Mit Preußen Münster mischt Joel Grodowski gerade die 3. Liga auf. Der Borker Fußballprofi kämpft mit den Adlerträgern als Aufsteiger um den direkten Durchmarsch in Liga zwei. Ein Gespräch über die wichtigen anstehenden Partien, seine Wahlheimat Herbern und Euphorie, die die Preußen und den 26-Jährigen durch die Saison trägt.
Preußen Münster legt gerade einen beeindrucken Lauf in der 3. Liga hin. Wie fühlt es sich an?
Es ist natürlich gerade eine schöne Momentaufnahme mit den sieben Spielen, die wir gewonnen haben. Aber jetzt kommen natürlich trotzdem nochmal schwere Spiele. Alle reden natürlich nur von den nächsten zwei (gegen den Tabellenersten Jahn Regensburg und den Zweiten SSV Ulm, Anm. d. Red.), aber ich glaube, dass die Spiele, die danach kommen, auch noch wichtig werden.
Wie erklärst du dir den aktuellen Lauf?
In der Hinserie haben wir auch viele gute Spiele gemacht, da hat jeder gesagt, eigentlich müssten wir ein bisschen weiter oben stehen für das, was wir gezeigt haben. In einigen Spielen haben wir uns einfach nicht belohnt. Das ist jetzt seit der Rückserie anders. Jeder, der Fußball spielt, weiß, dass es manchmal läuft und manchmal läuft es nicht. Jetzt gerade haben wir einen Lauf und klar, wollen wir den Lauf weiter fortsetzen und deswegen freuen wir uns auch, dass jetzt am Samstag schon wieder das nächste Spiel ist.
Du sprichst den Lauf an. Provokant gefragt: Wer soll euch gerade aufhalten?
Für viele Außenstehende sieht es manchmal einfach aus, aber es ist nicht so einfach. Man hat jetzt auch gesehen gegen Dresden, dass wir mit einer Torchance ein Tor gemacht haben und gewinnen das Spiel, obwohl man sagen muss, dass Dresden schon mehr das Spiel dominiert hat. Dresdens Spielweise ist uns nicht so entgegengekommen, weil wir nicht so viel den Ball hatten. Aber dann reicht eine Flanke und dann hält Malik Batmaz den Kopf dahin und der Ball geht rein. Das ist gerade ein schönes Momentum, aber in dieser Liga kann jeder jeden aufhalten, das sieht man einfach an Ergebnissen. Wir wissen, dass jeder Gegner uns schlagen kann, aber wir wissen auch, dass wir jeden Gegner schlagen können.

Vor der Saison haben sicherlich die wenigsten damit gerechnet, dass Münster so weit oben landet. In den letzten sieben Spielen kann es doch nur noch darum gehen, Platz drei zu halten oder sogar noch zu klettern, oder?
Wenn man jetzt sagt, man will da oben nicht bleiben, dann würden wir lügen. Das muss man gerade annehmen, so wie es ist. Aber vor der Saison hätte damit keiner gerechnet, wir auch nicht. Aber wenn man sieht, wie stark die Aufsteiger sind in dieses Jahr, nicht nur wir, sondern auch Unterhaching oder Ulm, da sieht man schon, dass aus der Regionalliga auch gute Vereine hochkommen. Jetzt haben wir Samstag die Möglichkeit, einen direkten Konkurrenten zu überholen, das ist natürlich unser Ziel. Was am Ende der Saison dann dabei rumkommt, werden wir sehen. Wir sagen immer. Wir haben eh nichts mehr zu verlieren. Das ist das Schöne.
Du hast gerade schon darauf verwiesen, dass nicht nur die nächsten beiden Spiele wichtig sind, sondern auch die restlichen fünf. Doch wie schlau seid ihr nach diesen beiden Spitzenspielen?
Man wird sehen, was in zwei Wochen ist, wie viele Punkte man geholt hat, wo man steht, aber dann sind trotzdem noch fünf Spiele und da ist noch nichts gegessen. Man kann nicht sagen, man hat es geschafft oder nicht geschafft. Außerdem ist es so, dass die vermeintlich einfachen Spiele genau die Spiele sind, die oft schwerer sind. Die nächsten beiden Spiele sind deswegen genauso wichtig wie die fünf danach. Das weiß auch jeder in der Mannschaft.
Also bleiben alle entspannt und ruhig, egal was jetzt passiert in der nächsten Woche?
Absolut, ja. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Am Ende der Saison wissen wir dann mehr. Nach den nächsten beiden Spielen zu sagen, man ist durch oder nicht durch, ist Quatsch. Es gibt noch genügend Spiele, in denen Punkte zu vergeben sind.
Die Mannschaft wird gerade von einer unglaublichen Euphorie getragen. Du wohnst zwar in Herbern, aber du wirst ja trotzdem mitbekommen, wie sich das in Münster auswirkt.
Ich glaube, wenn ins Stadion 20.000 Leute reinpassen würden, dann würden auch 20.000 gucken kommen. Wenn es läuft, kommen sie, wenn nicht, kommen nicht alle (lacht). Natürlich sind froh, dass es jetzt läuft. Da ist es egal, ob ich in Herbern oder Münster wohne. Ich rede auch mit meinen Nachbarn und die schauen auch jedes Spiel und es gibt auch hier Leute, die mich anquatschen. Da bin ich sogar froh, nicht in Münster zu wohnen und dich nicht jeder Zweite anquatscht (lacht). Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein offener Mensch bin und ich quatsche mit jedem, der mich anspricht. Meine Nachbarn sind auch schon ein-, zweimal im Stadion gewesen und haben mich nach Karten gefragt. Das finde ich schön, wenn die Nachbarschaft mitfiebert. Von daher bin ich froh, in Herbern zu wohnen.
Trotzdem schwappt die Stimmung über die Stadtgrenzen.
Es ist gerade einfach ein schönes Gefühl. Wenn das in sieben Wochen immer noch so ist, dann ist es auch gut. Wenn es nicht so ist, dann ist es aber auch nicht schlimm. Da wird uns keiner den Kopf abreißen. Aber vielleicht kommt es ja auch ganz anders. Das sehen wir in sieben Wochen.