Aus der Oberliga in die Kreisliga A Hendrik Brauer (27) macht der Konkurrenz eine Kampfansage

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Es wird nicht mehr unser Anspruch sein, Dritter zu werden.“ Diesen Satz äußerte Arne Werner, Trainer des TuS Holzen-Sommerberg vor ein paar Monaten. Der Satz ist ihm ein Stück weit auf die Füße gefallen: Denn nach der Hinrunde steht sein Team mit 30 Punkten auf exakt diesem Platz. Die mutigen Worte äußerte Werner übrigens unmittelbar nach dem Verkünden eines echten Transfer-Krachers: Hendrik Brauer, Stammspieler bei Oberligist TuS Ennepetal, stieß im Sommer zum ambitionierten A-Ligisten.

Und obwohl der zentrale Mittelfeldmann seinen Wechsel unter anderem damit begründete, beruflich bedingt einen Schritt kürzertreten zu wollen, treibt ihn nach wie vor der Ehrgeiz eines Vollblut-Sportlers an: „Ich bin sogar angefressen, wenn ich bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht verliere“.

Hendrik Brauer über den Saisonstart

Da kann ihm die aktuelle Tabellensituation ja eigentlich nicht passen, oder? „Wir sind sicherlich hinter unseren Möglichkeiten geblieben“, lautet Brauers Halbjahres-Fazit. Die Mannschaft sei „nach mehreren Spielen enttäuscht vom Platz gegangen. Auch unabhängig vom Ergebnis“. Ähnlich wie sein Trainer sieht er die Ursachen dafür teils in den offen artikulierten Aufstiegsambitionen des Vereins: „Die Gegner haben sich auf uns eingestellt. Die standen dann oft tief, haben schnell umgeschaltet und uns ausgekontert“, schildert der Ex-Ennepetaler diverse unschöne Erinnerungen aus der Hinrunde.

TuS Holzen-Sommerberg auf Boden der Tatsachen

Das sei entsprechend „eklig zu bespielen“ gewesen, was Brauer aber durchaus als Kompliment meint: „Einige haben das gegen uns wirklich richtig geil gemacht“, zeigt er sich von der Qualität in der Kreisliga A2 beeindruckt. Die enttäuschenden Ergebnisse zum Saisonstart holten den TuS seiner Meinung nach zurück auf den Boden der Tatsachen: Denn trotz der sommerlichen Transfer-Offensive sei Holzen-Sommerberg „eben auch nicht plötzlich Regionalligist“.

Hendrik Brauer nach seinem Wechsel zum TuS Holzen-Sommerberg mit seinem Freund und Trainer Arne Werner.
Beim TuS vereint: Hendrik Brauer (r.) mit seinem Freund und Trainer Arne Werner. © TuS Holzen-Sommerberg

Im Gegenteil, Brauer will keine Ausreden suchen: „Wir hatten ein paar richtige Scheißspiele“, gibt er unverblümt zu. Doch beim 4:2-Sieg über den SC Husen Kurl in der letzten (Liga-)Partie des Jahres, wo die Mannschaft erst führte, dann noch vor der Pause in Rückstand geriert und am Ende das Ding trotzdem drehte, „haben wir unser Leben gelassen“. Konkret meint Brauer damit: „In dem Spiel haben wir neben fußballerischen Qualitäten auch kämpferische Tugenden gezeigt. Das ist, denke ich, ein gutes Sinnbild für die Wende“.

Hendrik Brauer war fürs Abräumen zuständig

Seitdem verbesserte man sich kontinuierlich, holte zuletzt sogar drei Siege in Serie. Nichtsdestotrotz sei beim Tabellendritten, der mit sechs Punkten Rückstand auf Spitzenreiter TV Brechten in die fußballfreie Zeit geht, „noch nicht alles Gold gewesen, was glänzt“, wie der Defensivspezialist einräumt, der in der Oberliga ursprünglich fürs Abräumen zuständig war.

Beim TuS Holzen-Sommerberg hat sich diese Rolle deutlich verändert: „Ich kann nicht mehr nur anderen den Arsch freihalten.“ In Ennepetal stand genau das in seiner Job-Beschreibung: Kurze Kontakte, Quer- und Diagonalpässe, das berühmte Umpflügen des Platzes – „Ich hab‘s spielerisch eher einfach gehalten“, beschreibt Brauer.

Hendrik Brauer (re.) im Kopfballduell.
Hendrik Brauer (re.) im Kopfballduell. © Manuela Schwerte

Die Umstellung auf die Kreisliga sei ihm deshalb am Anfang schwergefallen: „Ich bin halt nie derjenige gewesen, den man in einem Spiel sieht, sondern über die gesamte Saison.“ Inzwischen traue er sich mehr, „ins Risiko zu gehen und dem Spiel meinen Stempel aufzudrücken“, statt „den Staubsauger“ auf der Sechs zu geben.

Mit dieser angepassten, offensiveren Interpretation könne der 27-Jährige seinen Mitspielern besser weiterhelfen, beim Sieg gegen Husen Kurl steuerte er sogar selbst einen Treffer bei.

Doch eine Sache will Hendrik Brauer eindeutig klarstellen: „Ich bin nicht derjenige, der aus der Ober- in die Kreisliga geht und sagt: Ich nehme hier jetzt alles auseinander - selbst wenn das vielleicht viele Leute bei so einem Wechsel denken könnten.“

Ein ehrgeiziger, aber bescheidener Sportsmann also. Der den Aufstieg mit dem TuS Holzen-Sommerberg übrigens noch nicht abgehakt hat: „Erst waren wir die – mehr oder weniger selbsternannten – Gejagten. Stattdessen jagen wir jetzt.“ Eine Kampfansage an die Konkurrenz. Das stimmt Brauer optimistisch für die Rückrunde im neuen Jahr, wo für ihn definitiv noch „alles drin ist“.

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