Brief an den DFB geplant: Schwerter Fußballverein fordert Beteiligung an TV-Geldern

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Brief an den DFB geplant: Schwerter Fußballverein fordert Beteiligung an TV-Geldern

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Fußballromantiker müssen leiden in diesen Tagen. Die Reform der Champions League oder die Einführung einer Super League (auch wenn sie vorerst vom Tisch ist) liegen vielen Fans schwer im Magen.

Schwerte

, 23.04.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der meinungsstarke Trainer Ewald Lienen hat es vor einer Woche in Bezug auf die beiden Halbfinalpaarungen der Champions League (Paris St. Germain gegen Manchester City und Real Madrid gegen FC Chelsea) auf den Punkt gebracht: „Katar spielt gegen Abu Dhabi und der spanische Staat gegen einen russischen Oligarchen.“ Deutlicher kann man die ausufernde Kommerzialisierung des Fußballs kaum in Worte fassen.

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Aber auch auf nationaler Ebene längst nicht alles in Butter. Als Einheit präsentiere sich der deutsche Fußball schon lange nicht mehr, meint Bernd Arnhold. Wie kein anderer Schwerter Fußballfunktionär beklagt der Wirtschaftsratsvorsitzende des VfL Schwerte die offensichtliche Schieflage.

Wirtschaftsratsvorsitzender Bernd Arnhold beklagt, dass die Schere zwischen Profi- und Amateurvereinen immer weiter auseinandergeht.

Wirtschaftsratsvorsitzender Bernd Arnhold beklagt, dass die Schere zwischen Profi- und Amateurvereinen immer weiter auseinandergeht. © Bernd Paulitschke

„Die Schere zwischen Amateur- und Profifußball darf nicht noch weiter auseinandergehen“, fordert Arnhold - in dem Wissen, dass dies ein ziemlich frommer Wunsch ist.

Arnhold will Missstände nicht tatenlos hinnehmen

Aber Arnhold ist nicht bereit, die Missstände tatenlos hinzunehmen. „Ich denke, dass es aus Sicht der Amateurvereine höchste Zeit ist, sich Gehör zu verschaffen“, meint Arnhold. Seitens der VfL-Vereinsführung habe man sich fest vorgenommen, an den Deutschen Fußballbund (DFB) zu schreiben, um detailliert zu benennen, was da alles schief läuft.

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Eine von Arnholds Forderungen: „Die Amateurvereine müssen an den Fernseheinnahmen beteiligt werden!“ Der VfL-Funktionär belegt seine Forderung mit Zahlen: „Im DFB, dem größten Fußballverband der Welt, sind ca. 25.600 Fußballvereine registriert, davon 36 in der 1. und 2. Bundesliga. Dies entspricht etwa 0,1 Prozent. In die Kassen dieser 36 Profiklubs fließen etwa 1,4 Milliarden Euro pro Jahr - somit gehen mehr als 24.500 Vereine leer aus, „obwohl sie einen essenziellen Beitrag zum Erfolg der Profiklubs leisten“, meint Arnhold.

Potenzielle Zielgruppe der TV-Anstalten

Denn alle Vereine bilden Kinder und Jugendliche aus, die zu einem überwiegenden Teil Fan der großen Vereine und somit potenzielle Zielgruppe der TV-Anstalten und Profivereins-Sponsoren sind. „Somit sorgen die Amateurklubs für den Fortbestand des Profifußballs“, argumentiert Bernd Arnhold und fordert: „Diesen Zustand dürfen Amateurvereine nicht mehr hinnehmen.“ Die Forderung an den DFB müsse sein, „dass ein angemessener Betrag der Einnahmen an die restlichen 99,9 Prozent der Klubs gerecht verteilt wird.“

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Und dann ist da noch die nicht vorhandene Vorbildfunktion der Profis (gerade in Corona-Zeiten), die Bernd Arnhold ein Dorn im Auge ist und die seiner Meinung nach ein weiteres Indiz der Zwei-Klassengesellschaft Profis/Amateure ist. „Sie ignorieren die vorher festgelegten Verhaltensregeln, nach denen der Körperkontakt beim Torjubel zu vermeiden ist. Und die Maskenpflicht auf der Trainerbank ist nur noch eine Farce“, schimpft Arnhold.

Kommerz oder soziale Verantwortung?

Kurzum: „Eine Vorbildfunktion ist dieses Kulturgut Profifußball für unsere Jugend und Kinder nicht.“ Für Sponsoren und Zuschauer bedeute dies, dass sie sich entscheiden müssen, welchen Weg sie gehen wollen. „Klassischer Kommerz oder soziale Verantwortung gegenüber ihrer Stadt und deren Vereinen?“

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Für den Amateurfußball habe dies zur Folge, „dass wir eine ganz neue Atmosphäre auf den Sportplätzen aufbauen müssen“, sagt Bernd Arnhold und endet mit einem anschaulichen Vergleich: „Der regionale und städtische Bezug bei Zuschauern und Sponsoren muss verstärkt werden. Wir sollten ja auch nicht den gut aussehenden halbreifen Apfel aus Chile, sondern den reifen Apfel aus der Region kaufen, der auch noch besser schmeckt.“

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