Kunibert Gerij beim Vinnumer Vorbereitungsturnier im Sommer 2019. Der Vereinschef übergibt traditionell den Siegerpokal. © Sebastian Reith
Westfalia Vinnum
Kunibert Gerij spricht über das Gewaltpotenzial und ängstliche Kinder nach der Schlägerei
In einem Interview hat sich Vereinschef Kunibert Gerij (70) vor der Sportgerichtssitzung am Montag geäußert: „Die Vorgänge sind bis heute noch nicht vom Verein und dem Dorf verarbeitet.“
Kunibert Gerij (70), Vorstand des Fußball-Kreisligisten Westfalia Vinnum, hat vor der Sportgerichtsverhandlung am Montag, 16. Dezember, zu der Massenschlägerei am 15. September in Vinnum Stellung bezogen. Die Redaktion hatte Gerij Fragen zukommen lassen, die der Vereinschef schriftlich beantwortet hat.
Die Dimension des Gewaltpotenzials hat nicht nur den Verein, sondern auch die Dorfgemeinschaft erschüttert. Die Vorgänge sind bis heute noch nicht vom Verein und dem Dorf verarbeitet worden.
Den Verletzten geht es physisch relativ gut, allerdings sind alle noch psychisch belastet mit der Aufarbeitung des Geschehens. Ein schwerverletzter Zuschauer, der einen Oberschenkelhalsbruch und einen Nasenbeinbruch erlitten hat, ist immer noch in physiotherapeutischer Behandlung und auf Krücken angewiesen.
Glauben Sie, dass das Ereignis Auswirkungen auf die sportliche Leistung hat?Sicherlich hatte das Ereignis mentalen Einfluss auf die Mannschaften, allerdings kann die aktuelle Tabellensituation damit nicht begründet werden.
Welche Konsequenzen ergeben sich für Westfalia Vinnum im Jugendbereich?Zwölf Kinder wurden während der gewalttätigen Ausschreitungen in der Cafeteria in Sicherheit gebracht. Von den betroffenen Familien wurde berichtet, dass die Kinder abends den Vater gebeten haben, Fenster und Türen zu schließen, sie hätten Angst. Der Vater einer anderen Familie berichtete, dass sein Sohn sagte: „Hoffentlich regnet es, dass das Blut von den Tribünen weggespült wird.“ Kinder vergessen diese Bilder nicht.
Die Folgen: Die Eltern haben das Problem, die Kinder wieder zum Training zu bewegen. Die Probleme bestehen aktuell immer noch. Wir haben den Eltern therapeutische Unterstützung angeboten. Vinnum ist kein Einzelfall. Für die Zukunft sehen wir die Problematik, dass Eltern ihren Kindern in der Sportauswahl nicht „Fußball“ empfehlen. Ebenso ist auch der Schiedsrichternachwuchs betroffen. Die aktuellen Mitteilungen des Verbandes zeigen, dass das Problem angekommen ist.
Sind Sie froh, dass am 16. Dezember endlich verhandelt wird?Wir werden am 16. Dezember die Grenzen der Sportgerichtsbarkeit erkennen müssen.
Wie bereiten Sie sich auf die Sportgerichtsverhandlung vor?Es wird nur satzungskonform der 15. September 2019 behandelt. Spielbericht und Polizeibericht haben klargestellt, dass die Gewalt von Spielern und Zuschauern der Gästemannschaft ausgegangen ist. Die Spieler der ersten Mannschaft von dem Verein Herta haben sich abgemeldet und sich somit zunächst der Sportgerichtsbarkeit entzogen. Über den Mechanismus der nachträglichen Umsetzung von Konsequenzen werden Insider ihre eigene Meinung bilden.
Die Spruchkammer kann satzungskonform nicht anders verfahren. Der Verein ist laut Satzung für die Aufrechterhaltung von Ruhe auf dem Platz vor, während und nach dem Spiel verantwortlich. Der Platzverein hat eine ausreichende Anzahl von Platzordner zu stellen. Bezüglich der Platzordner haben wir uns so aufgestellt, wie es alle Vereine in der Kreisliga praktizieren.
Wir werden im Verfahren feststellen müssen, dass nicht genügend Platzordner vor Ort waren. Ich glaube nicht, dass die Väter der Satzung solche Dimension an Gewaltpotenzial erahnen konnten und es kann auch nicht vermittelt werden, dass die gewalttätigen Ausschreitungen durch Platzordner hätten verhindert werden können.
Wer wird am Montag aus Vinnum Aussagen machen?Wir haben als Verein dem Kreis die Zeugen benannt. Es handelt sich noch um ein schwebendes Verfahren und der Verein Herta kann immer noch seiner Verantwortung zur Aufklärung nachkommen und hat dann auch das Recht, in der Sportgemeinschaft zu verbleiben.
Welche Reaktion und welche Entscheidungen hätten Sie sich vom Kreis gewünscht? Hat der Kreis Fehler gemacht?Der Verband kann nur satzungskonform handeln. Wir möchten allerdings an dieser Stelle für die Solidaritätserklärungen von Vereinen, Kommune, Kirche und insbesondere auch des Stadtsportverbandes bedanken, die dem Verein viel Kraft und Mut gewünscht haben, das Erlebte zu verarbeiten - verbunden mit Genesungswünschen für die Schwerverletzten. Eine ähnliche Stellungnahme gegenüber verletzten Zuschauern konnte man eigentlich auch von dem Kreis
erwarten. Es wäre kein Vorgriff auf ein schwebendes Verfahren. Wir waren schon überrascht über die Reaktion des Vorsitzenden, wir sollten doch die Position der Mannschaft von Herta überdenken, deren Trainer die Zerstörung seines Lebenswerkes beklagt. Das Fazit des Runden Tisches mit dem Hinweis auf die Satzung des Verbandes kann für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend sein.
Dieses Ereignis zeigt die Grenzen der Sportgerichtsbarkeit auf und nur ein Zusammenwirken von Politik, Polizei, Verband und Vereine können das Gefahrenpotenzial reduzieren.
Können Sie nachvollziehen, dass Michael Gassner als Unbeteiligter und Mitglied des SV Herta mit der Ausschlussforderung nicht einverstanden ist?Der Kommentar des „Berater des Vorstandes“ Michael Gassner, der nicht vor Ort war, hilft uns in der Sache nicht weiter, sondern wir erwarten die Stellungnahme des Vorstandes. Sein Hinweis, dass Spieler der ersten Mannschaft auch Vorstandsmitglieder waren oder sind, und vielleicht wissen, wer es war, aber nichts sagen, macht uns eher skeptisch.
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