„Geh ins Gymi, werde skinny“, dröhnte es aus der Anlage des VfB Westhofen, kurz bevor die Heavyweights Westhofen ihre letzte Saison bestritten. Doch Shirin Davids Ruf möchte man hier nicht so richtig folgen.
Denn statt „Bauch, Beine, Po, zu spät beim Pilates“ sind die Spieler der Übergewichtigenmannschaft des VfB Westhofen, die Heavyweights, lieber pünktlich zum Fußball. Genaugenommen zum letzten Saisonspiel der Übergewichtigen Liga NRW gegen die Rhinos Rüttenscheid.
Heavyweights Westhofen gelingt Meisterschaft im ersten Jahr
Sofort zeigten die Heavyweights, warum sie Meister geworden sind. Mit deutlich mehr Ballbesitz und gleich mehreren nennenswerten Torchancen dotierten sie die Anfangsphase, ohne hinten etwas zuzulassen.
Die Meisterschaft haben die stämmigen Jungs in den blauen Trikots ohnehin schon in der Tasche. Nachdem sich die Heavyweights Westhofen erst vor einem Jahr kurz vor Saisonbeginn gegründet hatten, gewannen sie die zweite Spielzeit der Übergewichtigen Liga Nordrhein-Westfalens – der bislang einzigen Spielklasse in Deutschland für übergewichtige Fußballer – gleich im ersten Anlauf.
Marcus Wiesehöfer übernahm Trainer-Posten
Ein Ergebnis, auf das Spielertrainer Marcus Wiesehöfer sehr stolz ist. „Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass in der Mannschaft ordentlich Potenzial steckt. Außerdem war die Stimmung und der Teamgeist sehr gut“, erinnerte sich Wiesehöfer, der zu Beginn nur aushilfsweise mitgespielt hatte. „Eigentlich hatte ich meine Fußballschuhe auch schon an den Nagel gehängt“, sagt Wiesehöfer, der beim VfB Westhofen nicht nur im geschäftsführenden Vorstand aktiv ist, sondern zuletzt auch noch in der dritten Mannschaft kickte.
Vor allem die Kabinengespräche und das gemeinsame Rumalbern hätten es ihm angetan. „Noch einmal die alten Kamellen rausholen und auf gut Deutsch Scheiße zu labern – das hatte ich einfach vermisst.“
Auf dem Platz ist aber eben nicht in der Kabine. Hier machte Westhofen von Beginn an ernst – und auch recht schnell die ersten Tore. Das 1:0 fiel nach sieben Minuten, nach neun Minuten legte Wiesenhöfer selbst zum 2:0 nach.

Der Torschütze zum 2:0 übernahm die Mannschaft vor einigen Wochen als Interims-Spielertrainer und führte die Westhofener zur Meisterschaft. Seine Erfahrung – Wiesehöfer hatte in Westhofen bereits die erste Mannschaft trainiert – kam der neu gegründeten Truppe zugute. Recht schnell habe er bei seinen Spielern Fortschritte erkennen können: „Die Jungs haben in unterschiedlichen Bereichen angefangen, an sich zu arbeiten. Nicht nur mit dem Ball. Dementsprechend erfolgreich waren dann auch unsere Resultate."
Das familiäre Publikum jubelte mit Trommeln und Tröten der Heimmannschaft zu, als diese sich mit einem 3:0 zur Halbzeit auf dem Weg in die Kabine machten.
Übergewichtigen Liga NRW wächst
Mit der ersten Meisterschaft in der Tasche geht es jetzt für Schwergewichtschampions aus Westhofen erst einmal in die Winterpause, bevor im März die neue Spielzeit starten wird. Voraussichtlich mit zwölf statt wie bislang acht Teams. Dass das Projekt Übergewichtigen Fußball wächst, freut Wiesehöfer: „Gerade für Leute, die durch ihre Korpulenz in einer normalen Mannschaft keine Chance hätten, ist das super.“
Und nicht nur in NRW wächst die Nachfrage. Marcus Wiesehöfer erzählte, dass es mittlerweile überall in Deutschland weitere Fußballmannschaften für Übergewichtige gegründet werden.
8:0-Erfolg zum Saisonende
In der Übergewichtigenliga kann zunächst erstmal nur mitmachen, wer auch einen BMI über 31 hat. Es gibt aber auch eine Sonderregelung, erklärt der Trainer der Heavyweights. „Der BMI der Spieler schwankt natürlich. Im Laufe der Saison kann es also auch sein, dass jemand unter den BMI von 31 rutscht. Dafür haben wir die Sonderregelung getroffen, dass pro Team immer zwei Spieler mit einem BMI von unter 31 auf dem Feld stehen dürfen.“
In Halbzeit zwei wurden die Rhinos aus Rüttenscheid nochmal ordentlich an der Nase herumgeführt. Dem Kombinationsfußball der Westhofener wussten die Gäste oft nichts entgegenzusetzen und so ging das Team aus Essen am Ende mit 8:0 baden.
„Vielen Jungs musste ich vor dem Spieltag erstmal erklären, wie so eine Meisterfeier aussieht“, schmunzelte Wiesehöfer. Denn nicht alle aus seiner Truppe hatten zuvor schon im Verein gespielt. Doch schenkt man den Worten einer Westhofener Unterstützerin glauben, dann ließen es die Heavywheights bei der Meisterfeier anständig krachen: „Oh ja! Hier wird später gefeiert, getanzt und getrunken!“