Schiedsrichter im Fokus „Niemand muss sich wundern, dass es bald keiner mehr macht“

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Auch am vergangenen Sonntag beim Testspiel zwischen dem SC Hennen und dem Geisecker (2:3) stand der Schiedsrichter im Mittelpunkt der Kritik – zumindest aus Hennener Sicht. Es sei völlig unnötig gewesen, dass der Schiedsrichter eine solche Hektik ins Spiel gebracht habe, hatte „Zebra“-Trainer Peter Habermann nach Spielschluss gesagt. Der Anlass: zwei Platzverweise in der Schlussminute – Gelb-Rot gegen Leon Roch, glatt Rot gegen Brian Prince.

Diese Habermann-Aussage hat dem Unparteiischen der Partie nicht gefallen. Gregor Podeschwa (48) leitete die Partie. Er sagt: „Ich gebe ihm Recht – das war unnötig. Aber nicht von meiner Seite“, sagt Podeschwa. Der Spieler Roch habe gemeckert und auch nach einer Verwarnung nicht damit aufgehört, sodass die Ampelkarte die logische Konsequenz gewesen. Und auch bei Prince, der beleidigende Worte an ihn gerichtet habe, sei ihm nichts Anderes übrig geblieben, als die Rote Karte zu zücken.

Ein dickes Fell zugelegt

Als erfahrener Unparteiischer, der den Job an der Pfeife schon ein paar Jahre macht, habe er sich mittlerweile ein dickes Fell zugelegt, sagt Podeschwa. An einen rauen Ton auf den Sportplätzen habe er sich längst gewöhnt. Aber Provokationen und Aggressivität hätten in den vergangenen Wochen und Monaten zugenommen, so Podeschwa weiter – eine Feststellung, die er als allgemeine Erkenntnis verstanden wissen will und die er ausdrücklich nicht auf das Verhalten der Hennener Verantwortlichen begrenzt wissen will.

Gregor Podeschwa, hier bei einem Schiedsrichter-Einsatz vor ein paar Jahren, pfiff das Testspiel zwischen Hennen und Geisecke.
Gregor Podeschwa, hier bei einem Schiedsrichter-Einsatz vor ein paar Jahren, pfiff das Testspiel zwischen Hennen und Geisecke. © Bernd Paulitschke

Benjamin Gottstein, Co-Trainer des SC Hennen, hat sich nach dem Spiel noch länger mit Gregor Podeschwa unterhalten – in ruhiger und sachlicher Atmosphäre, wie beide sagen. Von der Sache her bleibe er auch mit etwas zeitlichem Abstand bei Peter Habermanns Auffassung, so Gottstein. „Es war völlig unnötig, in diesem total fairen Freundschaftsspiel in der 92. Minute zwei Platzverweise auszusprechen.“ Der Hennener Co-Trainer sagt aber auch: „Letztlich müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen. Wenn unsere Spieler die Klappe halten, passiert sowas nicht.“

Wotzlawski bricht eine Lanze

Auch Geiseckes Trainer Thomas Wotzlawski hat sich im Nachgang des Testspiels im Naturstadion geäußert. Er sei weit davon entfernt, Trainerkollegen eines Nachbarvereins an den Pranger zu stellen, so Wotzlawski. Viel mehr wolle er das farbenfrohe Ende des Testspiels in Hennen zum Anlass nehmen, generell eine Lanze für die Schiedsrichterzunft zu brechen.

Auch er selbst und sein Trainerteam seien am Spielfeldrand nicht immer lammfromm, gesteht Wotzlawski. Aber permanent von draußen reinzurufen und somit Einfluss auf den Schiedsrichter auszuüben, sei „eine Unart, die mittlerweile extrem geworden ist.“ Der Ton auf den Sportplätzen sei deutlich schärfer geworden, hat der Geisecker Trainer festgestellt – und macht sich Sorgen um den Amateurfußball im Allgemeinen. „Es muss sich doch niemand wundern, dass bald keiner mehr den Schiedsrichter-Job machen will. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald Spiele, für die es keine Schiedsrichter mehr gibt.“

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