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Ärger um Neuers Regenbogenbinde - was sagen Schwerter Kapitäne dazu?
Fußball
Erst hat die Uefa gegen Manuel Neuers Regenbogen-Kapitänsbinde ermittelt, die Überprüfung im Anschluss wieder fallen gelassen. Was sagen Schwerter Kapitäne zu der Thematik? Wir haben nachgefragt.
Die Regenbogen-Kapitänsbinde, die Nationaltorwart Manuel Neuer bereits seit längerer Zeit trägt, ist in den vergangenen Tagen zu einem Thema von nationaler Tragweite geworden. Neuer trägt die Binde laut DFB-Pressesprecher Jens Grittner „als Zeichen und klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung.“ Werte, die selbstverständlich sein sollten.
Was sagen die heimischen Kapitäne zur Thematik um die Regenbogen-Binde? Und würden Sie die Binde selber tragen? Wir haben nachgefragt. Sieben Kapitäne haben sich an unserer kleinen Umfrage beteiligt.
David Graudejus (VfL Schwerte): „Ich finde generell, dass die Politik im Sport nichts zu suchen hat. Hier geht es ja auch wieder um eine Gleichgesinnung, die leider von vielen Idioten nicht als normal angesehen wird und deswegen zum Politikum gemacht wird. Ich denke, der Fußball hat eine große Reichweite und Anerkennung und kann bei solchen Dingen schöne Zeichen setzen. Gegen Rassismus steht die Uefa ein - für Schwule oder Lesben aber nicht? Ich selber würde gerne eine Regenbogenbinde tragen, wenn es für jemanden eine Bedeutung hätte. Sonst trage ich aber gerne auch meine eigene Glücksbinde.“

David Graudejus, Kapitän des VfL Schwerte. © Bernd Paulitschke
Yannik Körner (ETuS/DJK Schwerte): „Ich sehe mich als Kapitän einer Bezirksliga-Mannschaft nicht in der Rolle, irgendwelche Uefa-Statuten zu bewerten - das möchte ich auch nicht. Fakt ist: Ich habe eine solche Binde bisher noch nicht getragen, würde das aber selbstverständlich tun. Der symbolische Charakter, der dahinter steht, ist Toleranz, Vielfalt und Offenheit. Dafür spreche ich mich natürlich aus, und das tut auch meine Mannschaft.“

Yannik Körner, Kapitän des ETuS/DJK Schwerte. © Bernd Paulitschke
Patrick Filla (Geisecker SV): „Ich finde, dass Politik außerhalb des Platzes stattfinden sollte - wo sie auch wirklich hingehört. Wir als Fußballer sind schon genug damit beschäftigt, uns nicht die Beine beim Laufen zu verknoten. Ich trete allen Menschen mit Respekt und Achtung gegenüber - das sollte selbstverständlich sein. Allerdings glaube ich nicht, dass das Tragen einer Regenbogenbinde dazu beiträgt, Menschen zu solch einem Gedankengut anzuregen, sondern dass es die Meinungen noch mehr spaltet.“

Patrick Filla, Kapitän des Geisecker SV © Geisecker SV
Alexander Rüster (SC Berchum/Garenfeld): „Ich denke, dass es sowohl zu der Regenbogen-Binde als auch zu der (jetzt verbotenen) Aktion der Regenbogenfarben an der Allianz Arena keine zwei Meinungen geben darf. Fußball steht in jeglicher Hinsicht für Vielfalt und deswegen begrüße ich solche Aktionen und finde es völlig absurd, dass die UEFA die Stadionaktion verbietet.
Die UEFA selbst plädiert mit ihren Kampagnen zum „Equal Game“ und „Say No to Racism“ für Vielfalt und gegen Ausgrenzung, was die Entscheidung gegen die Stadionaktion und die Untersuchung gegen den DFB und Manuel Neuer für mich noch unverständlicher macht. Ich selbst habe noch nie eine solche Binde getragen, hätte aber kein Problem damit, um auch auf den Amateursportplätzen ein Zeichen für Vielfalt in jeglicher Hinsicht zu setzen.“

Alexander Rüster, Kapitän des SC Berchum/Garenfeld. © Bernd Paulitschke
Florian Kaiser (TuS Holzen-Sommerberg): „Grundsätzlich finde ich das Tragen so einer Binde gut, da sie auf gesellschaftliche und sexuelle Vielfalt bzw. Toleranz demgegenüber aufmerksam machen soll. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass manche Funktionäre und Spieler denken, damit sei schon alles getan. Ein Zeichen zu setzen und dann diese Offenheit im alltäglichen Miteinander (auch außerhalb des Sports) zu integrieren, sind zwei verschiedene paar Schuhe.
Nichtsdestotrotz ist das ein guter Anfang und lenkt den Fokus eben auf die Probleme in der gesellschaftlichen Teilhabe vieler Menschen. Daher würde ich jederzeit so eine Binde tragen. Für mich ist eben jeder Mensch gleich, und ich mache keine Unterschiede.“

Florian Kaiser, Kapitän des TuS Holzen-Sommerberg. © Bernd Paulitschke
Robin Klüter (SG Eintracht Ergste): „Es war schon ein falsches Zeichen der Uefa, überhaupt die Ermittlungen gegen den DFB aufzunehmen, auch wenn sie nun wieder eingestellt wurden. Dass nun auch die Allianz Arena gegen Ungarn nicht in den Regenbogenfarben leuchten darf, unterstreicht dieses falsche Zeichen und die Position der Uefa noch einmal deutlich. Ich verstehe den Punkt, dass im Fußball die Politik ein Stück weit außen vor gelassen werden soll. Aber die Regenbogenfarben sind meiner Meinung nach ein Symbol für Vielfalt und Toleranz und haben nicht direkt was mit der Politik zu tun. Vergleichbar finde ich die Thematik mit dem Kniefall vor dem Spiel, was als Symbol gegen Rassismus ebenfalls sehr wichtig ist. Bei dem Thema wird nicht ermittelt, was auch völlig korrekt ist - warum dann bei der Regenbogen-Spielführerbinde?
Ich habe bisher noch keine Regenbogen-Binde getragen, könnte mir das aber durchaus vorstellen. Was Vielfalt und Toleranz angeht, ist gerade der Amateurfußball schon ziemlich weit. Wenn wir als Mannschaft auf den Platz kommen, sind wir eine Einheit - da hat es in meinem Umfeld nie eine Rolle gespielt, wie man aussieht, welche Hautfarbe man hat oder wo man herkommt. Genau so soll es auch sein - nicht nur im Fußball, sondern überall.

Robin Klüter, Kapitän der SG Eintracht Ergste. © Manuela Schwerte
Domenico Troiano (Holzpfosten Schwerte 05): „Wenn die Binde für Zusammenhalt und Einheit stehen sollte (und so ist es ja auch bei der Nationalmannschaft gedacht), dann finde ich es nicht verwerflich.
Ich selbst habe eine solche Binde noch nicht getragen, sähe aber keine Schwierigkeiten es zu tun, wenn es bei uns mal zur Sprache käme und Anklang in der Mannschaft finden würde.

Domenico Troiano, Kapitän von Holzpfosten Schwerte 05. © Bernd Paulitschke
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