Eigentlich will der SC Berchum/Garenfeld einen klaren Plan verfolgen: Der Landesliga-Absteiger, dessen langjähriger Erfolgs-Coach Fabian Kampmann im August überraschend den Verein verließ, rangiert derzeit mit 17 Punkten lediglich auf dem achten Tabellenplatz.
Kai Langenbruch, sportlicher Leiter des SCs, verwarf deshalb jüngst jegliche Aufstiegsgedanken und erklärte den Klassenerhalt zum obersten Saisonziel — dabei soll allerdings insbesondere der Nachwuchs gestärkt werden.
Umso überraschender, dass beim 2:2 am letzten Wochenende gegen den FC Herdecke-Ende ein alter Hase für frischen Wind sorgte: Mit 33 Jahren ist Vladimir Kunzs Zeit in der A-Jugend immerhin ein bisschen länger her. Trotzdem durfte Kunz nach seiner Einwechselung in der 78. nochmal ein bisschen Bezirksliga-Luft schnuppern.
Kurzeinsatz im Spiel gegen den FC Herdecke Ende
Sein Kurzeinsatz sei relativ spontan gewesen — „Der Trainer hat mich am Samstag gefragt, ob ich aushelfen könnte“, erklärt Kunz. Seit 13 Jahren streift er das SC-Trikot über, mit Ausnahme eines halbjährigen Intermezzos beim VfL Schwerte in der vergangenen Saison. Im Winter kehrte Kunz zurück in seine sportliche Heimat, ursprünglich, um in der Altenherrenmannschaft aufzulaufen.
Doch mit der Zeit war sein Typ immer häufiger woanders gefragt gewesen, bei Bedarf unterstützte er sowohl die dritte, als auch die zweite Garenfelder Garde. Für letztere spielt er inzwischen regelmäßig. Jetzt durfte Kunz eben mal in der ersten Elf ran: „Das Niveau dafür hab ich auch noch“ wie der 33-jährige sich selbstbewusst präsentiert.

Grund dafür war übrigens die akute Personalnot beim SC Berchum/Garenfeld, die Trainer Yagmur Akyol zuletzt nicht einmal mit den hochgezogenen Jugendspielern kompensieren konnte — was sich auch in den Ergebnissen der letzten Wochen widerspiegelte.
Kunz ist jedenfalls froh, wenn er helfen kann. Er selbst sei mit seinem Einsatz im Herdecke-Spiel grundsätzlich ganz zufrieden gewesen, durch einen verlängerten Kopfball wäre er sogar noch beinahe zum Assist-Geber geworden. Nur mit den Einsatzminuten täte er sich schwer, weil Kunz „einfach nicht gerne auf der Bank sitzt“. Egal in welcher Liga, versteht sich.
Vladimir Kunz: „Junge Leute ticken anders“
Die Jugend-Politik seines Vereins sieht er etwas zwiegespalten: Einerseits sei es zwar gut, „den jungen Leute eine Chance zu geben“, andererseits „müssen immer ein paar Erfahrene dabei sein, die den Rest mitziehen“. Vielen heutigen Nachwuchsspielern fehlt seiner Meinung nach ein Aspekt, mit dem seine Generation auf dem Platz groß geworden ist: „Die ticken anders. Oft sind da Schauspieler bei. Wir brauchen aber Leute, die sich den Arsch aufreißen!“
Genau das möchte Kunz vorleben. Ob sich dazu bald wieder die Gelegenheit in der ersten Mannschaft ergibt, weiß er aber noch nicht: „Das ist bei mir aus privaten Gründen einfach eine Zeitfrage“, die Partien der Zweiten passen besser in seinen Kalender. Ohnehin müssen „die Trainer das unter sich ausmachen“, in welchem Team er jeweils spielt, wie Kunz lachend anmerkt.