Magdalena Stolz, Volleyballerin des VV Schwerte, absolviert diszipliniert ihr individuelles Training – genauso wie ihre Mitspielerinnen auch. © VV Schwerte

Fitness in Corona-Zeiten

Sportler allein zu Haus: Fitnesstraining in den eigenen vier Wänden

Ob Fußball, Handball, Volleyball, Basketball, Kanuslalom oder andere Disziplinen – in Corona-Zeiten ruht das Sportgeschehen. Wir haben uns umgehört, wie die Sportler sich fit halten.

Schwerte

, 05.04.2020 / Lesedauer: 5 min

Yannis Schwarze, 26, ist Toptorschütze und spielender Co-Trainer des Fußball-Bezirksligisten VfL Schwerte. Seit etwa zwei Wochen bietet er freiwillige Trainingseinheiten via Videokonferenz an. Ziel dabei ist es, dreimal in der Woche für jeweils knapp eine halbe Stunde zu trainieren.

„Ich wohne glücklicherweise sehr waldnah und gehe daher regelmäßig laufen. Bei dem Wetter jetzt geht‘s auch gerne mal aufs Rad. Also derzeit bewege ich mich schon drei- bis fünfmal die Woche draußen. Außerdem trainiere ich zu Hause viel mit dem eigenen Körpergewicht. Der Fokus liegt dann auf der Kraftausdauer und der Beweglichkeit.

Yannis Schwarze (oben li.) absolviert mit seinen Teamkollegen des VfL Schwerte regelmäßige Trainingseinheiten via Videokonferenz. © Yannis Schwarze

Komplett anders ist, dass du den Teamsport nicht mehr hast. Das Training allein ist sehr langweilig. Daher kam mir die Idee mit dem gemeinsamen Videotraining. Teamsport ist einfach was Besonderes, das fehlt extrem. Die Jungs nicht mehr viermal die Woche zu sehen ist auch mal ganz schön, aber auf Dauer dann doch komisch.

Emotion bekommt man nicht transportiert

Ob es das Bier in der Runde nach dem Training oder die Emotion im Trainingsspiel ist – so etwas bekommt man nicht nach Hause transportiert. Außerdem laufe ich dann doch deutlich lieber mit als ohne Ball.

Die Situation ist schon komisch. Aber es ist wichtig, dass jetzt alle an einem Strang ziehen und die eigenen Bedürfnisse mal zweitrangig sind. Jetzt sind andere Sachen wichtig und letzten Endes stehen wir dann auch alle wieder schneller auf dem Fußballplatz, im Stadion oder sonstwo.“

Philipp Koch, 22, ist Kapitän des Handball-Landesligisten HVE Villigst-Ergste. Normalerweise macht er mindestens fünfmal wöchentlich Sport – in Sporthallen und Fitnessstudios. Das ist derzeit alles nicht möglich. Koch hat sein Programm nach Hause verlagert. Und das funktioniert sogar ganz gut. Es gibt nur eine Sache, die nicht zu ersetzen ist: der Kontakt zu den Mitspielern.

Das Krafttraining, das Philipp Koch (HVE Villigst-Ergste) normalerweise im Fitnessstudio absolviert, hat er in die eigenen vier Wände verlagert. © HVE Villigst-Ergste

„Sportlich gesehen ist die Situation für uns noch ein bisschen schlimmer als für ohnehin alle, da wir derzeit auf dem einzigen Aufstiegsplatz stehen und nicht wissen, wie es weitergeht. Wir hoffen, dass wir aufsteigen können oder zumindest die Chance haben, darum weiter zu kämpfen.

Situation ist eine „Riesen-Einschränkung“

Für mich persönlich ist die aktuelle Situation eine Riesen-Einschränkung. In der Regel haben wir dreimal Training, ein Spiel und zusätzlich Einheiten im Fitnessstudio – eine Menge Sport, die man nach Hause verlagern muss. Es ist nicht einfach, aber man gewöhnt sich dran.

Ich hatte noch keinen Tag zu Hause, an dem ich keinen Sport gemacht habe. Hier habe ich ein paar Hilfsmittel, mit denen ich gut trainieren kann. Zuletzt war ja auch ein Super-Wetter zum Joggen. Das habe ich dann auch eingestreut. Was man nicht so einfach ersetzen kann, ist das Gemeinschaftliche. Ich vermisse die Jungs schon. So lange haben wir uns selten nicht gesehen, nicht mal bei einer Saisonpause.“

Magdalena Stolz, 33, Volleyballerin des VV Schwerte, hält sich diszipliniert zu Hause fit – wie eigentlich alle ihre Mitspielerinnen. Die fehlen ihr als leidenschaftliche Mannschaftssportlerin am meisten. Da passt es, dass der VVS über das Internet eine Home-Challenge initiiert hat. So sehen sich die Volleyballerinnen zumindest regelmäßig in digitalen Sphären.

„Als klar war, dass die Halle geschlossen und die Saison gestoppt wird, hat jeder für sich beschlossen, sich individuell fit zu halten. Und das wird auch konsequent durchgezogen. Einige machen Freeletics, Tabata oder Crossfit. Dann gibt es im Internet noch weitere viele Möglichkeiten für Trainingseinheiten. Zusätzlich hat Sabine Rott, Trainerin beim VVS, Athletikpläne für uns ausgearbeitet. Stabilität, Terraband oder Trainingszirkel – da sind unterschiedliche Elemente pro Tag eingebaut. Sie hat da eine ganz tolle Arbeit geleistet.

„Home-Challenge“ wird gut angenommen

Erst hatte ich Bedenken, dass es an der Motivation hapert. Als Mannschaftsportlerin ist die Herausforderung groß, auf einmal allein Sport zu machen. Das hat sich allerdings nicht bewahrheitet. Viele sind sehr konsequent, laufen und trainieren zu Hause.

Der VVS hat außerdem eine „Home-Challenge“ ins Leben gerufen. Jeder kann über Videos dabei zeigen, was er zu Hause macht. Die wurde echt gut angenommen. Es ist hart, die Mädels nicht zu sehen, aber zum Glück leben wir in einer digitalen Welt.“

Arne Wellner, 28, Basketball-Spielertrainer der Holzpfosten Schwerte 05 arbeitet nebenbei als Fitnesstrainer, ist also vom Fach. Aktuell versorgt er Daheimgebliebene mit einem Videotraining für zu Hause, das der Verein als „#homepfosten“-Kampagne über seine Sozialen Netzwerke verbreitet. Da auch die Fitnessstudios schließen mussten, trainiert Wellner jetzt auf dem WG-eigenen Dachboden.

Arne Wellner, Spielertrainer der Holzpfosten-Basketballer, trainiert zurzeit auf dem Dachboden. © Holzpfosten Schwerte

„Aktuell absolviere ich meine Krafteinheit mit einem Schlingentrainer für den Hausgebrauch und einem Set Widerstandsbändern. Damit kann ich nahezu jede Übung aus dem normalen Training im Studio ersetzen. Durch die Eigenschaft der Bänder der benötigten steigenden Kraftkurve kann man derzeit durchaus die Zeit nutzen, um eventuelle Defizite auszugleichen.

Erweiterung des Horizonts

Zudem nutze ich das breitgefächerte Angebot, welches gerade viele bereitstellen, um meinen Horizont zu erweitern. So mache ich zum Beispiel des Öfteren Yoga, was ich vorher nur als Außenstehender beobachtet habe. Fürs Herzkreislauf-System kann man ja immer noch nach draußen.

Falls es mal regnet und man kein Ausdauergerät im Haushalt hat, kann man sich auch mit HIIT (Hoch intensivem Intervall Training) behelfen, das ganz ohne Equipment mit verschiedensten Übungen zu absolvieren ist.“

Zoe Jakob, 19, ist Slalomkanutin des Kanu- und Surf-Vereins Schwerte (KVS) und gleichzeitig erfolgreiche Stabhochspringerin. Im Kanu darf Jakob aktuell sogar paddeln – wenn auch ohne Trainingspartner und Trainer. Probleme sieht sie eher darin, dass bei all dem Ersatztraining zu Hause, auf der Laufstrecke oder dem Wasser das Wichtigste fehlt: ein Ziel, auf das sie hinarbeiten kann.

Alleine auf der Ruhr zu paddeln, ist für Zoe Jakob noch möglich – allerdings ohne Trainingspartner und Trainer. © Bernd Paulitschke

„Als Sportler ist es derzeit viel schwieriger sich fit zu halten. Explizit beim Kanusport dürfen uns zudem gerade keine Trainer zur Seite stehen – was ja auch richtig so ist. Zudem dürfen wir nicht mehr mit anderen zusammen trainieren und müssen alleine unser Programm durchziehen. Das ist schon viel, viel schwieriger als mit Trainer und festen Zeiten. Jetzt muss man sich zwingen, die Einheiten zu machen. Wenn es sonnig ist, geht man mal paddeln, das macht auch Spaß. Aber sobald das Wetter schlechter wird, wird es auch schwieriger. Da zeigt sich jetzt, wer das Durchhaltevermögen hat.

Keine echten Saisonhöhepunkte

Wir haben bis zum 30. Juni keine Wettkämpfe. Ich denke, das wird auch noch verlängert. In dieser Saison gibt es also keine Höhepunkte. Es ist schwierig zu trainieren, wenn man keine Ziele hat. Ich kann zum Glück viel zu Hause trainieren, kann laufen und paddeln gehen.

Beim Stabhochsprung geht das nicht, weil immer ein Trainer dabei sein muss und die Stäbe in der Halle sind. Sprinten und Koordination muss ich draußen machen. Die Sprungdisziplinen werden schon schwieriger. Wir müssen das jetzt aushalten, bis wir wieder grünes Licht haben. Es ist schwer, aber ich gehe positiv an die Sache heran. Irgendwann wird es besser.“

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