Mathias Baer betreibt die Tennisschule „Tennisfriend“. © Reith (A)
Coronavirus
Coronavirus bedroht Existenzen: Selbstständige Tennistrainer vor ungewisser Zukunft
Tennistraining wird oft in Privatstunden gelehrt, was die Sportart zu einer der wenigen macht, in der Trainer von Amateursport leben können. Jetzt bedroht das Coronavirus Existenzen.
Vier Angestellte hat die Tennisschule „Tennisfriend“, die Mathias Baer betreibt. „Im Moment habe ich viele Fragezeichen im Kopf“, sagt Baer. 2.500 Euro Umsatz dürfte seine Tennisschule im Monat schätzungsweise machen. Doch nun kommt der Einschnitt: Ab Dienstag darf sie keine Tennisstunden mehr anbieten, nachdem das Kabinett der NRW-Landesregierung Zusammenkünfte in Sportvereinen untersagt hat. Die Tennisvereine waren die letzten Sportklubs, die am Wochenende und am Montag zumindest noch einen Trainingsbetrieb aufrecht erhalten haben.
Mathias Baer ist zum Glück abgesichert. „Ich habe den Seiteneinstieg hinter mir und bin Lehrer“, sagt er. Er hat eine volle Stelle im öffentlichen Dienst und für seine angestellten Minijobber und Studenten sei das Tennistraining wie für ihn lediglich nur eine Nebeneinkunft. „Wenn ich darauf angewiesen wäre und nur hauptberuflich Tennistrainer wäre, würde ich mir Gedanken über meine Existenz machen“, sagt Mathias Baer.
Nordkirchens Tennistrainer Jürgen Kemper hat keinen Plan B
Jürgen Kemper, Vorsitzender des TV RW Nordkirchen, ist an diesem Punkt angekommen. Seit 40 Jahren gibt er Tennisstunden, seit 30 Jahren ist er hauptberuflich in verschiedenen Vereinen unterwegs gewesen. Auch an der VHS gibt seine Tennisschule mit dem Namen „Break“ Kurse.
Jürgen Kemper trifft das Coronavirus hart. Er darf wohl kein Tennistraining mehr geben. © Beate Dorn (A)
„Eine Woche könnte ich das nach auffangen. Danach wird es ekelig. Dann geht es ins Geld. Und ich hätte ein echtes Problem“, sagt Kemper. Der 61-Jährige hat keinen Plan für den Fall einer Schließung und überrascht mit einer Aussage: Stand Montagnachmittag will er auch am Dienstag die Tennishalle öffnen, weil er weder vom Westfälischen noch vom Deutschen Tennisbund informiert worden sei.
Verbände empfehlen Absagen des Sportbetriebes
Dabei empfiehlt jetzt auch der WTV auf seiner am Montag aktualisierten Homepage, „Anlagen und Clubhäuser bis auf Weiteres nicht zu öffnen.“ Und auch der Verband Deutscher Tennislehrer verweist auf Hinweise des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), den Sportbetrieb einzustellen.
Mathias Baer und Jürgen Kemper müssen nun auf Entschädigungen hoffen. Doch nach dem Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten gibt es aktuell nur im Fall einer eigenen Quarantäne oder Erkrankung finanzielle Entschädigungen. Die Rufe nach Entschädigungen der Verdienstausfälle werden auch in Verbänden lauter, die die Interessen von Freelancern vertreten.
Mathias Baer schätzt, dass seine Tennisschule, die bei der TG Selm und beim TC Seppenrade im Einsatz ist, wöchentlich 15 bis 20 Tennisstunden gibt. 36 Euro kostet eine Stunde - macht wöchentlich zwischen 540 und 720 Euro Umsatz, verteilt auf vier Köpfe. Seine Forderung: „Ich hoffe, dass sich Bund und Land Gedanken machen werden, Unternehmen zu schützen. Die können sie doch nicht hops gehen lassen!“
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