Der VfL Schwerte geht zum ersten Mal in seiner Geschichte mit einer Frauen-Fußballmannschaft im regulären Ligabetrieb an den Start. Für die Saison 2024/25 hat der Verein eine 9er-Mannschaft für die Kreisliga B Dortmund/Hagen gemeldet.
Noch im Januar hatte das Projekt Mädchen- und Frauenfußball beim VfL Schwerte vor einer großen Hürde gestanden. Zwar stimmten die Rahmenbedingungen wie Trainingsplatz und Trainingszeit und es gab auch schon Trainer. Doch für den entscheidenden Schritt in Richtung Spielbetrieb fehlten damals noch die Spielerinnen.
13 Spielerinnen beim VfL Schwerte
Jetzt aber freut sich Julia Wever, Vorsitzende der Damen- und Mädchenabteilung beim VfL Schwerte, dass sie mit ihrem Herzensprojekt einen Schritt weiter gehen kann. Es ist allerdings kein Schritt ohne Risiken.
„Es war jetzt ein bisschen eine Hauruck-Entscheidung und es war vor allem auch eine mutige Entscheidung“, räumt die Funktionärin ein. „Wir haben 13 Spielerinnen zusammen, wenn alle da sind, haben wir uns gesagt, dass wir es jetzt einfach mal versuchen.“ Der Vorstand des VfL Schwerte stehe geschlossen hinter der neuen Mannschaft, die von Tim Stiemer, einem Spieler der zweiten Herrenmannschaft, gecoacht wird.
Julia Wever ist sich bewusst, dass der schmale Kader dem Projekt noch zum Verhängnis werden könnte: „Wir sind uns bewusst, dass das auch in die Hose gehen kann. In unserem Team sind zum Beispiel einige Mütter, bei denen man nicht sicher sagen kann, dass sie immer zur Verfügung stehen. Aber wir waren uns einig, dass wir nicht nochmal ein Jahr warten wollen.“

Seit ungefähr einem Jahr trainiere das Team zusammen, inzwischen auch regelmäßig ein- bis zweimal die Woche. „Noch ein Jahr nur mit Training wäre für uns keine gute Option gewesen. Man will ja irgendwann auch einen Wettbewerb haben – zusammen gewinnen, zusammen verlieren“, schildert Julia Wever die Stimmungslage innerhalb der Mannschaft.
Sollte der Spielbetrieb kurzfristig nicht aufrechterhalten werden können, bedeute das allerdings nicht das Ende aller Pläne beim VfL Schwerte. „Wir sind in ganz engem Kontakt mit dem Vorstand, und wir werden das auch nicht komplett aufgeben, wenn wir die Mannschaft doch zurückziehen müssen“, sagt Julia Wever, die lange für den TuS Wandhofen auf dem Platz stand und auch jetzt selbst Teil des 13er-Kaders beim VfL Schwerte ist. Vor der Fusion mit dem VfL Schwerte war der TuS über viele Jahre die Adresse für Frauenfußball in Schwerte.
Aktuell keine Mädchenmannschaft
Und obwohl sich Julia Wever aller Eventualitäten bewusst ist, ist sie optimistisch: „Wir haben die Hoffnung, dass es bei uns funktioniert, und dass das vielleicht auch die eine oder andere Spielerin aus dem Umkreis mitbekommt. Vielleicht entscheidet sie sich dann ja im Winter zu uns zu kommen, damit unser Kader dann noch etwas größer wird.“

So lange wird es wahrscheinlich eine Reise ins Ungewisse beim VfL Schwerte, der weiter mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hat. Vor allem, wenn es um den Nachwuchs bei den Fußballerinnen geht.
„Aktuell gibt es kein Training einer Mädchenmannschaft bei uns. Das liegt daran, dass die Altersspanne viel zu groß war. Es ist nicht sinnvoll, wenn Acht- oder Neunjährige zusammen mit 14- oder 15-Jährigen trainieren“, sagt Julia Wever. Die älteren Jugendlichen nähmen teilweise am Training der Damenmannschaft teil. Manche Jüngere spielten ohnehin seit einiger Zeit bei den Jungenmannschaften mit. Für viele sei das aber keine Option. Deshalb ist die Zukunft des Mädchenfußballs beim VfL Schwerte ungewiss.
Und auch eine Zusammenarbeit mit anderen Vereinen gestaltet sich schwierig. „Wir hatten zum Beispiel auch mal Kontakt mit der SG Eintracht Ergste und hätten uns eine Spielgemeinschaft vorstellen können“, erzählt Julia Wever. Dieser Vorschlag sei allerdings abgelehnt worden, in Ergste verfolge man eher eigene Pläne, vor allem im Jugendbereich.
Dies sei nicht verwerflich, könne dem Frauen- und Mädchenfußball in der Stadt aber schaden, falls sich die Vereine gleich zu Beginn untereinander die Spielerinnen streitig machen sollten. So legt der VfL Schwerte vorerst „auf eigene Faust“ los und hofft auf viele Partien in der kommenden Kreisliga-B-Saison.