Olfens bekanntester Handballer verlässt die Schweiz und geht nach Skandinavien
Vier Jahre lang spielte Max Höning in der höchsten Schweizer Liga Handball. Jetzt verlässt er den TSV St. Otmar St. Gallen nach dem Ende der Saison. Sein neues Ziel ist ein „Abenteuer“.
Die Drähte in die Heimat sind noch vorhanden: Vor einigen Wochen leitete Handballprofi Max Höning ein Online-Training bei seinem alten Verein, dem SuS Olfen. Für den 27-Jährigen bricht nun ein neues Kapitel an, denn er verlässt den TSV St. Otmar St. Gallen nach dem Ende der Saison.
Dann wird sich Höning dem dänischen Zweitligisten Hoj anschließen. Dem gebürtigen Dattelner lagen dabei bessere Angebote vor. Warum er sich dennoch für Hoj entschied, weshalb er gerne andere trainiert und was in dieser Saison mit St. Gallen möglich ist, verrät er im Interview.
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Verein. Warum haben Sie sich für Hoj entschieden?
Danke. Es ist ein sehr interessantes Projekt, was es in Hoj gibt. Kooperation von zwei Vereinen. Sie wollen nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt in die erste Liga. Der Verein hat vor allem Spieler verpflichtet, die die Mannschaft voranbringen sollen. Ab nächster Saison hat der Klub den Aufstieg zum Ziel.
Wie haben Sie von dem Projekt erfahren?Der Kontakt ist über einen ehemaligen Spielertrainer bei St. Gallen, Bo Spellerberg, zustande gekommen, der jetzt in Hoj Co-Trainer ist. Dann ging es relativ schnell. Hoj spielt aktuell in der zweiten dänischen Liga, hat aber Chancen aufzusteigen, auch wenn das nicht der Plan ist.
Ist die zweite dänische Liga nicht ein Rückschritt gegenüber der ersten Schweizer Liga?Ich glaube, die zweite dänische Liga ist etwas schlechter als Schweizer Liga, aber dafür ist sie viel ausgeglichener. In der Spitze ist sie vielleicht nicht so stark, aber das grundsätzliche und das Trainingsniveau sind sehr hoch. Hoj ist zudem strukturell sehr professionell aufgestellt. Außerdem sind die Dänen sehr handballbegeistert, das hat mich gereizt. Deswegen habe ich auch sportlich und finanziell bessere Angebote ausgeschlagen.
Dänemark dürfte ein anderes Erlebnis werden als die Schweiz.Die Schweiz ist zwar auch Ausland, aber immerhin wird da die gleiche Sprache gesprochen. Jetzt wollte ich eine neue Herausforderung suchen. Eine neue Sprache und Kultur kennenzulernen, reizt mich ungemein. Und für mich ist es wohl der letzte Zeitpunkt, an dem ich es machen kann, denn noch habe ich keine eigene Familie und das Studium, das ich mache, ist ein Fernstudium.Das klingt auch ein bisschen nach einem Abenteuer.Ich wollte raus aus der Komfortzone, in St. Gallen hat man es als Spieler schon sehr gut. Dann hat sich mir die Chance in Dänemark eröffnet. Ich habe längere Zeit mit Trainer Jesper Fredin auf Englisch geskyped. Er hat mich gefragt, ob ich bereit bin für das „North Adventure“, von daher: Ja, es ist schon ein Abenteuer. Mein Mitspieler Tobias Wetzel wechselt auch mit mir nach Hoj, bei ihm sind es ähnliche Gründe.Worauf freuen Sie sich besonders in Hoj?Auf die Stimmung. In Dänemark hat Handball nochmal einen ganz anderen Stellenwert als in der Schweiz. Das ist zwar nicht unbedingt mit Deutschland zu vergleichen, aber es ist schone eine ganze andere Begeisterung vorhanden. Darauf freue ich mich sehr.
Werden Sie den Kontakt zu ihren ehemaligen Mitspielern halten?Das werde ich auf jeden Fall. Im Sommer ist in St. Gallen immer ein riesiges Festival, da will ich versuchen, das zu besuchen. Außerdem wird meine Freundin erst einmal in St. Gallen bleiben, vielleicht kommt sich aber nach Dänemark nach. Außerdem ist die Verbindung sehr gut. Von Kopenhagen nach Zürich fliegt man nur eineinhalb Stunden. Deswegen werde ich sicher zwei, drei Mal im Jahr da sein.Vieles dreht sich im Augenblick um die Pandemie. Wie ist die Corona-Lage in der Schweiz?Die Zahlen stagnieren ungefähr bei 1000 Fällen. Hochgerechnet auf die Bevölkerung ist das vergleichbar mit Deutschland. Mittlerweile sind hier auch mehr Mutationen aus Großbritannien und Südafrika im Umlauf. Bis mindestens Mai werden wir auch keine Spiele vor Publikum austragen.Wegen Corona findet im Amateurbereich vor allem Online-Training statt. Vor einigen Wochen haben Sie dieses bei Ihrem Jugendverein SuS geleitet. Wie ist es dazu gekommen?Lukas Scholten hat mich angeschrieben. Der SuS Olfen Trainiert zweimal die Woche online. Er hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, das zu leiten. Und ich habe gesagt: „Ich bin sofort dabei.“ Mir macht das Spaß, ich möchte gerne Trainer sein und meine Erfahrung weitergeben.Wie haben Sie das Training wahrgenommen? Einige Teilnehmer waren danach ziemlich platt.In meinen Augen war es eigentlich nicht anstrengend. Wir haben ungefähr eine Stunde lang trainiert. Mit dem eigenen Körpergewicht kann man viele Übungen machen. Im Handball ist Rumpfstabilität wichtig. Da arbeite ich viel dran und bin auch fit. Wenn man nicht viel macht, leidet man natürlich auch mehr, das ist alles Trainingssache. Es war aber lustig, Einblicke zu bekommen.
Wie groß war die Überraschung für die anderen?Es haben sich, glaube ich, alle gefreut, dass ich das gemacht habe. Die Überraschung war aber nicht so groß. So viele Profis hat der SuS Olfen nicht rausgebracht. Ich kann mir auch vorstellen, ein Training im Sommer in der Halle zu leiten.Wie gut sind die Drähte sonst noch in die Heimat?Ich bin seit vier Jahren in Schweiz. In den ersten beiden Jahren war ich noch öfters zu Hause. Das wurde aber immer weniger, weil ich hier mehr Freunde gefunden habe. Zwei, drei Mal im Jahr bin ich aber in Deutschland und dann auch in Olfen. Ansonsten tausche ich mich telefonisch aus. Auch der Kontakt zu Spielern vom SuS Olfen ist noch da.
Zurück zum Training: Mannschaften anzuleiten scheint Ihnen viel Freude zu bereiten.Als ich in Lemgo gespielt habe, habe ich schon Junioren trainiert. In der Schweiz habe ich das auch zwei Jahre gemacht, nur in dieser Saison nicht mehr, da war es zu viel Aufwand. Das weiter zu machen, ist aber eine Option, ich weiß aber nicht, ob ich das im Profibereich mache. Da kommt es drauf an, wo es mit der Karriere und beruflich hingeht. Ich habe mir aber vorgenommen, auch in Dänemark eine Mannschaft zu trainieren. Die dänische Trainerkultur fasziniert mich. Sie ist demokratisch, ruhig, sachlich, aber sehr genau. Da kann ich auch als Mensch was mitnehmen.Was macht Jugendtraining so spannend für Sie?Bislang habe ich meist 15-, 16-Jährige trainiert. Mich reizt das ungemein. Auf der einen Seite wollen die Spieler unbedingt etwas lernen. Auf der anderen Seite sieht man ungemein den Fortschritt. In zwei, drei Monaten sind es komplett andere Spieler. In der Pubertät kann man ihnen noch etwas mitgeben. Wichtig ist, dass sie geformt und gefördert werden.Bis zum Sommer stehen Sie noch in St. Gallen unter Vertrag. Was ist in dieser Saison noch möglich?Aktuell sind wir Fünfter. Für uns geht es ums Heimrecht, wenn die Playoffs losgehen. Die ersten fünf sind nur wenige Punkte auseinander, die letzten dafür umso deutlicher. Im Moment sind wir aber eine Wundertüte. Wir haben gegen den Vorletzten nur unentschieden gespielt, gegen Mannschaften vor uns aber teilweise hoch gewonnen. Wir müssen schauen, was in den Playoffs noch geht. Ist es aber möglich, noch ordentlich was zu reißen.
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