Der Jubel am Bürenbruch war groß am 17. Juni. Mit dem 3:1-Sieg im Aufstiegsrundenspiel gegen den FC Frohlinde machten die C-Juniorenfußballer der SG Eintracht Ergste den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt - zum ersten Mal hat es eine Jugendmannschaft der SG Eintracht in eine überkreisliche Spielklasse geschafft.
Gefürchtete Wietloh-Kampfbahn
Auch Heinz Dreßler hat sich über diesen Erfolg der Ergster Wölfe gefreut. Zugleich wurden bei dem 84-Jährigen die Erinnerung an den größten Triumph seiner eigenen Fußballjugend-Zeit lebendig - ein Erfolg, der fast auf den Tag genau 66 Jahre zurückliegt, wie Heinz Dreßler lebhaft zu berichten weiß. Denn am 20. Juli 1957 holte die Ergster A-Jugend den Kreismeistertitel.
„Natürlich waren es damals noch ganz andere Zeiten“, erzählt Dreßler. Den Großverein SG Eintracht Ergste, der 1974 als Zusammenschluss mehrerer kleinerer Vereine unterschiedlicher Sportarten entstand, gab es noch nicht. Der Fußballklub im Ortsteil war der SSC Ergste 1912, der in der altwehrwürdigen Wietloh-Kampfbahn seine Heimspielstätte hatte - ein Rasenplatz, der bei den auswärtigen Teams gefürchtet war. „Viele kamen mit falschen Schuhen zu den Spielen gegen uns, weil sie ja nur Ascheplätze kannten“, erzählt Dreßler launig.

„Ein verschworener Haufen“ sei die Erfolgsmannschaft von damals gewesen, so Dreßler weiter. Seit Schülerzeiten spielten die jungen Kicker der Jahrgänge 1938, 1939 und 1940 zusammen. „Dass wir über viele Jahre eingespielt waren, war unser großer Vorteil“, erinnert sich Heinz Dreßler. Und um die grundsätzliche Einstellung der Jugendlichen zum Sport musste man sich ohnehin keine Sorgen machen. „Schule und Fußball - etwas anderes gab es für uns nicht“, erklärt Heinz Dreßler.
Heinz Dreßler kriegt Gänsehaut
Dann taucht Dreßler ein in die Vergangenheit und blickt 66 Jahre zurück auf das Endspiel um die A-Jugend-Kreismeisterschaft 1957. „2:1 gegen Menden 09 - im Letmather Ostfeld“, sprudelt es aus ihm heraus, „ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“
Dokumentiert ist der Erfolg auch durch einen handschriftlich verfassten Satz des damaligen Vereinsvorsitzenden Heinz Gerling auf der Rückseite des Mannschaftsfotos, das einen Ehrenplatz in Heinz Dreßlers Wohnzimmer hat: „Solange noch 11 zusammensteh‘n, kann 1912 nicht untergeh‘n“, steht da zu lesen - ein sicheres Indiz für den ausgeprägten Zusammenhalt in der Mannschaft.

Heinz Dreßler ist einer von vier Spielern des Ergster Kreismeister-Teams, die noch leben. Die anderen drei sind Albert Lueg, Dieter Niederquell und Helmut Ulitzka - jener Ulitzka, der ein Torgarant war und dabei häufig von Heinz Dreßlers Vorarbeit profitierte, wie dieser erzählt: „Ich war ziemlich schnell und fast beidfüßig und habe viele Flanken auf Helmut geschlagen“, erinnert sich Heinz Dreßler und beschreibt die Abschlussqualitäten des Mittelstürmers: „Er hat nicht lange gefackelt.“
Ulitzka und Schipper zum VfL
Gleiches galt für Hans-Gerd Schipper. „Der hatte einen richtig strammen Schuss“, weiß Dreßler zu berichten. Schipper und auch Ulitzka stiegen nach dem Ende der Jugendzeit im Folgejahr mit der ersten Mannschaft aus der 2. in die 1. Kreisklasse auf. Ein weiteres Jahr später verpasste der SSC Ergste den Aufstieg in die Bezirksklasse aber knapp - und Ulitzka und Schipper wechselten zum „großen Nachbarn“ VfL Schwerte in die Verbandsliga.
Die Verbundenheit zu Ergste aber blieb, wie bei fast allen anderen Spielern auch - und bei Heinz Dreßler sowieso. Zum Sportplatz auf dem Bürenbruch schafft es der 84-Jährige zwar nur noch selten. Doch das sportliche Geschehen bei der SG Eintracht Ergste wird er auch weiterhin aufmerksam verfolgen - in der Hoffnung, dass es auch zukünftig ähnliche Erfolge zu feiern gibt wie sie Heinz Dreßler vor 66 Jahren mit der A-Jugend des SSC Ergste erleben durfte.