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SC Berchum/Garenfeld riskiert bewusst Punktverluste – Trainer: „Das ist dann meine Schuld“
Fußball-Landesliga
Der SC Berchum/Garenfeld war nach dem 1:1 gegen Tabellenführer SC Obersprockhövel das Team des Wochenendes. Doch Ergebnisse sind die eine Sache, die andere die enorme Weiterentwicklung der Mannschaft.
Wer gegen den in dieser Saison noch ungeschlagenen Tabellenführer SC Obersprockhövel 1:1 spielt und dabei sogar gute Chancen auf einen Sieg hat, der muss eigentlich alles richtig gemacht haben.
Zumindest sagt das die versammelte Konkurrenz in der Fußball-Landesliga 2. Das Lob für diesen Achtungserfolg gegen die mit ehemaligen Regionallliga-Spielern vollgepackte Übermannschaft der Liga gilt dem SC Berchum/Garenfeld, für den es momentan richtig gut läuft.
Platz sieben und 17 Punkte sprechen eine eindeutige Sprache. Das will Trainer Fabian Kampmann auch gar nicht in Abrede stellen. Andererseits will er die Resultate auch nicht überbewerten. „Nach unten sind es auch nur sechs Punkte, das darf man nicht vergessen. Aber wir schauen ja lieber nach oben. Da sind es bis zu Platz zwei auch nur sieben Punkte Rückstand. Und wir haben ja noch eine Partie weniger als die Klubs vor uns“, so Kampmann.

Stehen zusammen: die jungen Kicker des SC Berchum/Garenfeld mit Torjäger Jerome Nickel (2.v.l.) © Manuela Schwerte
Fabian Kampmann ist alles, nur kein Verfechter von Sicherheitsfußball. „Natürlich hätten wir schon den ein oder anderen Punkt mehr haben können, wenn wir auf Sicherheit gespielt hätten. Aber das ist nicht meine Art, Fußball zu spielen. Mir geht es vornehmlich um die Entwicklung meiner jungen Mannschaft, nicht um das Ergebnis“, so die Spielphilosophie des Trainers.
SC Berchum/Garenfeld: Ergebnis nicht oberste Priorität
Das könne natürlich auch schon mal nach hinten losgehen, wie Kampmann einräumt: „In dieser Saison haben wir schon mehrmals 1:0 geführt und haben dennoch weiter nach vorn gespielt, statt uns in die Abwehr zu stellen. Für die Entwicklung ist es einfach wichtiger, dass die Jungs 90 Minuten lang draufgehen, mutig spielen. Wenn wir dann unentschieden spielen, muss ich mir das selbst ankreiden lassen. Das ist dann meine Schuld.“
Unentschieden haben die Jungs von Fabian Kampmann in der Tat schon einige Male in dieser Saison gespielt. Vier Siege, fünf Remis und zwei Niederlagen stehen unterm Strich. Sechs Spiele ist es her, dass die Gastgeber zuletzt eine Niederlage kassierten. Und trotz des Punktes gegen Obersprockhövel fiel der SC in der Tabelle auf Platz sieben zurück.
Ein konkretes Saisonziel hat der Coach im Sommer nach insgesamt 13 Vorbereitungsspielen ganz bewusst nicht ausgegeben. Es gehe ihm ausschließlich um die Weiterentwicklung seiner Mannschaft, die problemlos auch als U23 durchgehen könnte.
Einer von diesen jungen Spielern ist Jerome Nickel, der auch gegen die Super-Defensive des SC Obersprockhövel (erst 13 Gegentreffer in zwölf Spielen) traf – zum Ausgleich in der 54. Minute.
Jerome Nickel: Die Wandlung vom Verteidiger zum Mittelstürmer
Der erst 23-Jährige kam in elf Einsätzen auf neun Tore. Ein echter Mittelstürmer, irgendwie ein Typ wie der Dortmunder Erling Haaland. 1,94 Meter groß, robust, durchsetzungsfähig, mit einem guten Abschluss. „Jerome ist dazu äußerst trainingsfleißig und lernwillig“, so Kampmann.
Dabei hat der großgewachsene junge Mann eine nicht alltägliche Wandlung durchgemacht. Unter Trainer Fabian Kampmann schaffte es der ehemalige Innenverteidiger und Sechser zum echten Mittelstürmer. Wahrscheinlich ist Jerome Nickel das beste Beispiel für die unfassbare Gesamtentwicklung des SC Berchum/Garenfeld.
Der sogar die Möglichkeit besaß, dem Tabellenführer die erste Saisonniederlage zuzufügen. Tim Böckenförde und Nickel hatten leider zwei hochkarätige Chancen in der Schlussphase der Partie vergeben.
Ein waschechter Dortmunder, Jahrgang 1957. Vor dem Journalismus lange Jahre Radprofi, danach fast 30 Jahre lang Redakteur bei Dortmunder Tageszeitungen, seit 2015 bei den Ruhr Nachrichten, natürlich im Sport.
