
Bei Spielertrainer Dennis Gerleve und Westfalia Vinnum herrscht Ratlosigkeit. © Matthias Henkel
Westfalia Vinnum sagt kurzfristig Spiel beim VfB Waltrop ab: „Bei uns brennt es an allen Stellen“
Fußball
Westfalia Vinnum sagt am Sonntag wenige Stunden vor dem Anpfiff sein Spiel gegen den VfB Waltrop ab. Beim VfB sorgt das für Unmut. Bei der Westfalia herrscht Ratlosigkeit.
Es sind keine zwei Stunden mehr, bis das Spiel der Fußball-Kreisliga A zwischen dem VfB Waltrop und Westfalia Vinnum angepfiffen werden soll, da erreicht Marco Taschke eine Nachricht. Die Westfalia sagt das Spiel in Waltrop ab, wie der VfB-Trainer berichtet. Bei den Waltropern sorgt das für Unverständnis. Die Vinnumer hingegen sind ratlos.
„Ich spiele mein Leben lang Fußball, 34 Jahre lang“, berichtet Vinnums Spielertrainer Dennis Gerleve. „So etwas habe ich in der Form auch noch nicht erlebt.“ Am Sonntagvormittag sieht es danach aus, als könne die Westfalia noch so eben eine Mannschaft stellen. Im Laufe des Vormittags meldet sich dann ein Spieler Corona-erkrankt, ein anderer mit einer Erkältung ab.
Beim VfB Waltrop stößt die Entscheidung bitter auf
Vinnum sieht keine Möglichkeit, das Spiel beim VfB zu bestreiten. Bei den Waltropern stößt die kurzfristige Absage bitter auf: Einige Spieler hätten extra andere private Termine nicht wahrgenommen, um am Spiel teilnehmen zu können.
Bei den Vinnumern trifft der Unmut auf Verständnis. „Das verstehe ich hundertprozentig“, sagte Gerleve. „Bei uns ist es das Gleiche gewesen. Einige hatten auch anderes vor.“
Nur habe es keine andere Option für diesen Schritt gegeben. Immerhin habe die Westfalia angeschlagene Spieler in ihren Reihen gehabt, die keinesfalls eine Partie über 90 Minuten hätten bestreiten können. „Was wäre die Alternative gewesen?“, fragt Gerleve und gibt die Antwort: „Wenn das Spiel nach 20 Minuten abgebrochen worden wäre, wäre das noch schlechter gewesen. Wir hatten definitiv keine elf Leute, die 90 Minuten hätten spielen können.“
Aus Waltrop gab es noch den Einwand, dass das A-Liga-Team noch mit Spielern der Reserve hätte verstärkt werden können, die direkt vor der Ersten bei der Zweitvertretung des VfB im Einsatz war.
Dennis Gerleve: „Das ist höhere Gewalt“
Aber auch das sei nicht möglich gewesen, wie Gerleve klarstellt: „Wir haben natürlich hin- und herüberlegt“, so der Spielertrainer, „aber die Zweite hatte selbst nur neun eigene Spieler, die von fünf Spielern aus den Alten Herren unterstützt wurden.“ Es sei da nicht realistisch gewesen, dass die Partie der ersten Mannschaften zu Ende gespielt werden könnte.
„Man kann sich nur entschuldigen, aber das ist höhere Gewalt“, wirbt Gerleve um Verständnis für die Entscheidung der Vinnumer. Auch der Versuch, ehemalige Spieler, die noch bei der Westfalia spielberechtigt sind, zu reaktivieren, habe wegen der Schulferien und damit verbundenen Urlauben der Ehemaligen keinen Erfolg gehabt.
Der VfB hatte in Person von Taschke am Sonntagnachmittag noch angemerkt: „Ich finde es sehr erstaunlich, dass ein Spiel in der Kreisliga A wegen Personalmangels so früh in der Saison abgesagt wird.“ Diese Einschätzung teilte Gerleve: „Ich habe mich immer gefragt, wie so etwas passieren kann. Jetzt erlebe ich es selbst.“
Spieler sagen Westfalia Vinnum kurzfristig ab
Vor der Saison verließen die Westfalia gleich mehrere Leistungsträger. Außerdem sagten potenzielle Neuzugänge kurzfristig und überraschend wieder ab, sodass Vinnum in dieser Saison nur über einen sehr kleinen Kader verfügt. Bei den bisherigen Spielen war die Westfalia immer nur mit wenigen Leuten angetreten, die Situation vom Sonntag stellt aber ein neues Extrem dar. Das Spiel wurde nach der Absage mit 2:0 für den VfB gewertet.
Fraglich ist nun, wie die Vinnumer aus dieser Misere kommen wollen. „Wir sind alle am Grübeln. Die Vereinsseite muss sich Gedanken machen, ob wir die Erste und Zweite zusammenlegen. Bei der Zweiten sieht es ja auch nicht gut aus. Das ist einfach frustrierend“, so Gerleve, der die Situation am Ende noch einmal auf den Punkt brachte: „Bei uns brennt es an allen Stellen.“
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
