Obwohl Winterpause ist, ist der GSC-Sportpark an diesem Mittwochabend hell erleuchtet. Auf dem Fußball-Platz steht niemand. Doch dieser wird bei GS Cappenberg künftig häufiger gefüllt sein. Denn der Termin, zu dem die GSC-Verantwortlichen geladen haben, hat es durchaus in sich: Am Kohuesholz gibt es künftig eine Frauenmannschaft geben. Die Spielerinnen vom Werner SC, die sich dort nicht mehr wohlgefühlt hatten und sich in der Folge aufgelöst hatten, kicken künftig am Kohuesholz.
GS Cappenberg hat künftig eine Frauenmannschaft
An diesem Abend sind acht Spielerinnen ins Cappenberger Vereinsheim gekommen, außerdem Thorsten Garber und Fabian Bomholt aus dem Präsidium des Vereins. Die Aufbruchstimmung ist förmlich greifbar. Letztlich entschieden sich die Wernerinnen für Cappenberg, dabei war immer wieder zu hören, dass sich die Mannschaft verschiedene Vereine in der Umgebung angeschaut hatten.
Das bestätigt auch Lisa Timmermann: „Uns haben sehr, sehr viele Nachrichten erreicht, von allen möglichen umliegenden Vereinen. Viele haben ihr Beileid bekundet und gesagt, dass sie uns zu sich holen wollen“, berichtet die Teammanagerin der Mannschaft.
Am Ende entschieden sich die Wernerinnen dazu, sich den Grün-Schwarzen anzuschließen: „Cappenberg war dann der Verein, der uns wirklich von allen Seiten kontaktiert hat und Werbung gemacht hat. Alle haben gesagt, dass es hier ein familiäres Umfeld gibt.“

Ein Umstand, den die Spielerinnen aber erst einmal selbst prüften. „Wir haben uns zum ersten Gespräch getroffen und da hat sich das Bild dann auch zusammengefügt, dass das nicht nur leere Worte waren“, ergänzt Lisa Timmermann.
„Dann waren alle begeistert. Es gab dann noch ein zweites Treffen, bei dem wir uns die Anlage angeschaut und über das Vereinsleben gesprochen haben. Wir sind sehr froh, dass der Verein uns aufgenommen hat, glauben aber auch, dass wir eine Bereicherung sind.“
Diesen Eindruck hat die Teammanagerin nicht als Einzige aus der Mannschaft: „Der Verein interessiert sich für uns“, ist Spielerin Laura Sievert überzeugt. „Wir haben schon fast alle Vereinsverantwortlichen kennengelernt. Man fühlt sich einfach wertgeschätzt und das war ein Punkt, der uns sehr, sehr wichtig war. Auch, dass wir den anderen Mannschaften gleichgestellt waren und es eben nicht nur das eine Aushängeschild im Verein gibt.“ Das dürfte als ein Hinweis auf die Umstände zuletzt verstanden werden, die die Frauen des Werner SC in einem Brandbrief kritisiert hatten.
Mehr Wertschätzung als beim Werner SC?
Der jetzige Kader bei den GSC-Frauen umfasst nun erst einmal 16 Spielerinnen, von denen zwei zuvor beim WSC aufgehört hatten und nun reaktiviert wurden. „Damit kann man natürlich schon eine Mannschaft stellen. Ab Sommer kann es dann mit dem Spielbetrieb losgehen, aber wir wollen noch kräftig die Werbetrommel rühren, um noch mehr Frauen zu begeistern“, sagt GSC-Präsident Garber.
„Es gab ja mal eine Mädchenmannschaft in Cappenberg und ich hoffe, dass ein paar Versprengte zurückkehren. Wir haben keine Eile, aber nur trainieren ist auch öde und insofern wollen wir erst mal starten, Aufbauarbeit machen und gestärkt dann im Sommer in die Saison gehen.“
Doch nicht nur die Akquise neuer Spielerinnen steht im Fokus, der Verein sucht nun erst einmal nach einem Trainerteam. „Wir haben zusammen festgelegt, dass die Suche nach einem vernünftigen, qualifizierten Trainer Vorrang hat. Aber vor allem soll der auch ein Herz für so ein Aufbauprojekt haben und die Spielerinnen nicht überfordern, nicht zu ehrgeizig sein, sondern der Spaß soll im Mittelpunkt stehen. So jemand wird gesucht, am besten mit einem Betreuer oder zwei Betreuern dabei“, so Garber weiter.

Los gehen wird es aber erst im neuen Jahr, das erste Training wird am 29. Januar stattfinden, zu denen GS Cappenberg explizit auch interessierte Spielerinnen einlädt. Bis dahin soll auch erste Ausstattung wie beispielsweise Trainingsanzüge vorliegen.
Wichtig sei aber, einen Übungsleiter mit Team zu finden. „Ich kann das nicht einschätzen, weil wir für eine Frauenmannschaft noch keinen Trainer gesucht haben“, gibt Garber zu, „aber ich finde, das ist ein absolut begeisterndes Projekt. Ich merke auch die Aufbruchstimmung, insbesondere bei den Mädels. Auch die Reaktionen aus den Seniorenmannschaften bei den Männern sind hervorragend.“
Ex-BVB-Profi Markus Brzenska leitet Training
Dann wartete der GSC-Präsident noch mit einer Überraschung auf. „Für das erste Training habe ich einen Trainer verpflichtet. Der war mal in Cappenberg. Und ich habe den einfach mal gefragt, ob er sich das vorstellen könnte“, sagte Garber, um erst danach die Katze aus dem Sack zu lassen: „Das erste Training wird Markus Brzenska, der ehemalige Profi von Borussia Dortmund und zuletzt Co-Trainer von Viktoria Köln, leiten. Er wohnt in Cappenberg und hat spontan zugesagt, er würde dieses erste Training übernehmen.“
Unterstützung für die Mannschaft soll es aber auch von anderen Trainern des Vereins geben. Thomas Gebhardt, Trainer der A-Liga-Männer und Ex-Coach der Landesliga-Frauen des BSV Heeren, dessen Co-Trainer Daniel Schmucker sowie der Trainer der Reserve, Alex Porubenski, hätten demnach Bereitschaft signalisiert, Einheiten zu leiten.

Denn Cappenberg stelle durchaus auch einen Anspruch an sich selbst: „Wir werden uns auch messen lassen müssen, was wir wirklich tun für die Mädels. Ich kann nur versprechen, was den Respekt gegenüber dem Frauenfußball in Cappenberg angeht, dass das alle zeigen“, kündigte Garber an.
Ein entscheidender Punkt, der auch erneut aus der Mannschaft bestätigt wurde: „Das ist es, warum wir uns für Cappenberg entschieden haben. Hier bekommen wir enorme Unterstützung und werden als Frauenmannschaft respektiert. Und natürlich ist auch die Tatsache, dass wir bei der Trainersuche unterstützt werden, wichtig“, sagt Spielerin Christina Willig.
Spielerinnen sollen reaktiviert werden
Doch auch aus der Mannschaft sollen Impulse kommen, um das Projekt anzuschieben: „Wir versuchen auch die Leute, die schon mal bei uns in der Mannschaft waren, gerne wieder zurückzuholen. Die können sich da genauso angesprochen fühlen, wie ganz neue Leute, die im Umkreis vielleicht aufgehört haben und wieder neu anfangen wollen oder Leute, die noch in anderen Vereinen sind und offen dafür sind, zu uns zum Probetraining zu kommen“, wirbt Teammanagerin Lisa Timmermann für die Einheit am 29. Januar.
Bis dahin will der Verein bestmögliche Bedingungen schaffen. „Wir freuen uns darauf. Das müssen wir jetzt aber mit Leben füllen. Da ist jeder gefordert. Ich bin sehr optimistisch, dass das eine gute Sache wird“, sagt GSC-Präsident Thorsten Garber. „Ich freue mich schon aufs erste Training und aufs erste Spiel. Ich werde auf jeden Fall Zuschauer sein.“ In Cappenberg herrscht Aufbruchstimmung.