Fußball
Als der SV Südkirchen Hannes Wolf besiegte
Hannes Wolf, einst Trainer beim ASC 09 Dortmund, trifft am Freitagabend in der Bundesliga als Coach des VfB Stuttgart auf seine alte Liebe Borussia Dortmund. Zehn Jahre zuvor verloren Wolf und der ASC sensationell beim SV Südkirchen. Eine Spurensuche.
von Sebastian Reith
Südkirchen
, 16.11.2017 / Lesedauer: 4 minNichts zu lachen hatten Hannes Wolf (l.) und Co-Trainer Michael Luppus mit dem ASC 09 Dortmund vor zehn Jahren beim Bezirksliga-Gastspiel in Südkirchen. Der SVS gewann sensationell. © Bludau
Es läuft die 89. Minute in der Bezirksliga-Partie zwischen dem SV Südkirchen und ASC 09 Dortmund am 25. Februar 2007. Südkirchen, irgendwo im Mittelfeld der Liga platziert, hat dem Spitzenreiter Paroli geboten. Es steht 0:0. Noch einmal Freistoß für Südkirchen. „Leckofanni! Wie war das damals nochmal?“, fragt Robin Möller (34), als wir ihn mit dem Spiel von einst konfrontieren. Und dann kommt die Erinnerung zurück. „Die Mauer stand einfach panne. Wir haben uns noch gefragt, ob der Torwart die Mauer wirklich da stehen lassen will. Sie stand zentral und der Torwart ganz weit rechts. Und dann konnte man astrein links an der Mauer vorbeischießen“, sagt Möller. Sein Tor war der umjubelte Siegtreffer für Südkirchen. Hannes Wolfs Aplerbecker: geschlagen. Zurück in die Landesliga kehren sie am Saisonende trotzdem.
Die Erinnerung lebt
Das alles ist nun mehr als zehn Jahre her. Und trotzdem ist die Erinnerung an den glorreichen Sieg gegen den Tabellenführer in Südkirchen nicht verblasst. Und sie wird noch präsenter sein, wenn Borussia Dortmund das Freitagabendspiel in der Bundesliga beim VfB Stuttgart bestreitet, wo Hannes Wolf mittlerweile Trainer ist.
Wolf muss im Interview ein wenig überlegen, dann fällt ihm das Spiel in Südkirchen tatsächlich wieder ein. „Es war auf Asche, wir haben in der Rückrunde damals fast nur auf Asche spielen müssen. Ein gruseliger Kick von uns! Spiele wie dieses zeigen, dass es in keiner Liga einfach ist, Spiele zu gewinnen“, sagt Wolf.
Sieg eine kleine Sensation
Für den heutigen B-Ligisten SV Südkirchen war der Sieg eine kleine Sensation. Das Hinspiel hatten die Dortmunder mit 5:1 am zweiten Spieltag souverän gewonnen. Das Rückspiel war an Südkirchen gegangen – und es war nur eine von zwei Partien, die der ASC in dieser Saison überhaupt verloren hatte.
Auch Marco Habicht (43), damals Spielertrainer in Südkirchen, erinnert sich: „Wir haben auf unser wunderschönen Asche gespielt. Das kam uns entgegen, während der Gegner nicht so gut damit klar kam. Der ASC war damals klarer Tabellenführer. Eine Übermannschaft für diese Liga“, sagt Habicht. Die Asche, sie war damals der große Vorteil, meint auch Patrick Osmolski (35), damals Spieler in den Reihen des SV Südkirchen und heute Spielertrainer bei GS Cappenberg. „Wir haben auf dem Untergrund einen großen Fight geliefert. Fußballerisch und spielerisch war uns der ASC meilenweit überlegen“, sagt Osmolski.
Positive Erinnerungen an Wolf
Und auch an Hannes Wolf erinnern sich beide. „Ein sehr angenehmer Trainerkollege. Ich bin ein paar Mal auf ihn getroffen. Er ist sehr menschlich und clever und ein fairer Fußballer. So ist er als Spieler und Trainer aufgetreten, hat nachher gratuliert und auch in der Pressekonferenz im Vereinsheim gesagt, dass wir gekämpft haben und nicht unverdient gewonnen haben. Er ist bodenständig geblieben“, sagt Habicht, der damals in der Partie wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen hatte.
„Ein sehr angenehmer Typ“, sagt auch Osmolski, der später mit Mengede noch weitere Male auf Wolf getroffen ist. „Hannes Wolf hat seinerzeit sehr weit vorne gespielt und ich eher defensiv. Da ist es sicherlich zu den einen oder anderen Zweikämpfen gekommen“, sagt Michael Kinne (41), der damals für den späteren Torschützen Robin Möller ausgewechselt wurde. Kinne: „Wir hatten nichts zu verlieren und haben relativ schnell gemerkt, dass da was zu holen ist. Aplerbeck hat nichts auf die Kette gekriegt. Und wenn, dann nur bis zum Sechszehner.“
Kometenhafter Aufstieg
Für Wolf begann in Dortmund eigentlich erst sein kometenhafter Aufstieg als Trainer, nachdem der Profitraum geplatzt war. Als 21-Jähriger wechselte er zum 1. FC Nürnberg, doch beim „Club“ wurde er nie richtig glücklich. Erst erkrankte er an Pfeifferschem Drüsenfieber und fing sich nach einer Operation an der Ferse eine weitere Infektion ein. Nach zwei Jahren als Amateur in Franken endete der Bundesligatraum – er hörte auf zu spielen.
In der Winterpause der Saison 2004/05 trat Wolf dann mit 24 Jahren als blutjunger Trainer in Ergste an. Wolf begann dann auch wieder selbst zu spielen. Nach anderthalb Jahren endete sein Engagement südlich der Ruhr, und Wolf wurde Spielertrainer in Aplerbeck in der Bezirksliga. Hier legte er einen furiosen Durchmarsch hin und stieg zwei Jahre in Folge auf. 2009 lernte er Jürgen Klopp auf der Dortmunder Sportlergala kenne, der ihn zum BVB holte. Hier durchlief er zahlreiche Stationen, trainierte die zweite Mannschaft und mehrere Juniorenteams, darunter auch die U19, in der der Borker Patrick Fritsch und Amos Pieper aus Nordkirchen spielten – bis er am 21. September 2016 Trainer in Stuttgart wurde und den VfB in die Bundesliga zurückführte.