
© Bernd Paulitschke
Schwerter Slalomkanutin Zoe Jakob tritt bei den Weltmeisterschaften für Deutschland an
Kanuslalom
Die Schwerter Slalomkanutin Zoe Jakob macht den nächsten Schritt in ihrer Karriere. Im Sommer vertritt sie Deutschland bei den Weltmeisterschaften - aber nicht nur dort.
„Ich bin im Kanu und im Leichtathletik-Stadion groß geworden“, lacht die 20-jährige Schwerterin Zoe Jakob. Wen wundert es: Ihr Vater war ein passionierter Kanute und ihre Mutter Martina wurde im Dortmunder Leichtathletik-Dress zweifache deutsche Jugendmeisterin im Hürdensprint und Weitsprung.
Dieser Sommer bringt für Jakob zwei neue Höhepunkte in ihrer Kanu-Karriere. Sie freut sich riesig über die Nominierung für die U23-Weltmeisterschaften im Canadier-Slalom im slowenischen Tacem (6. bis 11. Juli). Gleichfalls paddelt sie bei den U23-Europameisterschaften im Canadier-Slalom vom 18. bis 22. August in Solhan (Slowenien) für Deutschland.
Zwei Tage musste sie bangen, ehe sie durch den deutschen Kanu-Verband die erlösende Nachricht mit der Nominierung für die beiden Titelkämpfe erhielt, denn bei der Qualifikation auf dem schwierigen Kurs des Saale-Elster-Kanals bei Leipzig lief es nicht so rund, wie sie es sich vorgestellt hatte. „Es waren nur Bundeskader-Athletinnen am Start, und für mich war es der erste Wettkampf in diesem Jahr. Da fehlte noch das richtige Gefühl. Aber am Ende hat es doch gereicht“, erinnert sie sich.
Zoe Jakob wurde schon europäische Vizemeisterin
Gerade der Canadier-Slalom erfordert viel Mut und technisches Können auf dem reißenden Kanal. „Angst habe ich keine“, sagt Zoe Jakob, denn auch ihr Trainingskurs auf der Lenne bei Hohenlimburg ist nicht gerade einfach. „Ich fühle mich dort einfach wohl und konnte mich gut vorbereiten“, erklärt sie.
Schließlich wurde sie dort 2017 europäische Vizemeisterin der Junioreninnen, bevor sie Mannschaftsgold bei der WM auf dem berüchtigten Kurs in Bratislawa erkämpfte. Bisher blieb sie von Infektionen verschont und hofft nun kurzfristig einen Impftermin gegen Covid-19 zu erhalten.
Wenn auf der Lenne Eisschollen trieben und die Temperaturen auf dem Thermometer auf Minus 15 Grad sanken, drückte sie sich schon einmal vom Training. „Diese Kälte ist nicht gut für die Lunge", weiß Jakob. Dennoch absolvierte sie, wenn das Wetter es zuließ, mehrmals in der Woche zweimal täglich eine Stunde Ausdauertraining auf der Lenne, zum Teil gegen die Strömung.
Jakob gibt zu: „Natürlich waren die Corona-Einschränkungen eine Belastung, aber ich habe es bisher gut hinter mich gebracht.“ Auch vor Ort musste sie jetzt Corona-Tests über sich ergehen lassen.
Dem Laien erklärt Zoe Jakob: „Die Kanuten unterscheiden zwischen Kajak und Canadier. Im Kajak sitzt man und benutzt ein Doppelpaddel und im Canadier kniet man und schiebt sich einseitig mit einem Stechpaddel vorwärts. Die Richtung bestimmt man im Canadier mit der Hüfte durch Gewichtsverlagerung oder mit dem Wechsel des Paddels auf die andere Seite.“

Die Trainingsstrecke von Zoe Jakob liegt in Hohenlimburg. © Bernd Paulitschke
Schon daraus ist zu erkennen, wie anspruchsvoll und kraftraubend diese Sportart ist. Alle Rennen werden auf Zeit gefahren, wobei man sich im Slalom Fehlerpunkte einhandelt, wenn man ein Tor verfehlt.
„Wenn man an einem Tor vorbei fährt, kann man auch wenden und es erneut versuchen, aber das lohnt sich meist nicht, weil man zu viel Zeit verliert", sagt Jakob. Sie macht sie deutlich: „Sowohl Kajak als auch Canadier sind sehr hart, und ich habe mich deshalb auf den Canadier-Slalom konzentriert.“
Athletinnen müssen Boote selbst kaufen
Die teuren Boote müssen die Akteure selbst beschaffen. Sie bestehen aus Carbon und kosten um die 2500 Euro. Dazu kommen 300 Euro für das Paddel. Im Laufe der Zeit haben sich bei Zoe Jakob vier Boote angesammelt. „Ich werde jetzt wohl welche verkaufen müssen.“
Als Zehnjährige begann sie gleichzeitig mit dem Kanusport und der Leichtathletik und fährt seitdem mit Erfolg zweigleisig. „Wenn ich im Kanu sitze, denke ich nicht an den Stabhochsprung und blende das Kanufahren aus, wenn ich den Sprungstab in der Hand habe“, berichtet sie.
Zoe Jakob betont: „Viele können nicht mit zwei so verschiedenen Sportarten zurechtkommen, aber ich habe bewiesen, dass es geht.“ Schon 2015 wurde sie im Dress der LG Olympia Dortmund Dritte der deutschen U16-Titelkämpfe, 2018 deutsche Vizemeisterin der U20 und 2019 Dritte der U23. 2018 zeichnete sie die Landesregierung des Landes Nordrhein-Westfalen mit dem „Felix-Award“ als „Newcomerin des Jahres“ aus.
Zoe Jakob greift auch im Stabhochsprung wieder an
Nachdem sie im Winter in der Halle den Stabhochsprung etwas „schlörren“ ließ, freut sie sich jetzt auf das Freilufttraining: „Ich bin beim Absprung schon ganz gut drauf“, hat die Höhenjägerin festgestellt und hofft, sich für die deutschen Meisterschaften zu qualifizieren. 4,15 Meter sind gefordert. 4,10 Meter meisterte sie bereits 2018 bei der U20-WM im finnischen Tampere.
Sie lieferte damals mit ihrer Familie ein organisatorisches Meisterstück, denn schon drei Tage nach ihrem Wettkampf in Tampere trat sie bei der Junioren-EM in Ivrea in Italien an.
Auch ihre Ausbildung kommt trotz des sportlichen Engagements nicht zu kurz. An der Fernuniversität Bad Honnef studiert Zoe Jakob Psychologie. Also nicht nur zwei-, sondern auch dreigleisig ist die Schwerterin unterwegs.
Geboren 1938 in Frankfurt (Main), gelernter Industriekaufmann. Sportlich aktiv als Leichtathlet, nach der aktiven Zeit Trainer und später Mitarbeiter beim TSC Eintracht. Freier Mitarbeiter im Lokalsport der RN für Leichtathletik seit Dezember 1966.
