch
„Normalerweise würde das passen, aber gerade im unteren Bereich, bei den Mini-Kickern und der U8, sind es so viele Kinder, dass wir Unterstützung brauchen“, so der Jugendleiter. Bei den Minis seien teilweise 35 bis 40 Kinder bei den Einheiten. „Da sind eigentlich vier Trainer vonnöten“, meint Tembaak.
In der U8 seien 19 Kinder gemeldet, die Tendenz steigend. „Wenn der Trend anhält, müssen wir zur Rückserie noch eine Mannschaft anmelden“, berichtet Tembaak.
Ähnlich ist die Lage in der D-Jugend, von der Tembaak selbst eine Mannschaft betreut: „Wir müssten besonders im Jungjahrgang eigentlich eine dritte Mannschaft nachmelden, haben aber keine Mannschaftsverantwortlichen, der die Kinder insbesondere bei den Spielen betreut.“ Das Training zu gestalten sei zwar möglich, aber: „Man kann in den Einheiten besser arbeiten, wenn zwei oder drei Leute da sind.“
Der Andrang in der D-Jugend war zuletzt sogar so groß, dass die SG Selm einigen interessierten Nachwuchs-Kickern eine Absage erteilen musste. „Wir haben gesagt, dass wir erst mal keine weiteren Kinder aufnehmen“, sagt Tembaak. „Wenn wir nicht ordentlich arbeiten können, hat am Ende niemand etwas davon.“
Martin Tembaak braucht Unterstützung
Der Jugendleiter selbst könnte auch Unterstützung gebrauchen, betreut sein Team seit einige Zeit alleine, seit sein Co-Coach aus Zeitgründen kürzertrat.
Aufgrund der Problematik sucht die SG Selm nun händeringend nach Übungsleitern.
„Wir suchen Trainer, die schon um 17 Uhr mit dem Training loslegen“, beschreibt Tembaak eine der Anforderungen. Neben einem polizeilichen Führungszeugnis sollte eine hohe Affinität zum Sport vorhanden sein: „Grundsätzlich wäre es schön, wenn der- oder diejenige Fußball gespielt hat.“
Zudem sollte die Bereitschaft vorhanden sein, sich im Trainerwesen weiterzubilden. „Auch per Eigenstudium im DFBnet“, wie Tembaak anmerkt. Die SG Selm sei aber auch in Gesprächen, um im Frühjahr eine Schiedsrichterschulung auf dem Vereinsgelände am Sandforter Weg anzubieten.
Interessierten Kandidaten bietet die SG neben der Bereitstellung von Trainingsutensilien wie Kleidung oder Materialien für die Einheiten vor allem die Unterstützung aus dem Verein. „Wir haben ein Klasse-Team“, wirbt Tembaak. „Alle Trainer unterstützen die ‚Neuen‘ so gut sie können. Auch der Jugendvorstand steht den Kollegen immer zur Verfügung.“
Gemeinschaft steht bei der SG Selm im Vordergrund
Im Vordergrund dabei soll – auch bei Trainern – die Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stehen. „Die Gemeinschaft ist bei uns ganz, ganz wichtig“, sagt Tembaak. „Trainer müssen den eigenen Ehrgeiz hinten anstellen. Wichtig ist die Mannschaft. Wenn die Gemeinschaft da ist, kommt die Leistung von ganz alleine.“
Der Jugendleiter hofft nun, dass sich mögliche Interessenten melden – immerhin geht es um Nachwuchsförderung. Martin Tembaak hofft, dass die SG Selm dem positiven Trend der zum Verein strömenden Kinder gerecht werden kann. Immerhin steht der bisherige Erfolg für sich: „Es spricht eine Menge dafür, dass unsere Trainer viel richtig machen, sonst hätten wir nicht so einen Zufallen“, sagt der Jugendleiter.
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