
© Bernd Paulitschke
Vier Jahre und acht Monate beim VfL Schwerte - das bleibt hängen bei Jörg Silberbach
Fußball-Bezirksliga
Gerne hätte Jörg Silberbach weitergemacht als Trainer des VfL Schwerte. Aber die Vereinsführung hat anders entschieden. Negativ spricht Silberbach über den VfL aber nicht - im Gegenteil.
Jörg Silberbach hat seit knapp einer Woche ein neues WhatsApp-Profilbild. Es zeigt ihn in einem blauen T-Shirt mit der Aufschrift „Danke Jörg!“ und den Unterschriften der Spieler des VfL Schwerte. „Sehr emotional“ sei es gewesen, als ihm die Mannschaft das T-Shirt zur Verabschiedung am vergangenen Sonntag überreicht habe.
Nach vier Jahren und acht Monaten endet die Ära Silberbach an diesem Wochenende mit dem letzten Saisonspiel in Lüdenscheid. Vor seiner letzten Partie als VfL-Trainer haben wir uns mit dem scheidenden Coach getroffen.
Herr Silberbach, Ende September 2014 sind Sie auf dem Schützenhof als VfL-Trainer vorgestellt worden. Hätten Sie sich damals vorstellen können, so lange beim VfL zu bleiben?
Nein. Ich war damals ein Jahr als Trainer raus und hatte davor eine komplette Enttäuschung bei Westfalia Herne hinter mir, wo es damals vors Arbeitsgericht ging. Ich hatte komplett den Spaß am Fußball verloren. Peter Lodde, der mich damals als Anwalt vertreten hatte, hat mich seinerzeit gefragt, ob ich beim VfL einspringen könnte, wo Benjamin Hartlieb aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. Ich habe mir damals gesagt: Bevor ich ganz vom Fußball wegkomme, mach´ ich das. Und es hat mir dann immer mehr Spaß gemacht.
Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel mit dem VfL Schwerte erinnern?
Es war ein Unentschieden, glaube ich.
Richtig, ein 0:0 bei der SG Hemer - kein Spiel, das nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Gibt es denn ein anderes Spiel, von dem man sagen kann?
Ganz besonders war das Spiel der Saison 2016/17 in Geisecke. Damals war ein bisschen Unruhe im Umfeld. Wir haben dann erst mit 1:3 zurückgelegen und noch 6:4 gewonnen.
Was wäre passiert, wenn der VfL dieses Spiel verloren hätte?
Ich hatte damals klar gesagt: Wir haben noch drei Spiele vor der Winterpause. Wenn wir aus diesen drei Spielen nicht die Punkte holen, die wir uns vorstellen, dann trete ich zurück. Denn dann hätten wir auf einem Abstiegsplatz überwintert - das wäre mit dieser Truppe nicht mein Anspruch gewesen. Aber dann wurden gewisse Umstrukturierungen vorgenommen - und dann lief es ja auch.

Jörg Silberbachs erster Auftritt auf dem Schützenhof: Im Kreise der Mannschaft begrüßten ihn Udo Wilkes (re.) und Arnd Brenscheidt im September 2014 als neuen VfL-Trainer. © Foto: Manuela Schwerte
Was bleibt bei Ihnen insgesamt hängen vom VfL Schwerte?
Der VfL ist ein toll geführter und absolut seriöser Verein - angefangen mit dem damaligen Vorsitzenden Udo Wilkes und den Leuten drumherum. Dann kam der Wechsel, aber auch Bernd Arnhold ist ein absolut seriöser Mensch, Arnd Brenscheidt im Hintergrund sowieso, auch Dirk Klüh. Wenn diese Leute etwas sagen, dann stehen sie auch dazu. Selbst jetzt, als der Verein entschieden hat, nicht zusammen weiter zu machen, war es nie böse. Sie haben eben ihre Gründe gehabt - auch wenn sie für mich nicht nachvollziehbar waren.
Haben Sie immer noch daran zu knabbern?
Doch, ein bisschen dran zu knabbern hab‘ ich immer noch. Gerade am vergangenen Wochenende beim letzten Heimspiel - wenn man dann die Mannschaft so sieht... Ich finde es einfach schade, weil wir speziell im letzten Jahr mit der Vorstellung in die Saison gegangen waren, eine Mannschaft aufzubauen, die oben mitspielt. Um uns dann in der nächsten Saison zu verstärken und vielleicht den nächsten Schritt machen zu können. Und da waren wir auf einem guten Weg. Allerdings wird dieser nächste Schritt allein deshalb schon schwierig, weil Mirko Mustroph als Sportlicher Leiter aufgehört hat. Damit ist ganze Konstrukt eigentlich schon zusammengebrochen.
Unter Ihrer Regie ist der VfL Schwerte Fünfter, Siebter, Neunter und Vierter geworden - und jetzt wahrscheinlich nochmal Vierter. Zum Sprung nach oben hat es letztlich also nicht gereicht. Trauen sie dem VfL in absehbarer Zeit den Aufstieg in die Landesliga trotzdem zu?
Rückblickend muss man gucken, welche Mannschaften mit welchem Personal und mit welchem Etat in der Liga waren und aufgestiegen sind. Die waren dann einfach besser als wir - das muss man so klar sagen. Grundsätzlich halte ich es nicht für unmöglich, aber es wird sehr schwierig. Denn ich glaube nicht, dass der VfL Schwerte auf einmal 100 000 Euro mehr haben wird, um sich dann fünf oder sechs fitte Oberliga- oder Westfalenligaspieler zu holen, die einfach besser sind als die anderen - das, was Hagen 11 in dieser Saison hat oder der FC Wetter in der vorigen Saison hatte.
Mal über den VfL Schwerte hinaus geblickt - wie haben Sie die den Schwerter Fußball kennengelernt?
Ich finde, dass hier mehr möglich wäre, denn es gibt hier sicher einige gute Fußballer. Aber dazu müsste einiges zentrierter laufen. Aber es werden alte Lokalrivalitäten künstlich aufgebauscht, die es so gar nicht mehr gibt. Das einzige Spiel, bei dem ich gemerkt habe, dass es noch ein bisschen Derby ist, war gegen den ETuS/DJK.
Was machen sie eigentlich in der nächsten Saison?
Da bin ich noch ganz offen, einen neuen Verein habe ich noch nicht. Ich bin aber niemand, der überall rumrennt und sich anbietet. Außerdem sind die Planungen für die neue Saison bei den Vereinen jetzt abgeschlossen. Dann ist es wohl eher so, dass sich im Herbst oder zur Winterpause etwas ergeben könnte.
Als Schwerter Sportredakteur seit 2000 auf den Sportplätzen und in den Hallen unterwegs – nach dem Motto: Immer sportlich bleiben!
