Annika Kost ist durchgehend gut gelaunt in diesen Tagen. „Ich laufe nur noch mit einem Dauergrinsen durch die Gegend“, sagt die 33-jährige Schwerterin. Dass sie so gut drauf ist, hat einen handfesten Grund.
Kost wird am 1. Mai das DFB-Pokalfinale der Frauen im Kölner RheinEnergie-Stadion zwischen dem FC Bayern München und dem SV Werder Bremen leiten - eine große Ehre für die Schiedsrichterin, die „unglaublich stolz“ auf diese Nominierung ist, mit der sie nach eigener Aussage nicht gerechnet hatte.
Aus dem Kreis der 17 Unparteiischen, die als Schiedsrichterinnen in der 1. Frauen-Bundesliga unterwegs sind, musste sich das Schiedsrichter-Gremium des DFB für eine Frau entscheiden.
Dass die Wahl auf sie fiel, führt Annika Kost neben ihren guten Leistungen auch auf ihre Comeback-Qualitäten zurück. „Es tut gut zu sehen, dass anerkannt wird, dass ich nach Verletzungen immer zurückgekommen bin und sofort wieder meine Leitung gebracht habe“, sagt die Schwerterin.
Monatelange Verletzungspause
Erst seit Dezember 2024 pfeift Annika Kost wieder Spiele, seit sie wegen einer Fußverletzung, die sie sich ausgerechnet beim Praxisteil der DFB-Schiedsrichter-Prüfungen vor der Saison zugezogen hatte, monatelang ausgefallen war - auch wegen dieser langen Pause habe sie nicht damit gerechnet, für das Saison-Highlight am 1. Mai berücksichtigt zu werden.
Umso größer war die Freude bei Annika Kost, dass es doch so kam. Die Schwerterin wird emotional. „Jeder Schmerz und jede vergossene Träne wegen der Verletzungen sind jetzt vergessen“, sagt sie in dem Wissen, dass sie kurz vor der Verwirklichung ihres sportlichen Traums steht.

Schon seit vergangenem Freitag (11. April) wusste Kost Bescheid. Christine Baitinger, beim DFB die Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen, informierte Annika Kost telefonisch - ebenso wie danach auch ihre beiden Assistentinnen Jasmin Matysiak und Jessica Bergmann sowie Anna-Lena Heidenreich, die als vierte Offizielle fungieren wird.
Ein paar Tage waren die Unparteiischen zu Stillschweigen verpflichtet, ehe der DFB es am Dienstag (15. April) in großem Stil in Form eines Media Days öffentlich machte. Hier hatten nicht nur die Vertreter der beiden Final-Mannschaften einer Reporter-Schar Rede und Antwort zu stehen, sondern auch die Schiedsrichterin.
Holzpfosten-Bekanntheitsgrad wird steigen
Und natürlich musste Annika Kost den ungewöhnlichen Vereinsnamen des Klubs erklären, für den sie pfeift - der bundesweite Bekanntheitsgrad von Holzpfosten Schwerte wird größer werden. Logisch, dass man auch im Lager der „Pfosten“ mächtig stolz ist auf seine Vorzeige-Schiedsrichterin.
Kaum war die Nominierung publik geworden, seien auch schon von Holzpfosten-Seite die ersten Glückwünsche bei ihr angekommen, berichtet Annika Kost. Und generell habe ihr Handy am Dienstag kaum still gestanden.

In den wenigen Tagen, die noch bis zu ihrem großen Tag im ausverkauften Kölner Stadion vergehen, werde sie versuche, ihr normales Programm abzuspulen, sagt Annika Kost.
Das heißt: Neben ihrem Job im „richtigen Leben“ als Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendsport beim TSC Eintracht Dortmund fast tägliches Training mit den Schwerpunkten Kraft-Ausdauer und Schnelligkeit - alles in Abstimmung mit dem DFB-Athletiktrainings-Team. Spätestens bei der Trainingseinheit im Stadion am Tag vor dem Finale dürfte die Nervosität dann steigen.
Zum Programm im Vorfeld des Endspiels gehört zudem auch ein festlicher Gala-Abend des DFB - noch ein sicheres Zeichen für den Stellenwert, den das DFB-Pokalfinale der Frauen in der deutschen Fußballszene genießt.
Das hohe Maß an Professionalität zeigt sich auch im Video-Assistenten (VAR). In der Frauen-Bundesliga gibt es ihn nicht, im Endspiel aber nun sehr wohl. Für Annika Kost ist das Zusammenspiel mit dem VAR neu, ein Besuch des Kölner Kellers ist ein weiterer fester Programmpunkt im Vorfeld des Endspiels.
Zu Corona-Zeiten als Assistentin in Köln
Komplettes Neuland betritt Annika Kost mit der Leitung des Pokalfinales allerdings nicht. Denn schon 2020 war sie Köln dabei, damals als Schiedsrichter-Assistentin. „Aber das ist nicht zu vergleichen mit dem, was jetzt kommt . Das war in Corona-Zeiten. Es waren keine Fans dabei. Außer ein paar Fotografen war damals niemand im Stadion“, erinnert sich Annika Kost.
Diesmal werden dagegen deutlich mehr Augenpaare auf Annika Kost gerichtet sein - wobei das große Ziel der Schwerterin und ihres Schiedsrichterteams ist, während des Endspiels und anschließend nicht im Mittelpunkt zu stehen.
„Im besten Fall spricht anschließend keiner über uns. Dann hätten wir viel richtig gemacht“, sagt Annika Kost - und könnte dann auch weiterhin mit einem Dauergrinsen durch die Gegend laufen.